Mittelrhein

Die Förderleistung

Die bisher aus dem späteren Rinnenquerschnitt und dem angenommenen Gefälle errechnete Kapazität von 6.000 – 7.000 m3/d ist gewiss ein Maximalwert für das tatsächlich herangeführte Wasser, der entscheidende Minimalwert mag nicht viel über 1.000 m3/d gelegen haben. Wieviel die Quellen wirklich schütteten, hat man noch nicht feststellen können. Die entferntesten waren wohl die schwächsten, wenn man sich die Topographie vor Augen hält. Alle waren gewiss ergiebiger als heute, solange die ganze Hochfläche von Ober-Olm bis Heidesheim  bewaldet war. Das war ab etwa dem 6. Jahrhundert wieder so und gewiss auch zu Beginn der Römerzeit, aber nicht lange, denn die wenig ökologisch vorgehenden Römer nutzten rabiat jede Holzreserve als Bau- und Brennmaterial, vor allem, wenn sie so nahe einer Metropole lag. Dementsprechend versiegten die Quellen immer mehr auf heutige Schüttung oder fielen trocken… Dies gilt gewiss auch für die Hechtsheimer Gemarkung, vor allem das auch heute wieder trocken gefallene Kesseltal. Ich denke, man musste die Finther Quellen einbeziehen, weil die stadtnäheren immer weniger Wasser lieferten und gleichzeitig auch der Bedarf angestiegen war.
Zur Kaiserzeit kam eine Legion inklusive Hilfstruppen und Tross (ca. 5.000 Mann)  bei Vollbesetzung auf knapp 11.000 Mann. 22 000 Mann konnten gewiss in dem relativ kleinen Lager nicht unterkommen. Zumindest die Auxiliar-Einheiten waren außerhalb untergebracht. Nehmen wir den Tagesbedarf des Lagers (Truppen, Hilfspersonen, Pferde, Maultiere) an Wasser mit 5.000 heutigen Einwohnereinheiten zu 100 l/d an, wären das 500 m3/d. Nehmen wir 15.000 Einwohnereinheiten an, dürfte die Leitung schon überfordert gewesen sein. Allerdings war wohl zumindest im Sommer, in möglichen Dürreperioden, ein großer Teil der Truppen und Tiere außerhalb des Lagers im Einsatz (Krieg, Manöver, Bauten) und man konnte bei akuter Wasserknappheit auch mal die Thermen schließen und die öffentlichen Brunnen abstellen. Im Winter freilich dürfte die Leitung trotz der 0,9 % Gefälle vom Einfrieren bedroht gewesen sein… Dass mit Wasserknappheit und Einfrieren gerechnet wurde, beweisen „zahlreiche … Zisternen aus allen römischen Epochen im Gebiet des ehemaligen Legionslagers“.

 

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