Laubenheim in Rheinhessen

0.Chronik der evangelischen Kirchengemeinde

Verfasser: Pfarrer i.R. Wolfgang Drewello

Erstellt am: 17.06.2025

Der Verfasser stützt sich vor allem auf die Laubenheimer Chroniken 1973 und 1988, auf Unterlagen in den Pfarrämtern Laubenheim, Weisenau und Bodenheim-Nackenheim sowie auf eigene Aufzeichnungen und Recherchen.

Die Anfänge einer evangelischen Gemeinde in Laubenheim am Rhein liegen in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts. Der Wiener Kongress (1815) hatte die politischen und kirchlichen Machtverhältnisse gründlich verändert: Mainz wurde zusammen mit Rheinhessen dem Evangelischen Großherzogtum Hessen (Sitz: Darmstadt) eingegliedert. Jetzt war es auch für Protestanten möglich, sich links des Rheins in ehemals kurmainzisch beherrschten Gebieten niederzulassen – auch in Laubenheim.

Der nun einsetzende Zuzug – nicht nur, aber eben auch – evangelischer Menschen ist auch im Zusammenhang der ökonomischen Entwicklung und Dynamik zu sehen. Die „Dampfmaschinisierung“ – z. B. die Errichtung von Fabriken, der Bau von Eisenbahnen, der Beginn der Dampfschifffahrt auf dem Rhein – ließ allenthalben neue Arbeitsplätze entstehen. Durch Armut verursachte Landflucht hatte nun nicht mehr vor allem Amerika im Blick, sondern konnte sich auf innerdeutsche Ziele konzentrieren – so auch auf die Rhein-Main-Region.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der Protestanten in und um Mainz stark zu. [Anm. 1] Zwar waren es in den – damals noch nicht eingemeindeten – Vororten zunächst noch nicht genug, um jeweils eine eigene Gemeinde zu gründen, doch mehr als genug, um für die Kirche eine Herausforderung darzustellen: Es ging zum einen darum, die Menschen pfarramtlich und seelsorgerlich zu betreuen, zum anderen darum, sie mit angemessenen Räumlichkeiten auszustatten.

Noch in napoleonischer Zeit hatten lutherische und reformierte Bürger in der Stadt Mainz am 2. Mai 1802 die Protestantische Gemeinde Mainz gegründet, die erste „unierte“ Gemeinde Deutschlands überhaupt – und dies als „Basisinitiative“. Der Pfarrer (später: die Pfarrer) dieser städtischen Gemeinde versorgten zunächst auch die Protestanten in den damals noch selbstständigen Vororten. 1887 wurden die Vororte aus der Stadtpfarrei herausgelöst und als Landpfarrei Mainz zusammengefasst. Die Laubenheimer evangelischen Christen wurden zusammen Bomit denen in Hechtsheim der Evangelischen Gemeinde Weisenau zugeordnet, die am 15. August 1883 als erste evangelische Gemeinde außerhalb der Stadt Mainz gegründet worden war. [Anm. 2] Die pfarramtliche Verbindung der Laubenheimer mit der Weisenauer Gemeinde bestand bis 1913. Der erste evangelische Gottesdienst in Laubenheim fand am 15. Februar 1893 im Dortschen Haus [Anm. 3] statt.

Abb. 1: Inschrift an der Stirnwand des Kirchleins
Abb. 1: Inschrift an der Stirnwand des Kirchleins[Bild: Jupp Heck]

Allenthalben wurden damals in den evangelischen Kleinstgemeinden einfache Versammlungshäuser errichtet, die „Betsaal“ genannt wurden. Als einziger von ihnen wird noch heute der in Laubenheim als solcher genutzt: das Laubenheimer „Kirchlein“.

Adolph Umber, Mitglied im Weisenauer Kirchenvorstand, ließ 1894 auf eigene Kosten auf einem ihm gehörenden Grundstück einen „Betsaal“ bauen und stellte ihn den Laubenheimer Evangelischen zur Verfügung. Am 7. Oktober 1895 wurde er dekretmäßig […] dem gottesdienstlichen Gebrauche übergeben, wie es in der Pfarramtschronik heißt. 1903 (nach anderen Quellen 1905) vermachte Adolph Umber das Gebäude urkundlich der mittlerweile gegründeten evangelischen Gemeinde. Das Kirchlein ist also auch im wörtlichen Sinn ein wirkliches Geschenk! Bis 1974 blieb es die einzige Räumlichkeit der evangelischen Gemeinde.

