Hachenburg im Westerwald

Bäche in und um Hachenburg

Bäche und Weiher spielten im Stadtleben eine wichtige Rolle. Sie waren anfangs einzige Wasserquelle und dienten bis in die Neuzeit als Wasserreservoir bei Feuergefahr, sie trieben die Kornmühlen an, später die Mühlen der Gerber. Sie waren lange Zeit der einzige Platz, an dem man Wäsche u.a. waschen konnte.

Rothenbach

Der südlich Gehlert in der Flur Schmidtborn bzw. am Fuß des Gräbersberges westlich Alpenrod entspringende Rothenbach fließt nördlich auf Altstadt zu und biegt südwestlich der Bartholomäuskirche nach Westen ab, um am Klärwerk südlich des Kleeberger Hofes vorbei durch den Hatterter Grund nach Oberhattert zu fließen. Dort wird er von dem westlich unterhalb des Kapellchesberges entspringenden Selbach, und in Niederhattert durch den Aggerbach vergrößert und mündet als Hatterter Bach südlich von Hanwert in die Wied.
Im Bereich der Stadt Hachenburg wurde der Rothbach um 1894 begradigt. Hundert Jahre später (1994) erfolgte der vorsichtige  Rückbau.[Anm. 1] Im Zuge des Ausbaus der Westrandstraße wurde das Bachgebiet in seinen Biotopen beeinträchtigt und dann 1995/96 von der Stadt renaturiert.

Oberbach

Der Oberbach entspringt in der Flur Marr bzw. Marrheck, umrundet östlich das "Köppchen", um dann unterhalb Hachenburgs vorbeizufließen. An diesem Verlauf orientierte sich die erste herrschaftliche Wasserleitung ins Schloss. Die heute verschwundenen Mühlen wurden vom Wasser des Oberbaches bzw. des Lohmühlengrabens gespeist. Die Hachenburger wuschen lange Zeit ihre Wäsche im Oberbach und trockneten sie auf der Bleichwiese. Unterhalb der heutigen Brauerei mündet der Oberbach in den Rothenbach.

Holzbach

Der Holzbach "entspringt" in den Fluren "Unterm Judendborn" bzw. "Judenbornwiese" und fließt durch das Holzbachtal auf direkten Wege hinunter zur Nister. Im Bereich des Holzbaches haben früher der Junker- bzw- Nisterhof gestanden. In kleinem Umfang hat ihr auch Bergbau stattgefunden. Von der Leipzigerstraße führte ein Fußpfad zur Nister-Fahr-Brücke, über die man den Ort Nister erreichen konnte.

Hirzbach

Der Hirzbach entspringt nördlich von Alpenrod, fließt an Dehlingen vorbei und mündet nordwestlich von Korb in die Nister.

Nister

Die Nister bildete Jahrhundert lang die östliche Landesgrenze der Grafschaft Sayn. Sie entspringt im "Hohen Westerwald" am Westfuß der Fuchskaute, in der kleinen Ortschaft Willingen. Im Bereich Hachenburg fließt sie zwischen Nistertal und Erbach durch, passiert Korb westlich und schlängelt sich an der ehemaligen Arfelder Brücke, der Nisterer Brücke, der Brücke bei der Nistermühle und der Alten Nisterbrücke bei Marienstatt vorbei, nimmt unterhalb Heimborn die Kleine Nister auf und fließt weiter, um bei Wissen-Nisterbrück in die Sieg zu münden.
Die Hirten der städtischen Herden tränkten ihr Vieh zuweilen in der Nister, an ihren Ufern standen die Wüstungen Alte Hof und Arfelden sowie wohl auch der Junker- und der Nisterer Hof. An der Nister begann auch die Landwehr.
Die Nister ist im Zuge des Straßenneubaus der Umgehungsstraße 1965 erneut ein gutes Stück verlegt worden. An der Stelle, wo sich früher die Arfelder Brücke befunden hatte, ließ man einen Abschnitt von etwa 100 m vom neuen Lauf getrennt liegen. Auf dieses Weise ist Stück Hachenburger Straßengeschichte erhalten geblieben. An diesem alten Teilstück der Nister ist noch ganz schwach die alte Furt zu erkennen, durch man früher die Große Nister queren konnte.[Anm. 2]

Die "Schwarze Nister" entspringt am Stegskopf und mündet bei Bad Marienberg-Langenbach in die Nister. Die "Kleine Nister" entspringt auch am Stegskopf und mündet bei Heimborn in die Große Nister.

