Essenheim in Rheinhessen

Straßennamen

Backhausgasse

Backhaus Essenheim
Das alte Backhaus[Bild: Stefan Mossel]

in der Backhausgassen (um 1650)[Anm. 1]

Wahrscheinlich die heutige Hauptstraße. Das Gemeindebackhaus stand am Beginn der Hauptstraße. Es wird 1282 als Boländisches Bannbackhaus, 1752 als Gemeindebackhaus erwähnt. Das Backhaus wurde um 1962 abgerissen, um Platz für den Neubau der Raiffeisenbank zu machen.

Bajazzgarten

mundartlich "Bajassgaade"

Am südlichen Ende der Domherrnstraße war früher eine Brachfläche, auf der durchziehende Zirkus- und Spielleute ihre Kunststücke aufführten. Diese wurden auch als Bajazz oder Bajass bezeichnet. Der Begriff kommt vom italienischen Bajazzo und bezeichnet einen Possenreißer oder Narr.

Bergstraße

Berstraissen (1418)[Anm. 2], mundartlich "Bergsgaß"

Die Bergstraße verläuft parallel zum unteren Abschnitt der Elsheimer Straße und verbindet Kirchstraße und Wackernheimer Straße. Dort stehen relativ kleine Häuser sehr dicht beieinander. Der Name kommt wahrscheinlich davon, dass die Bergstraße früher die höchstgelegene Straße am Hang war.

Bocksgasse

Frühere mundartliche Bezeichnung für die Wackernheimer Straße. Möglicherweise stand dort früher der Gemeindeziegenbock.

Brinkelweg

Straße im Neubaugebiet "Römerberg". Der alte Brinkelweg führte vom Dorf in Richtung Süden. Der Flurname "Im Brinkel" bezeichnete eine kleine Talschlucht mit Quelle.

Auf der Brück

mundartlich "uff de Brick"

Kurze Seitenstraße der Mainzer Straße Richtung Norden. Möglicherweise befand sich hier einmal die Überbrückung eines Hohlweges oder Grabens.

Büttenweg

Straße im Neubaugebiet Römerberg. Der Büttenweg war früher ein Hohlweg, der vom Dorf in die Weinberge führte. Ob der Name davon herrührt, dass die Winzer mit ihren Fuhrwerken voller Bütten durch diesen Weg in die Weinlese zogen, ist fraglich. Auf jeden Fall soll dort im Herbst eine Einbahnregelung geherrscht haben, denn Beginn und Ende der Weinlese wurden täglich mit der Kirchenglocke bekannt gegeben und die Winzer zogen dann in ganzen Kolonnen in die Weinberge bzw. zurück ins Dorf. Da in dem engen Hohlweg kein Ausweichen möglich war, konnte man mit seinem Pferdegespann morgens und abends immer nur in eine Richtung fahren.

Straße der Champagne

Heutiger Name der Schmittgasse. Sie ist eine der drei Hauptstraßen von Essenheim, beginnt am Dalles und führt in südlicher Richtung nach Nieder-Olm. Den Namen erhielt sie 1978 als Zeichen der Verbundenheit mit den vier französischen Partnergemeinden in der Champagne. Das neue Straßenschild wurde am 3. September 1978 im Beisein der französischen Gäste feierlich enthüllt.

Dalles

Der Ortsmittelpunkt von Essenheim am Schnittpunkt der Hauptstraßen, unterhalb der Kirche. Das Wort kommt aus dem französischen und bezeichnet einen gepflasterten Platz.

Domherrnstraße

mundartlich "Dummerngass"

Seitenstraße der Hauptstraße nach Süden, früher Sackgasse. In ihr liegt der ehemalige Zehnthof der Mainzer Domherren. Dorthin mussten die Essenheimer den Zehnt abliefern. Am Ende der Domherrnstraße befand sich früher ein Fußpfad in die Weinberge, neben dem ein offener Wassergraben verlief.

Am oberen Ende war die Domherrnstraße zweigeteilt (wie die Neubrunnenstraße heute noch). Die östliche Seite war sehr steil und nicht befahrbar, sie wurde "Hewwel" genannt. In der Mitte zwischen den beiden Armen steht das Wiegehäuschen. Unterhalb des Wiegehäuschens war der Linsenborn, der noch bis nach dem Zweiten Wektkrieg benutzt wurde.