Um 1900 wurden 228 evangelische Christen in Laubenheim gezählt – genug, um daran zu denken, eine selbstständige Kirchengemeinde zu gründen. Dies erfolgte – zunächst provisorisch – am 15. Februar 1900. Ein Jahr später, am 2. April 1901, schrieb dann das „Großherzogliche Evangelische Dekanat Mainz“ mit Sitz in Kastel a. Rh. an das evangelische Pfarramt in Weisenau, dass nach Mitteilung des Großherzoglichen Oberkonsistoriums vom 30. März 1901 die Evangelische Gemeinde Laubenheim endgültig gegründet worden sei. [Anm. 4] Pfarramtlich blieb die Gemeinde mit Weisenau verbunden.

Das änderte sich 1913: Die oberste Kirchenbehörde beschloss, die Kirchengemeinde Bodenheim-Nackenheim von einem Pfarrassistenten verwalten zu lassen. Die Laubenheimer Gemeinde wurde deshalb aus dem Parochialverband Weisenau gelöst, vom Dekanat Mainz abgetrennt und dem Dekanat Oppenheim zugeführt. Diese Regelung blieb jahrzehntelang in Kraft: Die Laubenheimer Protestanten wurden bis 1970 vom Bodenheimer Pfarrer betreut.

In der jungen Kirchengemeinde kam es bald zu Konflikten. Der Bodenheimer Pfarrer berichtet 1913 in seiner Chronik, dass es in der Laubenheimer Gemeinde „einen Kirchengesangverein 1 und 2 [gebe], die sich wütend befehden.“ Für 1927 erwähnt die Laubenheimer Pfarrchronik „die Gehässigkeit zwischen Glieder[n] der Kirche“, die „so groß [sei], dass der Seelsorger keine Einigkeit mehr schaffen konnte.“ Erst einem Vermittler der Kirchenleitung in Darmstadt gelang es, wieder den Frieden äußerlich [!] herzustellen. Worum es bei all diesen Auseinandersetzungen ging, lässt sich nicht bzw. nicht mehr feststellen. Das verhält sich anders bei jenem Konflikt, zu dem es in den Jahren der Nazi-Herrschaft kam.

Der sog. „Kirchenkampf“ zwischen den Hitler treu ergebenen „Deutschen Christen“ und den Anhängern der „Bekennenden Kirche“ fand auch in der Laubenheimer Gemeinde statt. Ein Beispiel:

Ende März/Anfang April 1935 teilte der 66-jährige Kirchenälteste Richard Hannig im Auftrag des Kirchenvorstands dem damaligen Dekan Schilling, einem „rabiaten Nationalsozialist[en]“ mit, dass ihm das Betreten des Kirchleins verboten sei. Richard Hannig wurde daraufhin verhaftet und wurde erst nach fünf Tagen wieder entlassen. Der Kirchenvorstand verhielt sich weiterhin, wie man damals sagte, „bekenntnistreu“.

Als am 1. Februar 1945 bei einem Fliegerangriff Bomben auf Laubenheim fielen, wurde auch die kleine evangelische Kirche getroffen. Pfarrer Dr. Simon schreibt dazu in der Bodenheimer Pfarrchronik: „Viele Häuser wurden zerstört. Viele Dachziegeln der Laubenheimer Kirche waren entzwei, das Harmonium verbrannt, fast alle Fensterscheiben zerstört, das Dach des Kohleschuppens verbrannt. Hätte nicht die katholische Familie Spies, die neben der Kirche wohnt, den Schuppenbrand in der Nacht gelöscht, so wäre auch unser Kirchlein niedergebrannt.“ [Anm. 5]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stieg seit 1950 die Einwohnerzahl Laubenheims rasant an. Auch die evangelische Gemeinde verzeichnete einen starken Zuwachs an Mitgliedern. Lag deren Zahl 1944 noch bei 460, so waren es 1955 „über 900“ (Bodenheimer Pfarrchronik) und 1969 „zwischen 1600 + 1700“ (Laubenheimer Pfarrchronik). Dieses Wachstum ist nicht nur, aber nicht zuletzt den Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten geschuldet.

