Leutesdorf am Mittelrhein

Ausstattung der Pfarrkirche

Stumm-Orgel

Die Orgel wurde 1735 von dem damaligen Pfarrer Johann Georg Bock bei der Sulzbacher Orgelbauerfamilie Stumm in Auftrag gegeben. Aus den Notizen des Pfarrers lässt sich schließen, dass die Orgel wohl rund 1000 Gulden gekostet hat.

Als Stifter der Orgel treten sowohl Leutesdorfer Bürger, wie Christ Emmerich, Matheis Nalbach und Peter Mertens mit Weinspenden als auch örtliche Beamte mit Geldspenden in Erscheinung. So haben alle fünf Zollbeamte, die zur Zeit des Orgelbaues in Leutesdorf lebten, großzügig für die Orgel gespendet. Der bestgestellte Mann des Dorfes war Hofrat Ernst Anton Sohler, der als Vorgesetzter der Zollstätte den Titel Zollschreiber führte. Er schenkte 120 Gulden und gab den Orgelbauern während ihres sechswöchigen Aufenthaltes in Leutesdorf an zehn Tagen das Mittagessen.

1954 und 1967 musste das wertvolle, dreimanualige Werk restauriert werden, da durch Heizungswärme, Holzwurm und natürliche Abnutzung Schäden entstanden waren.

Der verstorbene Kenner Stummscher Orgeln, Prof. Dr. Boesken, urteilt über die Leutesdorfer Stummorgel: "Die Leutesdorfer Orgel ist das einzige erhaltene dreimanualige Werk, das heute noch mit Rückpositiv und Echowerk von dem ersten Meister der Familie Johann Michael Stumm auf unsere Zeit gekommen ist [...] Leutesdorf besitzt eines der tonschönsten und dispositionell interessantesten Werke des Landes Rheinland-Pfalz."

Glocken

Die vier Glocken der Pfarrkirche sind auf die Töne d, fis, a sowie h, und damit auf den Anfang des "Salve Regina", eines alten Marienlobes, gestimmt. Sie sind den Heiligen Anna, Maria, Laurentius und Theresia geweiht.

Anna- und Marienglocke stammen aus historischer Zeit und datieren auf 1500 bzw. 1478. Laurentius- und Theresienglocke waren 1903 durch die Firma Ebenbach in Neuwied gegossen worden. Beide wurden am 26. Juni 1917 für den Kanonenguss an Ort und Stelle zerstört und abtransportiert. Lorenz Riemenschnitter schreibt darüber im Nachbarschaftsbuch der Kirchstraße: "Am 26. Juni 1917 mußte die katholische Pfarrkirche von Leutesdorf für Kriegszwecke auch zwei Glocken abliefern. Morgens zwischen 9 und 10 Uhr war feierliches Geläute sämtlicher Glocken, danach läuteten die zur Ablieferung bestimmten Glocken. Nach dem Läuten wurde mit dem Abbruch begonnen, indem sie in Stücke zerschlagen und nach dem Leutesdorfer Bahnhof gebracht wurden, von wo aus sie ihrem Bestimmungsorte zugeführt worden sind."

1934 wurden die zerstörten durch zwei neue Glocken der Firma Gebr. Ulrich, Apolda/ Thüringen, ersetzt. Auch hierüber vermerkt Nachbarschaftsschreiber Riemenschnitter: "Die katholische Pfarrkirche in Leutesdorf erhielt am 23. Mai 1934 zwei neue Glocken zum Ersatz für die zwei Glocken, welche im Krieg 1914-1918 abgeliefert werden mußten. Am 27. fand die Weihe statt, welche von Dechant Rössel [Hammerstein], Pfarrer Gerhardus [Irlich]  und Pfarrer Weißenfels von hier vorgenommen wurde. Die Glocken sind geweiht, eine der Hl. Theresia, die andere dem Hl. Laurentius. Pfarrer Gerhardus, Irlich, hielt die Festpredigt. Der Spruch auf der Glocke der Hl. Theresia bittet um [deren] Fürbitte... 'Wir sahen den Krieg, den Tod; wir sahen die Sorg um das Brot; St. Theresia bitte zu Gott, daß er beendet die Not. – Der Spruch auf der Laurentiusglocke lautet: St. Laurentius will ich heißen, tapferen Helden gilt mein Läuten, daß die Söhne gleich den Vätern, treu mir bleiben alle Zeiten [...]'.

Die eine Glocke wurde von einer Person gestiftet, die andere wurde durch freiwillige Beiträge, wobei sich sämtliche Nachbarschaften beteiligten, angeschafft. Beide Glockensprüche nehmen auf die Not der Zeit Bezug, währen die der mittelalterlichen Glocken lediglich versprechen: "Böse Wetter vertreibe ich" – ein Hinweis auf ihre unwetterabwehrende Kraft, die man ihnen zusprach und dass sie bei Unwetter geläutet wurden.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges mussten Anna-, Marien- und Laurentiusglocke aber bereits wieder abgeliefert werden - nur die kleine Theresienglocke konnte im alten trutzigen, romanischen Leutesdorfer Kirchturm hängen bleiben. Während Anna- und Marienglocke nach dem Krieg wieder nach Leutesdorf zurückfanden, war die Laurentiusglocke eingeschmolzen worden. An ihre Stelle trat 1978 eine neue von der Firma Mabilon in Saarburg. So ist das Geläute der Pfarrkirche wieder vollständig zum Lobe Gottes und in seiner Tonfolge den Beginn des Marienlobes "Salve Regina" anstimmend.

Nachweise

Verfasser: Werner Schönhofen

Bearbeiter: Rebecca Mellone

Erstellt am: 03.05.2010

Geänderrt am: 05.05.2010

Literatur:

  • Beiträge von Bruder Suitbert Vöing MSI. In: Pfarrbrief 29-31 (1967).