Verlegung der Nister im Bereich der Arfelder Brücke 1799

Im Jahr 1799 sah man sich gezwungen, das Flussbett der Nister im Bereich der Arfelder Brücke zu verlegen, da die dort verlaufende Straße durch Auswaschungen in den Bach abzurutschen drohte. An der Stelle, wo der Bach die Chaussee einzureißen drohte, verlief die Chaussee allerdings entlang einer Bergwand, konnte also nicht verlegt werden. Die Möglichkeit eine Brücke vor der schadhaften Stelle zu errichten, wurde als zu aufwändig und teuer verworfen. Unklar war auch, wer die Arbeit ausführen und für die Kosten aufkommen sollte. Die Bewohner der Stadt waren im Rahmen des Chausseebaus lediglich verpflichtet, Hand- und Fuhrdienste zu leisten. Alle übrigen Kosten für Kanäle, Dämme und dergleichen waren eigentlich aus der landesherrlichen Chausseekasse bzw. der herrschaftlichen Landeskasse zu bezahlen. Doch die Landeskasse war leer, die Gelder der Chausseekasse im allgemeinen Haushalt der Grafschaft versickert. Die Stadt  Hachenburg war nicht bereit, Geldmittel zur Verfügung zu stellen, und wollte auch nicht die Eigentümer der benachbarten Grundstücke zur Kasse bitten.[Anm. 3]
Trotzdem wurde die Verlegung des „Nisterflusses nächst der Arfelder Brücke“ 1800/01 in Angriff genommen. Die Bauleitung hatte Forstrat Armack. Die Regierung übernahm die Löhne der dafür angestellten Tagelöhner und dazu abgestellten Strafarbeiter, die alle den gleichen Lohn [!] erhielten.[Anm. 4]
Doch der Damm, der errichtet wurde, um die Nister in ein neu gegrabenes Flussbett zu zwingen, hielt nicht und brach. Am 21. April 1804 wurde in einem Bericht der fürstlich-nassauischen zur Grafschaft Sayn verordneten Regierung (von Beust, Wredow, John) die Frage aufgeworfen, ob die Bauarbeiten von 1800/01 mit der notwendigen Vorsicht erfolgt seien, und der „zweite“ [!] Durchbruch des Wassers nicht hätte verhindert werden können. Forstrat Armack verteidigte das Vorgehen: Man habe vorher mehrere Gutachten (Berichte) zum geplanten Bau eingeholt. Die Verlegung des gesamten Nisterbettes nach Norden (gegen den Nauberg) wurde als schnellste, kostengünstigste und sicherste Lösung erkannt. Man habe aber nicht beginnen können, weil die Gemeinde Nister, obwohl man ihr eine Entschädigung zugesagte hatte, dem Plan nicht zugestimmt hatte. Dies habe die Ausführung verhindert. So sei auf Vorschlag des Forstrates Armack der dann auch durchgeführte Plan entstanden, die Nister durch einen ungefähr 100 Schritt vom Ufer an der Straße angelegten Damm umzuleiten und einen anderen Verlauf zu geben. Es gab Warnungen, dass der hohe Wasserdruck möglicherweise die Dauer und Haltbarkeit der Arbeit in Frage stellen könnte. Bei einem dann folgenden Hochwasser sei zwar der Damm stehen geblieben und decke nach wie vor die Straße, die Ufer des neuen unterhalb liegenden Grabens aber, die nur aus lockerem Material bestanden hätten, seien fortgerissen worden. Der Fluss habe sich wieder den Weg in sein altes Bett gebahnt. Die Regierung schloss sich den Ausführungen Armacks an.[Anm. 5]
Im Zuge des Neubaus der Nistertalstraße ist die Nister 1965 erneut ein gutes Stück verlegt worden. An der Stelle, wo sich früher die Arfelder Brücke befunden hatte, ließ man einen Abschnitt von etwa 100 m vom neuen Lauf getrennt liegen. Dieser trockene Graben ist heute noch zu erkennen. Auch die alte Furt, über die man früher die Nister überqueren konnte ist in diesem Bereich noch schwach auszumachen.[Anm. 6]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. WWZ vom 17.9.1994. Zurück
  2. Orthey, Brücke S. 150. Zurück
  3. HHStAW Abt. 151 Nr. 1297, 1799ff. Zurück
  4. HHStAW Abt. 151 Nr. 1297. Zurück
  5. HHStAW Abt. 151 Nr. 1297; Vgl. die Karte zur Flussbegradigung  im HHSTW Abt. 342 Nr. 1186. Zurück
  6. Orthey, Brücke S. 150. Zurück