Hachenburg im Westerwald

Zur Geschichte des Hachenburger Burggartens

Vernachlässigung in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts

Nachdem Hachenburg 1799 aufgehörte hatte, Residenzstadt zu ein, verwilderte der Burggarten zusehends. "Der Schlossgarten" so wird 1809 berichtet, "erfreute sich bisher keiner solchen Sorgfalt, wie die übrigen Gärten Hachenburgs".[Anm. 1] Damals dachte die herzoglich-nassauische Regierung daran, das circa 20 Morgen umfassende Areal, inkl. der fünf Morgen, die als Gemüsegärten genutzt wurden, für vier Reichstaler zu verpachten.[Anm. 2]

Gemäß dem Testament der letzten Burggräfin Isabella geb. Prinzessin von Reuß-Schleiz, der Stammmutter des Hauses Luxemburg, war der Bürgerschaft die dauernde Benutzung des Burggartens zugesprochen worden.[Anm. 3] Seit dem Tod der Fürstin 1824 wurde der Garten aber immer mehr vernachlässigt. Die Regierung in Wiesbaden betrachtete ihn als Teil des Forstfiskus und ließ ihn vom Oberförsters verwalten.[Anm. 4]

Neugestaltung um 1850

Am 2. November 1848 machte der herzogliche Forstmeister Dr. Genth Vorschläge zur Nutzung des herzoglichen Schlossgartens. Bisher habe man den Schlossgarten als Wiesenland genutzt.[Anm. 5] Der vorhandene vorzügliche Baumbestand, würde aber wenig gepflegt, die Anlage sei verwildert. Dr. Genth schlug nun vor, den Baumbestand zu verjüngen, die alten Bäume zu entfernen und Ahorn, Eschen und Rosskastanien anzupflanzen. Die alten, aber noch wertvollen Bäume und Büsche müssten fachmännisch gepflegt werden. Die beiden Ackerstücke im Schlossgarten könne man zu Pflanzschulen umgestalten.[Anm. 6] Der herrschaftliche Gemüsegarten bestand damals immer noch.[Anm. 7]

Doch nicht nur die Herrschaft fällte im Burggarten Bäume, um sie gewinnbringend zu verkaufen.[Anm. 8] In jener Zeit werden zahlreiche "Baumfrevel" begangen.[Anm. 9] Dies war besonders leicht, da – so ist es für das Jahr 1851 belegt – der Schlossverwalter viel Holz im Schlosspark lagern ließ. Als man dieses dann abtransportierte, wurden dabei die Wege des Burggartens verwüstet. Als die Regierung davon erfuhr, sollte Schlossverwalter Weber die Nutzung des Schlossgartens entzogen werden. Man wollte diesen unter speziellen Schutz stellen und für seine Wiederherstellung sorgen.[Anm. 10] In dieser Zeit wird der Schlossbrunnen im Burggarten erwähnt.[Anm. 11] 1896/97 bemühte sich der Hachenburger Verschönerungsvereins darum, den Burggarten wieder in Ordnung zu bringen.[Anm. 12] Auch die ersten Jahrgänge der 1905 eingerichteten königlichen Forstschule pflanzten Bäume an und versahen sie mit Namensschildern.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Henninger Nassau (1853), S.715 Zurück
  2. Verzeichnis sämtlicher Domänen der Grafschaft Sayn Hachenburg vom Frühjahr 1800 (HHStAW Abt. 151 Nr. 1314). Zurück
  3. Die Abschrift dieses Testaments ist in den 1890 Jahren verloren gegangen. Zurück
  4. Rötich, Geschichte Hachenburg o.S. Zurück
  5. Grasanbau im Burggarten und auf der Schanze (HHStAW Abt. 200/2 Nr. 23). Zurück
  6. Die Regierung dankte am 6. November 1848 dem Forstmeister, bedauerte aber, bei der gegenwärtigen politischen Lage nicht tätig werden zu können. Sobald wieder Ruhe eingekehrt sei, wolle man auf seine Pläne zurückkommen (HHStAW Abt. 200/1 Nr. 4). Zurück
  7. Im Bereich Burgbitze zwischen dem Reservoir (Wasserbehälter) und der Leipziger Chaussee (HHSTAW Abt. 212 Nr. 1926/I). Der Gemüsegarten wird noch 1894-1917 erwähnt (HHSTW Abt. 405 Nr. 20733). Zurück
  8. HHStAW Abt. 200/2 Nr. 23. Zurück
  9. HHStAW Abt. 212 Nr. 1926/I. Zurück
  10. HHStAW Abt. 212 Nr. 1926/I fol. 53. Zurück
  11. HHStAW Abt. 212 Nr. 1926/II fol 281f. ohne Zeitangabe. Zurück
  12. HHStAW Abt. 405 Nr. 20733 Brief 16.3.1896. Zurück