Bei der Erschließung des Neubaugebietes südlich des Dorfes in den 1980er Jahren wurde die Domherrnstraße verlängert und in einer langgezogenen Linkskurve bis zur Nieder-Olmer Straße fortgeführt. In diesem Teilstück folgt sie dem Verlauf des alten Dorfgrabens.

Am Dorfgraben

Verbindungsstraße von der Elsheimer Straße  zur Nieder-Straße. Sie folgt in ihrem Verlauf einem Teil des Dorfgrabens, der früher das ganze Dorf umgab. Der Dorfgraben leitete zum einen das Wasser hangabwärts um das Dorf herum und schützte zum anderen durch seinen dichten Bewuchs aus Ulmen und Hecken vor unerwünschten Eindringlingen. Nur drei Pforten, die Klingelpforte, die Mönchhofpforte und die Käferpforte, ermöglichten es, in das Dorf hinein zu gelangen.

Die östliche Seite der Straße Am Dorfgraben bestand ursprünglich nur aus Scheunen, weshalb die Straße von den Essenheimern auch "Scheiergass" genannt wird. Die westliche Straßenseite wurde erst spät bebaut, obwohl sich das Dorf schon weit in westlicher Richtung ausgebreitet hatte (Käferbeinstraße, Untere Käferbeinstraße, Elsheimer Straße). Entlang des alten Dorfgrabens befand sich lange Zeit nur ein Fußweg. Erst 1953 wurde der Weg eingeebnet und kanalisiert.

Elsheimer Straße

mundartlich Käwwergass

Die Elsheimer Straße beginnt am Dalles und ist die westliche Verlängerung der Hauptstraße in Richtung Elsheim. Der untere Teil vom Dalles bis zum Dorfgraben hieß früher Käffergasse.

Am Fasanenweg

Nördliche Verbindungsstraße zwischen Unterer Käferbeinstraße und Kirschgartenstraße. Sie entstand zusammen mit der Straße "Am Finkenschlag" Anfang der siebziger Jahre zur Erschließung des Neubaugebietes "Kirschgarten". Vorher befanden sich dort viele Obstfelder, in denen sich natürlich auch Fasane und andere Vögel aufhielten.

Am Finkenschlag

Südliche Verbindungsstraße zwischen Unterer Käferbeinstraße und Kirschgartenstraße. Sie entstand zusammen mit der Straße "Am Fasanenweg" Anfang der siebziger Jahre zur Erschließung des Neubaugebietes "Kirschgarten". Der Name erinnert daran, dass sich in den Obstfeldern, die vor der Bebauung dort waren, viele Vögel aufhielten.

Finther Weg

Seitenstraße der Mainzer Straße in Richtung Norden und damit in Richtung des heutigen Mainzer Stadtteils Finthen. Früher Feldweg zum Birker Hof (Birker Weg, auch Birker Hohl genannt). Im Zuge der fortschreitenden Bebauung in den 50er Jahre asphaltiert und als Straße gewidmet.

Frankreich

Neubrunnenstraße ("Frankreich")
Neubrunnenstraße ("Frankreich")[Bild: Stefan Mossel]

mundartlich "Fronkreich"

Bezeichnung für den freien Platz im Kreuzungsbereich von Neubrunnenstraße und Münchhofstraße. Auf diesem Platz haben die Franzosen 1792 einen Freiheitsbaum aufgestellt. Zur Erinnerung daran wurde vor einigen Jahren von der Gemeinde ein neuer Baum gepflanzt. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts soll sich dort der Kerbeplatz befunden haben.

Gehabertsweg

Straße im Neubaugebiet "Römerberg". Der Gehabertsweg führte früher von der Nieder-Olmer Straße in südlicher Richtung durch den Großeberg und stieß unterhalb der Weinberge auf den Weg von Stadecken nach Nieder-Olm. Siehe unter dem Flurnamen  Gehabertsweg.

Hauptstraße

Hauptstraße Essenheim
Die Hauptstraße im Jahr 1927[Bild: Stefan Mossel]

Die Hauptstraße beginnt am östlichen Dorfgraben (Klingelpforte) und durchzieht das Dorf bis zum Dorfmittelpunkt, dem Dalles. Sie hieß bis ins 19. Jahrhundert Klingelgasse, im Volksmund auch "die grad Strooß" Sie wurde 1827 chaussiert , bekam also einen festen Unterbau, und wohl danach auch einen neuen Namen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie gepflastert. An ihr befanden sich die meisten Läden und Gasthäuser und auch einige der größten Bauerngehöfte.