Am Ende seiner Dienstzeit erwähnt Pfarrer Staiger in der Laubenheimer Pfarrchronik nicht nur das „unerhörte Wachstum der Gemeinde“, sondern auch den Erwerb eines Bauplatzes im Park und den Plan für den Neubau eines evangelischen Kindergartens. Er schließt seine Notizen mit dem Satz: „Die Konfirmanden fahren nach wie vor bis 1969 nach Bodenheim.“ Ein Jahr später wird sich vieles ändern.

Abb. 2: Altarraum der evangelischen Kirche, 1964
Abb. 2: Altarraum der evangelischen Kirche, 1964[Bild: Marianne Wedel]

Am 8. Juni 1969 wurde Laubenheim am Rhein in die Stadt Mainz eingemeindet: Aus Laubenheim wurde Mainz-Laubenheim. Die evangelische Gemeinde wurde – nach 67 Jahren – aus dem Verbund mit Bodenheim-Nackenheim herausgelöst, pfarramtlich erneut mit der Gemeinde Mainz-Weisenau verbunden, dem Dekanat Mainz eingegliedert und verwaltungstechnisch an die evangelische Gesamtgemeinde Mainz angeschlossen. In diesem Zusammenhang wurde mit Wirkung vom 1. April 1970 eine Pfarrvikarstelle [Anm. 6] eingerichtet. Seitdem hat die evangelische Gemeinde einen eigenen Pfarrer bzw. eine eigene Pfarrerin.

Es war Karl Scheld, der am 1. April 1970 seinen Dienst als Laubenheimer evangelischer Pfarrer antrat. Genau fünf Jahre später folgte ihm Wolfgang Drewello. In der Tuchbleiche 18 war eine Pfarrdienstwohnung angemietet worden, in der Vorderen Talstraße 19 Räume für ein Gemeindebüro. Im Sommer 1977 ergab sich die Möglichkeit, das Büro ins Dachgeschoss des Hauses in der Tuchbleiche zu verlegen.

Es waren die Jahre der ökumenischen Aufbrüche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (11. Oktober 1962 bis 8. Dezember 1965) – auch in Laubenheim: Am Volkstrauertag 1970 fand der erste Ökumenische Gottesdienst statt. 1971 wurde der Soziale Arbeitskreis der beiden Gemeinden ins Leben gerufen – die einzige der damaligen Initiativen, die bis heute fortbesteht. Zum ersten Mal wurden die bis dahin getrennt durchgeführten Sammlungen zugunsten des Diakonischen Werks und der Caritas gemeinsam unternommen. [Anm. 7] Im selben Jahr gab es den ersten Ökumenischen Weihnachtsbasar. [Anm. 8] 1972 beschlossen der Pfarrgemeinderat und der Kirchenvorstand den Bau eines Ökumenischen Gemeindezentrums – ein Projekt, das über etliche Jahre vom Ökumenischen Arbeitskreis betrieben wurde. Die Weltgebetswoche für die Einheit der Christen wurde auf zweifache Weise wahrgenommen: In einem gemeinsamen Abendgottesdienst und dann durch den „Predigertausch“ – der katholische Pfarrer hielt die Predigt im evangelischen Sonntagsgottesdienst, der evangelische Pfarrer in der Vorabendmesse und den zwei Sonntagsmessen. [Anm. 9] Auch am „Weltgebetstag der Frauen“ an jedem 1. Freitag im März fand ein gemeinsamer Gottesdienst statt – zunächst von den beiden Pfarrern getragen, dann, seit ca. 1980, von den Frauen selbst in die Hand genommen. Die Schulgottesdienste an der Grundschule wurden ökumenisch gefeiert. Erwähnt sei auch das erste ökumenische Zwiegespräch der beiden Pfarrer als „Engel“ in der Bütt der Schwarzen Gesellen Anfang 1979, dem eine jahrzehntelange fastnachtliche Laufbahn folgen sollte.

Auch innerhalb der evangelischen Gemeinde entstand Neues: 1971 stellte die Stadtverwaltung in der alten Schule (heute: Wilhelm-Spies-Haus) einen Kellerraum für die Jugendarbeit zur Verfügung. Auf Initiative von Gemeindemitgliedern wurde ein Säuglingspflegekurs durchgeführt. Im Herbst 1973 wurde mit dem Anbau hinter der Kirche begonnen – mit einer Kleinstküche, Toiletten und einem Gemeinderaum. Ausdrücklich als „Provisorium“ gedacht, wird dieser Anbau bis heute genutzt.

