Pfeddersheim in Rheinhessen

Die Pfeddersheimer Stadtbefestigung

Im sog. "Endkampf der Staufer" standen die Pfeddersheimer Ortsherren, die Herren von Hohenfels aus dem Hause Bolanden, auf der Seite der staufischen Könige. In den am Rhein ausbrechenden Kämpfen zwischen Anhängern und Gegnern des Königshauses wurde das hohenfelsische Pfeddersheim am 14.8.1251 von den Truppen des Mainzer Erzbischofs Gerhard in Schutt und Asche gelegt. Die damals wohl schon bestehende Ortsbefestigung wurde damals zerstört. Wahrscheinlich bestand diese Wehranlage lediglich aus Erdwällen und stärkeren Holzpalisaden.

Wann die steinerne Stadtmauer entstand ist nicht bekannt, sie wird im Zusammenhang mit der Erhebung des Ortes zur Reichsstadt um 1304 entstanden sein. Gleichzeitig mit der Stadtmauer entstand eine Reichsburg im Ort. Burg- und Stadtmauer wurde zu einer verteidigungstechnischen Einheit miteinander verbunden.

Der Johannisturm im Nordtrakt wurde Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut. Er hat einen Rundbogenfries, Zinnen und Steinhelm. Der Bürgerturm im Südtrakt stammt von 1551. Der runde Turm hat einen Rundbogenfries und Schwalbenschwanzzinnen. Burg und Ort wurden von einem Reichsschultheißen verwaltetet, der seinen Amtsitz auf der Burg hatte. Die Stadt Pfeddersheim wurde mehrfach von den Königen verpfändet. Während dieser Zeit blieb die Stadtmauer weitgehend intakt. Dies gilt auch für die Kriege des 15. und 16. Jahrhunderts, in denen sie den Bewohnern Schutz gab. Als aber im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) nacheinander spanische, schwedische, französische und weimarische Truppen die Stadt bedrängten, hatte die Stadtmauer schon keinen größeren strategischen Wert mehr. Während zahlreiche Stadtgebäude unter den kriegerischen Ereignissen litten und nur ein Drittel der Bevölkerung das Brennen und Morden überlebte, bleiben die Wehrmauern dagegen im großen und ganzen intakt. Da sie zwar gegen starke Kanonen keinen Schutz mehr bot, aber leicht bewaffnete Räuberbanden abhielt, setzte die Stadtverwaltung im Zuge des Wiederaufbaus der Stadt auch die Befestigungsanlagen wieder instand. Alle zehn Türme wurden ab 1655 der Reihe nach ausgebessert, so etwa der "Hohe Turm" (1671) und der "Knüttelberger Turm" (1678).

Im 18. Jahrhundert legte man dagegen auf die Erhaltung der Befestigungsanlagen keinerlei Wert mehr und die Stadtmauer mit ihren Türmen verfiel. Nach dem Übergang Pfeddersheims 1815 an das Großherzogtum Hessen wurden die drei altersschwachen Tortürme der Stadtbefestigung abgebrochen. Abschnitte der Befestigungsanlagen, vor allem die Halbschalentürme wurden 1818 an Privatleute verkauft. Von den ehemals zehn Volltürmen haben neun, von den 14 Halbtürmen haben sechs die Zeiten überdauert. Letztere sind allerdings zumeist in Häuser baulich integriert.

Die Tore

In die Stadt führten drei Tore, im Süden das Wormser Tor, im Norden das Herrnsheimer Tor und im Westen das Ober-Tor. Im Osten befand sich kein Tor; dort stand im Zusammenhang mit der Stadtbefestigung die Burg. Tore und Burg sind vollständig verschwunden, nach der letzteren wird das Terrain im Osten genannt.

Die Türme

  • Bürgerturm (Ringstraße 28)
  • Eckturm (Alle 23)
  • Roter Turm (Bundeswehrgelände)
  • Pulverturm (Kleine Burgstraße)
  • Aulturm (Aulstraße 22)
  • Türturm (Aulstr. 10)
  • Johannisturm (St. Georgenstr. 27)
  • Hoher Turm (Cästrich 26)
  • Springer- oder Lenhardsturm (Cästrich 8)

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff, Torsten Schrade

Verwendete Literatur:

  • Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Neudruck. Würzburg 1985.
  • Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 10: Stadt Worms. Bearb. v. Irene Spille. Worms 1992.

Aktualisiert am: 07.11.2014