An der Hauptstraße befinden sich mehrere kleine Seitengassen, die keinen offiziellen Namen haben. Eine Gasse führt zum Haus Nr. 16 und wird "es Gässje" genannt, die Bewohner des Hauses sind passend dazu "es Gässers". Eine zweite Gasse führt zu den Häusern Nr. 36 und 38. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird sie "die Hohl" genannt, heute ist dieser Name nicht mehr gebräuchlich.

Neubrunnenstraße

Neubrunnen
Der Neubrunnen[Bild: Stefan Mossel]

Am neie Born (1750)[Anm. 3]mundartlich Bornsgass

Seitenstraße der Hauptstraße unterhalb der "Weddermauer" (Stützmauer). Beim Bau dieser Mauer wurde das Wasser dort abgefangen und ein Brunnen errichtet. Um das Jahr 1834 wurden große Steinsärge aufgestellt, vorher war dort ein Gewölbe zum Entnehmen des Wassers. Der Neubrunnen wurde 1982 neu gefaßt und gestaltet. Bis 1931 befand sich ein öffentlicher Brunnen an der Südseite des Hauses Nr. 5, wohl der "alte" Brunnen. Am südlichen Ende der Neubrunnenstraße befindet sich ein größerer freier Platz, der von den Essenheimern "Fronkreich" genannt wird.

Nieder-Olmer Straße

Nieder-Olmer Straße um 1930
Nieder-Olmer Straße um 1930[Bild: Luise Schott]
Nieder-Olmer Straße um 1952
Der untere Teil der Nieder-Olmer Straße, im Volksmund Krim genannt, um 1952[Bild: Stefan Mossel]

Die Nieder-Olmer Straße ist die südliche Fortsetzung der Straße der Champagne. Sie beginnt an der Einmündung der Münchhofstraße. An der Kreuzung mit dem Dorfgraben befand sich der südliche Ortseingang, die Münchhofpforte oder Nieder-Olmer Pforte ("Nerrolmer Port").

Bis 1945 standen im unteren Bereich der Nieder-Olmer Straße nur acht Häuser, die durch eine unbebaute Fläche vom Rest des Dorfes getrennt waren. Die Essenheimer gaben dieser Häusergruppe den Namen "Krim", weil sie wie die Halbinsel ins Meer ins freie Gelände hineinragte.


Schulstraße

Verbindungsstraße zwischen Straße der Champagne und Neubrunnenstraße. Sie hieß früher Zwerchgasse und wurde nach dem Bau der neuen Schule im Jahre 1886 umbenannt.

Zwerchgasse

Schulstraße in Essenheim
Schulstraße (früher Zwerchgasse) im Jahr 2009[Bild: Stefan Mossel]

Alter Name der Schulstraße. Verbindungsstraße zwischen Straße der Champagne und Neubrunnenstraße. Von dem mittelhochdeutschen Wort twerch, dwerch, querch = quer, schräg, verkehrt [Anm. 4]


Nachweise

Verfasser: Stefan Mossel

Redaktionelle Bearbeitung: Juliane Märker

Verwendete Literatur:

  • Dittmaier, Heinrich: Rheinhessische Flurnamen. Bonn 1963.
  • Erler, Adalbert (Hrsg.): Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofs. Bd. 3. Frankfurt a. M. 1963.
  • Landfrauenverein Essenheim (Hrsg.): Essenheimer Straßen-, Gassen-, Wegenamen und deren Herkunft. Zusammengetragen von Gretel Wolf. Essenheim 2005.

Aktualisiert am: 24.06.2014

Anmerkungen:

  1. Staatsarchiv Darmstadt, Salbücher Rheinhessen, Nr. 29d, St. Maria ad gradus, Blatt 1b Zurück
  2. Adalbert Erler "Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofs", Frankfurt 1952 - 1963, Band 3, Seite 30, Nr. 2266 Zurück
  3. Reformiertes Kirchenbuch Essenheim 1623-1787 Zurück
  4. Heinrich Dittmaier "Rheinische Flurnamen", Bonn 1963, Seite 356 Zurück