Ende der 1970er Jahre setzte in Laubenheim eine Entwicklung ein, deren Folgen bis heute nachwirken: Wo gebaut werden konnte, wurde gebaut, westlich der Bahnlinie wie östlich davon. Innerhalb weniger Jahre stieg die Zahl der Einwohner von knapp 4.400 (1975) auf knapp 7.500 (1988). Viele der Zugezogenen waren junge Familien. Die Zahl der Kinder im Ort wuchs rasant. Sie mussten betreut werden – im Grundschulalter und davor. Bildeten bis dahin die, die „schon immer“ hier wohnten, die Mehrheit, so gerieten sie nunmehr zur („gefühlten“) Minderheit. [Anm. 10] Der Verfasser notierte damals, es verblüffe ihn, „dass Zugereiste manchmal in Laubenheim zu finden scheinen, was die Einheimischen inzwischen vermissen: Dörflichkeit!“

1980 wurde die Unterführung der Rheintalstraße unter die Bahn fertiggestellt, löste die beiden bis dahin bestehenden Bahnübergänge ab und bildete nunmehr wie ein Nadelöhr die einzige Verbindung zwischen Laubenheim- West und Laubenheim-Ost.

Für die evangelische Gemeinde fügte es sich gut, dass – nachdem das Projekt eines Ökumenischen Gemeindezentrums aufgegeben werden musste – am 28. September 1980 das Evangelische Gemeindezentrum in Dienst gestellt und im April 1982 durch die Errichtung des Pfarrhauses vervollständigt werden konnte. Sein Standort – in einer Fußgängerzone am Laubenheimer „Nadelöhr“ – liegt zentral. Mit diesem Gebäudekomplex östlich der Bahnlinie und der kleinen Kirche westlich davon war und ist die evangelische Gemeinde in beiden Ortshälften präsent – und für die kommenden Herausforderungen „infrastrukturell“ gut ausgestattet. Um ein paar Beispiele zu nennen:

Die Zahl der Kindertaufen stieg sprunghaft an, ebenso die der Konfirmanden – es mussten zwei Gruppen gebildet und zwei Konfirmationstermine angesetzt werden; die Spielgruppe, in einem Raum in der ehemaligen Vorschule untergekommen, musste „ins Gemeindezentrum“ übersiedeln – in Spitzenzeiten mussten vier (!) Gruppen angeboten werden; der Kindergottesdienst lebte auf; Kurse in der Erwachsenenbildung waren stark nachgefragt – zeitweise waren alle im Gemeindezentrum zur Verfügung stehenden Räume gleichzeitig belegt; der Flötenkreis, 1978 gegründet, wurde immer größer und fand – nach dem Pfarrerzimmer – für die restlichen Jahre seines Bestehens (bis 2008) eine Bleibe „im Zentrum“, ebenso der 1990 gegründete Singkreis.

Das Kirchlein, das Gemeindezentrum und das Pfarrhaus – drei Gebäude, die eine Gemeinde nicht nur ihr Eigen nennt, sondern die sie naturgemäß auch unterhalten und immer wieder reparieren, renovieren und sanieren muss.

Das Kirchlein, 1992 unter Denkmalschutz gestellt, erfuhr im Laufe seines Bestehens ein ums andere Mal Renovierungen, die in vielen Fällen (z.B. 1968) nicht mehr näher beschrieben werden können. Einschneidend war gewiss, finanziert durch eine Haussammlung, die Elektrifizierung des Gebäudes im Jahre 1923. (Die Mündungen der ehemaligen Gasleitungen sind noch heute an der Wand im Altarraum zu erkennen.)

