Valwig an Mosel und Saar

Zur Geschichte von Valwig

Valwig in vorgeschichtlicher und römischer Zeit

Blick auf Valwig (Vordergrund) und Ernst (Hintergrund) [Bild: Antoon Gadiot, CC-BY-SA 3.0]

Das Gebiet der heutigen Ortsgemeinde Valwig war vermutlich bereits in keltischer Zeit besiedelt. Hierauf deutet insbesondere der Ortsname hin, der sich von der kelto-romanischen Bezeichnung „Balbiacum“ ableiten lässt, die mit „Siedlung des Balbius“ übersetzt werden kann.[Anm. 1] Nach Einschätzung von Reinhold Schommers befand sich auf dem östlich des Ortsteils Valwigerberg gelegenen „Daunkopf“ (keltisch „dunum“ = befestigte Höhe) möglicherweise eine keltische Fluchtburg.[Anm. 2]

In römischer Zeit verlief nordöstlich von Valwigerberg eine Verbindungsstraße zwischen der auf den Höhen des Hunsrück verlaufenden Römerstraße von Trier nach Bingen bzw. nach Boppard sowie der Straßenverbindung von Trier nach Andernach.[Anm. 3] Nordöstlich von Valwigerberg sowie im Zentrum von Valwig wurden die Reste zweier römischer Gutshöfe (villae rusticae) gefunden.[Anm. 4] Die vier nördlich des Daunkopfes gelegenen Hügelgräber können aufgrund römischer Keramikfragmente und Brandasche aus dem Aushub in das zweite bis dritte nachchristliche Jahrhundert datiert werden.[Anm. 5]

„in villa nuncupante falavoia“ – Valwig in mittelalterlicher Zeit

Die erste urkundliche Erwähnung des heutigen Ortes stammt aus dem Jahr 866, als die Abtei Prüm einer Frau namens Hiedilda Land und Weinbergen bei Valwig vergab.[Anm. 6] Dort erscheint Valwig als „Falavoia“; in weiteren Urkunden aus dem Jahr 892 und 1130 ist von „Falaveia“ bzw. „Valefaye“ die Rede. Neben dem Kloster Prüm verfügten unter anderem auch die Abtei Maria Laach (seit 1130) sowie das Kollegiatstift von Münstereifel (seit 1231) über Weinberge bei Valwig und Ländereien auf der Höhe im Umfeld des heutigen Valwigerberg.[Anm. 7] Zudem werden unter anderem auch die Klöster Stuben (belegt seit 1252) und Engelport sowie das Kastorstift zu Karden, das Mainzer Domkapitel, der Kurfürst von der Pfalz und die Herren von Winneburg als Grundbesitzer in Valwig genannt.[Anm. 8] Den Zehnten erhielten die Herren von Virneburg, die ihren Anteil im 14. Jahrhundert teilweise an Kurtrier verkauften. Nach einem Rechtsstreit gingen Teile des Zehntes auf den Chorbischof von St. Kastor in Karden über. [Anm. 9] Der Weinbau an den Schieferhängen von Palmberg und Herrenberg blieb vom Mittelalter bis in die Gegenwart von herausragender wirtschaftlicher Bedeutung für den Moselort.[Anm. 10] Hiervon zeugen unter anderem einige erhaltene Kelterhäuser des 16. Jahrhunderts, die das Ortsbild von Valwig bis heute prägen.[Anm. 11] Darüber hinaus war auch der Ackerbau durch die Höfe auf dem Valwigerberg von Bedeutung; zudem verlieh Kurtrier im Jahr 1541 das Recht zur Errichtung einer Schiffsmühle auf der Mosel.[Anm. 12]

Grund- und Landesherr in Valwig war das Trierer Erzstifts, das zudem die Gerichtsbarkeit innehatte und über das Recht über Wasser, Weide und Wald verfügte. Das Stift Münstermaifeld belehnte die Herren von Treis mit den Vogteirechten von Valwig, bis diese die Vogtei 1484 endgültig an das Stift verkauften.[Anm. 13] Valwig besaß ein 1377 erstmals urkundlich bezeugtes Gericht, dem auch Ober- und Niederernst angehörten. Die niedere und höhere Gerichtsbarkeit hatte Kurtrier inne.[Anm. 14]