Am 6. Dezember 1984 wurde der „Verein zur Erhaltung der Evangelischen Kirche zu Mainz-Laubenheim“ gegründet. Sein Wirken – immer in Absprache und im Einvernehmen mit dem Kirchenvorstand – erwies und erweist sich von Anfang an und bis heute als außergewöhnlich segensreich. Um ein paar Beispiele zu nennen:

Die Restaurierung des Fußbodens in der Kirche, die Neuaufstellung des alten Altars (der „neue“ steht seitdem im Gemeindezentrum), ein neuer Anstrich innen wie außen sowie eine neue Innenbeleuchtung (1985); die erste Umgestaltung des Platzes vor der Kirche (1986); die Erneuerung des Dachstuhls mit der 1989 in Betrieb genommenen neuen Bronzeglocke (die alte Stahlglocke aus dem Jahr 1893 ist nunmehr in der Kirche aufgehängt); die Sanierung des Sockels vom Kirchlein (1996) und des Dachgestühls (1998); die Elektrifizierung der Heizung im Kirchlein und im Gemeinderaum (1996); die Neugestaltung des Innenhofs hinter der Kirche (2004); die Holzwurmbehandlung und die Sanierung der Grenzmauer samt Metallzaun (2012); die Sanierung der Kirchentür (2017). In der Zeit vor der Corona- Epidemie wurde das Innere der Kirche samt Holzvertäfelung erneuert und verschönert.


Abb. 3: Das Kirchlein im Jahr 2022
Abb. 3: Das Kirchlein im Jahr 2022[Bild: Friedhelm Kärcher]

Obwohl 85 Jahre jünger als das Kirchlein, wiesen das Gemeindezentrum und das Pfarrhaus von Anfang an Schwachstellen auf: Die unter dem Boden verlegten Heizungsrohre, das Flachdach und, beim Zentrum, das „Zeltdach“. Wasserdurchbrüche von unten und von oben waren die Folge. Ein ums andere Mal mussten aufwändige Reparaturarbeiten durchgeführt werden.

Schon nach wenigen Jahren musste das Flachdach des Pfarrhauses, 1993 auch das des Zentrums, komplett erneuert werden. 2011 wurde das Zeltdach (Kunstschiefer) des Zentrums, eine Fehlkonstruktion (aufliegende Regenrinne), entfernt und durch ein Zinkdach mit neuem Kreuz auf der Spitze ersetzt. 2015 wurden die Sanitäranlagen und 2020 die Heizung vollständig erneuert. Im selben Jahr wurde auch das Foyer neugestaltet.

Personell hatte das Jahr 1989 für die evangelische Gemeinde erhebliche Konsequenzen. Am 6. März 1989 wurde Wolfgang Drewello zum – damals noch ehrenamtlichen – Dekan für das Evangelische Dekanat Mainz gewählt und blieb es, nach seiner Wiederwahl 1998, bis zum 29. Februar 2004. Zur Entlastung in der Gemeindearbeit wurde ihm ein Pfarrer mit halbem Dienstauftrag „beigegeben“. Von 1989 bis 1991 war es William Thum, danach bis ins Jahr 2000 Hans Ulrich Hoffmann-Schaefer und im Anschluss daran bis 2004 Gregor Ziorkewicz. Für die Gemeinde bedeutete dies eine Bereicherung: Sie hatte in dieser Zeit zwei Pfarrer mit je eigenem „Profil“ als Gegenüber. [Anm. 11]


Abb. 4: Der Innenraum des Kirchleins ist für eine Hochzeit geschmückt, 2019
Abb. 4: Der Innenraum des Kirchleins ist für eine Hochzeit geschmückt, 2019[Bild: Friedhelm Kärcher]

Es waren Jahre, in denen Vieles aufblühte – und Etliches davon in ökumenischer Zusammenarbeit und in ökumenischem Geist:

  • Schon 1988 wurde die Konfirmation zum ersten Mal – und seitdem Jahr für Jahr – in der katholischen Pfarrkirche gefeiert.
  • Das zehnjährige Bestehen des Gemeindezentrums wurde 1990 durch das Fest „Ein Zelt (!) für Viele“ begangen, zu dem alle Gemeindegruppen einen Beitrag leisteten.
  • 1991 veranstalteten die beiden kirchlichen Gemeinden zum ersten Mal eine Woche lang unter dem Motto „Wege durch die Wüste“ die „Laubenheimer Bibeltage“. Weitere folgten 1992, 2002, 2004 und 2007.
  • Seit 1993 finden die Ökumenischen Adventsandachten, seit 1996 auch die Ökumenischen Passionsandachten, jeweils mittwochs gegen Abend im Kirchlein statt.
  • 1994 wurde zum ersten Mal der Ökumenische Parkgottesdienst am Nachmittag des Pfingstmontags angeboten.
  • Am 1. Februar 1995 wurde im Gemeindezentrum der Bombennacht 50 Jahre zuvor gedacht – eine Zusammenarbeit der beiden kirchlichen Gemeinden mit der Ortsgemeinde und der Grundschule.
  • 1995 feierte die Gemeinde das 100 Jahre bestehende Kirchlein und gab aus diesem Anlass eine Broschüre heraus: „Mittendrin“.
  • 1997 wurden zum ersten Mal Ökumenische Neujahrsandachten mit anschließendem Empfang für die Mitarbeitenden veranstaltet.
  • Im Jahr 2000 lud der Singkreis anlässlich seines 10-jährigen Bestehens alle Laubenheimer Musikund Gesangsgruppen zu einem gemeinsamen Konzert ins Sportzentrum ein: „So klingt’ s in Laubenheim“.
  • 2001 jährte sich die Gemeindegründung zum 100. Mal. Es gab ein großes Fest: „…und da ist Freiheit“ (nach 2. Kor. 3, 17).
  • Seit 2005 wurden, lange Zeit ökumenisch verantwortet, an Gründonnerstag und an Karfreitag Gottesdienste für Kinder aller Konfessionen angeboten, gestaltet von einem Frauenteam. [Anm. 12]

Nicht zu vergessen sind der Ökumenische Besuchsdienst, der in dieser Zeit ins Leben gerufen wurde; der Kindergottesdienst, der – wieder einmal – auflebte; die Familiengottesdienste, die im Zentrum angeboten werden, und das ehrenamtlich tätige Küster:innenteam, das seit 1996 die sonntäglichen Gottesdienste betreut.

Seit dem 1. März 2004 war Wolfgang Drewello ausschließlich – und nun wieder ohne „beigegebenen“ Kollegen – als Pfarrer für die evangelische Gemeinde tätig. In der Folgezeit konnten einige neue Projekte in den Gemeindealltag eingebracht werden – zum Beispiel:

  • 2006 die jährlichen Tauferinnerungsgottesdienste – und das in zweifacher Weise: Zum einen in der Osterzeit für Kinder, die noch nicht zur Schule gehen, dies aber bald tun werden; zum anderen kurz vor den Sommerferien für Kinder im 3. Schuljahr, für die dies auch mit einem Erlebnisausflug zum Frankfurter Bibelhaus verknüpft war.
  • 2007 der Gottesdienst für Kinder und Erwachsene (ca. fünfmal im Jahr), der in erster Linie Kinder anspricht, zugleich aber auch für deren (Groß-)Eltern informativ ist und bei dem jeweils, unter Verwendung von Puppen und anderen Requisiten, eine biblische Geschichte im Mittelpunkt steht. Mittlerweile steht die Bezeichnung „Familiengottesdienst“ dafür.
  • Seit 2008 wird der Gottesdienst am 2. Sonntag im Advent von den evangelischen Frauen gestaltet.
  • Seit 2010 wird alljährlich der Lebendige Adventskalender veranstaltet.
  • Im selben Jahr wird der „neue“ Kindergottesdienst ins Leben gerufen: Getragen von einem Team, findet er am dritten Sonntag eines Monats zeitgleich zum Gottesdienst der Erwachsenen im Gemeinderaum an der Kirche (seit 2022 im Gemeindezentrum) statt.

Nach der Jahrtausendwende nahm das Thema Armut an Dringlichkeit zu – auch in Laubenheim. In diesem Zusammenhang wurde am 18. Juni 2010 der Laubenheimer Brotkorb eröffnet. Er ist eine Kooperation der beiden kirchlichen Gemeinden und der Arbeiterwohlfahrt Laubenheim, die aus pragmatischen Gründen als Trägerin fungiert. Zunächst in den Räumen der Firma Getränke- Ackermann im Dammweg untergebracht, siedelte der Brotkorb bald in das alte Feuerwehrhaus in der Wilhelm-Leuschner-Straße um und fand nach dessen Abriss schließlich im Haus des Autobahnamtes Montabaur eine Bleibe.

Am 3. November 2013 wurde Pfarrer Drewello in den Ruhestand verabschiedet. Seit dem 1. Februar 2014 wirkt Karin Meier als evangelische Pfarrerin in Laubenheim.

In den kommenden Jahren wird es zu erheblichen Veränderungen kommen. Beide sog. „Großkirchen“13 erfahren seit geraumer Zeit einen steten Rückgang der Zahl ihrer Mitglieder. Infolgedessen schrumpfen ihre Einnahmen eklatant. Das bedeutet: Die Kirchen müssen sparen und sich den neuen Bedingungen anpassen – personell wie infrastrukturell (Gebäude!). Dieser Prozess ist in beiden Kirchen bereits im Gange. Wie er sich auf die Gemeinden auswirken wird, darüber kann hier naturgemäß nicht berichtet werden. Es steht allerdings zu vermuten, dass diesbezüglich in der nächsten Ausgabe der Laubenheimer Chronik von spannenden Zeiten zu lesen sein wird.

2.1.Evangelische Pfarrer/Pfarrerinnen in Laubenheim

Pfarrer Dr. Steinmetz (Weisenau)1883–1891
Pfarrer Dr. Petersen (Weisenau)1891–1892
Pfarrer Lic. Dr. Bert (Weisenau)1892–1913
Pfarrassistent Kappesser (Bodenheim)1913–1916
Pfarrassistent Bock (Bodenheim)1916–1918
Pfarrassistent Herber (Bodenheim1918–1920
Pfarrassistent von der Aue (Bodenheim)1921–1922
Pfarrassistent Christ (Bodenheim)1922–1926
Pfarrassistent Koch (Bodenheim)1926–1927
Pfarrassistent Ullmann (Bodenheim)1927–1928
Pfarrer Olff (Bodenheim)1929–1933
Pfarrer Zipp (Bodenheim)1934–1936
Pfarrer Jürgens (Bodenheim)1935–1936
Pfarrer Jung (Bodenheim)1936–1944
Pfarrer Dr. Simon (Bodenheim)1944–1956
Pfarrer Staiger (Bodenheim)1956–1970
Pfarrer Scheld (Laubenheim)1970–1974
Pfarrer Drewello (Laubenheim)1975–2013
+ Pfarrer William Thum1989–1991
+ Pfarrer Hans Ulrich Hoffmann-Schaefer1991–2000
+ Pfarrer Gregor Ziorkewicz2000–2004
Pfarrerin Meier (Laubenheim) seit 2014seit 2014

Anmerkungen:

  1. In Laubenheim vollzog sich der Zuzug evangelischer Familien allerdings zöger- lich: Noch 1824 gab es hier keine Evange- lischen, 1828 immerhin 5, 1885 wurden laut Pfarramtschronik 85 gezählt und 1900 waren es 228 – und damit genug, um die Bildung einer Gemeinde ins Auge zu fassen. Zurück
  2. 1891 wurde dort mit Unterstützung des Gustav-Adolf-Werk (GAW) die Kirche errichtet. Zurück
  3. Später Großwäscherei Fehrmann, zuletzt Dörner, an der heutigen Oppenheimer Straße gelegen. Zurück
  4. Man beachte die Thron- und Altar-Sprache. Zurück
  5. Hier fällt m.W. zum ersten Mal der Ausdruck „unser Kirchlein“. Zurück
  6. 1986 in eine Pfarrstelle umgewandelt. Zurück
  7. Damals noch zweimal pro Jahr und mit von-Haus-zu-Haus-Besuchen – heute per Überweisungsträger, die einmal im Jahr als Beilage zum GEMEINSAM verteilt werden. Zurück
  8. Er wurde bis Anfang der 80er Jahre veranstaltet. Zurück
  9. In der ersten Hälfte der 80er Jahre musste damit aufgehört werden. Zurück
  10. Die Integrationsleistung des Kindergartens bzw. dann der Kindergärten, der Grund- schule, der Vereine und der kirchlichen Gemeinden in diesen Jahren kann m.E. gar nicht überschätzt werden. Zurück
  11. Rechnerisch waren es nur „zwei Halbe“, aber bekanntermaßen sind, menschlich gesehen, „zwei Halbe“ immer mehr als „ein Ganzer“. Zurück
  12. Dieses Angebot wurde nach der „Corona- Pause“ nicht wieder erneuert. Stattdessen lädt die evangelische Gemeinde nun am Karfreitag zu einem Kreuzweg für Kinder und Erwachsene mit Abendmahl auf dem Gelände des Zentrums ein. Zurück