Valwig entwickelte sich am Fuße eines steilen Berghangs auf der rechten Moselseite im Umfeld einer 1220 erstmals erwähnten und dem heiligen Martin geweihten Kapelle. Diese gehörte als Filialkirche zum Pfarrbezirk von Bruttig, bis sie 1337 vom Trierer Erzbischof Balduin von Trier zu einer eigenständigen Pfarrei erhoben wurde.[Anm. 15] Die romanische Kapelle wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgrund von Baufälligkeit abgerissen und durch einen Neubau nach den Plänen des Johann Claudius von Lassaulx ersetzt.[Anm. 16]

Blick auf die Wallfahrtskirche [Bild: Klaus Graf, CC BY-SA 2.5]

Der Ortsteil Valwigerberg entwickelte sich aus mehreren Einzelhöfe auf dem fruchtbaren Ackerland auf der Höhe über der Mosel, die nach und nach einen zusammenhängenden Weiler bildeten.[Anm. 17] Die spätere Wallfahrskirche geht auf eine Kapelle des frühen 13. Jahrhunderts zurück, die sich im Umfeld des dem Mainzer Domkapitel gehörenden Testerhof befand. Mit der Erhebung Valwigs zu einer selbstständigen Pfarrei erhielt die Kapelle die Funktion einer Filialkirche. Eine dort aufgestellte und als „Gnadenbild der wundertätigen Mutter vom Berge“ verehrte Holzskulptur der Muttergottes mit Jesuskind löste im frühen 15. Jahrhundert eine größere Wallfahrtsbewegung aus. Aus diesem Grund wurde die der Muttergottes und der heiligen Magdalena geweihte Kirche 1445 neu errichtet und 1463 eine zur Kapelle gehörende Pfarrstelle mit Pfründen (Benefizium) zur Betreuung der Wallfahrer gegründet.[Anm. 18] Nachdem die Zahl der Wallfahrtsbesucher im Laufe des 16. Jahrhunderts stark abgenommen hatte, erlebte die Wallfahrt im Zuge der Gegenreformation ab 1625 einen neuen Aufschwung.[Anm. 19]

Valwig in der Frühen Neuzeit

Die Reformation setzte sich in Valwig ebenso wie im Großteil des Trierer Erzstifts nicht durch.[Anm. 20] Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs konnte die Wallfahrtskirche auf dem Valwigerberg von dem Rektor Benediktus Brühl von ihrer Zerstörung durch umherziehende Truppen bewahrt werden.[Anm. 21] Hiervon abgesehen unterschied sich die Entwicklung von Valwig in der Frühen Neuzeit im Wesentlichen nicht von der regionalen Ereignisgeschichte.[Anm. 22] Die Existenz einer jüdischen Gemeinde ist für Valwig nicht bezeugt.[Anm. 23]

Mit der Besetzung des linksrheinischen Gebiets durch französische Revolutionstruppen im Jahr 1794 endete auch in Valwig die kurtrierische Landesherrschaft. Valwig wurde 1798 dem französischen Staatsgebiet zugeschlagen und war nun Teil der zum Kanton Zell gehörenden Mairie Beilstein. Unter napoleonischer Herrschaft wurde der Besitz der verschiedenen Stifte und Abteien in Valwig zwischen 1806 und 1812 von den französischen Behörden an Privatbesitzer versteigert.[Anm. 24] Die Besitzungen des Kirchenbenefiziums der Wallfahrtskirche auf dem Valwigerberg wurde hingegen auf Veranlassung des letzten Rektors des Benefiziums von einem Konsortium von Valwiger Bürgern erworben und der Kirchengemeinde von Valwig übertragen.[Anm. 25]

Valwig im 19. und 20. Jahrhundert

Im Zuge des Wiener Kongresses fiel Valwig 1816 zur Landbürgermeisterei Treis, die zum Kreis Cochem innerhalb des Regierungsbezirk Koblenz gehörte.

Während des Ersten Weltkriegs fielen 11 aus Valwig stammende Soldaten.[Anm. 26] Die Kirchglocken der Valwiger Pfarrkirche konnten kurz vor Ende des Krieges aufgrund des Ausbruchs der Novemberrevolution 1918 vor dem Einschmelzen bewahrt werden.[Anm. 27] Während des Zweiten Weltkriegs fand ein mehrtägiges Artilleriegefecht zwischen den bei Kail in der Eifel lagernden Amerikanern und den deutschen Truppen auf dem Valwiger Berg statt, das die Wallfahrtskirche auf dem Valwiger Berg nahezu unbeschadet überstand.[Anm. 28] Valwig gehörte seit 1933 zum Amt Cochem und ist seit 1969 Teil der Verbandsgemeinde Cochem-Land (Seit 2009 Verbandsgemeinde Cochem). Der Gemeinde gehört der Ortsteil Valwigerberg sowie die Einzelhöfe Pfalzerhof und Josephshof an. Die Ortsgemeinde Valwig hat heute (Stand: 31. Dezember 2021) 435 Einwohner:innen.

Nachweise

Autor: Max Hartmann


Verwendete Literatur:

  • Berg, Axel von: Grabhügel östlich von Valwigerberg. In: Cochem-Zell. Landschaft an der Mosel. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Bd. 46, hg. von Axel von Berg, Stuttgart 2005 (Archäologie an Mittelrhein und Mosel, Bd. 17), S. 196.
  • Reitz, Georg; Hess, Peter: Die Chronik von Valwig/ Mosel nach Dr. Georg Reitz mit Ergänzungen der Valwiger Schullehrer Severin Moog und Richard Schützen (um 1942). Valwigerberg 1998.
  • Rettinger, Elmar (Bearb.): Historisches Ortslexikon Rheinland-Pfalz. Bd. 1: Ehemaliger Landkreis Cochem. Stuttgart 1985 (Geschichtliche Landeskunde 27).
  • Schommers, Reinhold: Gemeinde Valwig an der Mosel. Neuss 1992.
  • Wackenroder, Ernst (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. Teil 2. München 1959.

Veröffentlicht am 24.08.2022

Anmerkungen:

  1. Schommers 1992, S. 3. Zurück
  2. Ebenda. Zurück
  3. Ebenda. – Siehe hierzu auch Berg 2005, S. 42. Zurück
  4. Schommers 1992, S. 3; Berg 2005, S. 196. Zurück
  5. Berg 2005, S. 196. Zurück
  6. Rettinger 1985, S: 313 f.; Schommers 1992, S. 3. Zurück
  7.  Zurück
  8. Siehe hierzu ausführlicher Rettinger 1985, S. 314 f.; Schommers 1992, S. 4. Zurück
  9. Schommers 1992, S. 4. Zurück
  10. Für die Zeit um 1720 sind für Valwig etwa 247.900 Weinstöcke verzeichnet. Bei der Versteigerung des geistlichen und adligen Grundbesitzes in Valwig wurden die umliegenden Ländereien auf 64 Hektar Ackerland, 24 Hektar Wiesen, 27 Hektar Weinberge und 226 Hektar Wald beziffert, Rettinger 1985, S. 313. Zurück
  11. Siehe hierzu Schommers 1992, S. 13-15. Zurück
  12. Rettinger 1985, S. 315. Zurück
  13. Rettinger 1985, S. 315; Schommers 1992, S. 3. Zurück
  14. Schommers 1992, S. 4. Zurück
  15. Rettinger 1985, S. 315; Schommers 1992, S. 4. Zurück
  16. Siehe Schommers 1992, S. 4-6. Zurück
  17. Schommers 1992, S. 16. Zurück
  18. Rettinger 1985, S. 315; Schommers 1992, S. 16. Zurück
  19. Ebenda, S. 17. Zurück
  20. Siehe hierzu Rettinger 1985, S. 315. Zurück
  21. Schommers 1992, S. 17. Zurück
  22. Ebenda, S. 4. Zurück
  23. Siehe hierzu Rettinger 1985, S. 315. Zurück
  24. Ebenda, S. 314. Zurück
  25. Schommers 1992, S. 17. Zurück
  26. Reitz 1998, S. 49. Zurück
  27. Ebenda, S. 24.  Zurück
  28. Schommers 1992, S. 17. – Diese wenigen Informationen sind im Moment leider das einzige, was sich aus der Forschungsliteratur zum Zweiten Weltkrieg in Valwig entnehmen lässt. Eine genauere Bearbeitung der Kriegszeit und auch des gesamten 20. Jahrhunderts steht noch aus und wäre für die Zukunft wünschenswert. Zurück