Hachenburg im Westerwald

Die "Lustschlösser" Sophiental, Louisenlust, Bellen und Lützelau

Kennzeichen der Residenzfunktion Hachenburgs sind vier kleinen "Schlösschen", die im Umkreis der Residenzstadt entstanden. Der Überlieferung nach soll ein Graf von Hachenburg seinen vier Töchtern Isabelle, Sophia, Lucilie (Lucinde) und Louise, jeweils ein Schloss erbaut und nach ihnen benannt haben. So seien die Schlösser Isabellenhof, Sophiental, Lützelau und Louisenlust entstanden. Laut einer anderen Sage soll ein Graf von Hachenburg einer schöne Geliebten, die Louise hieß, das gleichnamige Schlösschen verehrt haben.[Anm. 1]
Als Schlösser in engerem Sinne sind nur Sophiental (heute Meierei bei Mittelhattert) und Louisenlust (w Müschenbach) gesichert, während die "Schlösser" Bellen (Hof bei Steinebach) und Lützelau (Ort an der Kleinen Nister) wohl einfach durch den Volksmund zu solchen erklärt wurden.
Während über Sophiental (benannt nach der Gemahlin des Burggrafen Georg Friedrich (1715-1749) Sophia Amalie von Nassau-Saarbrücken) nur wenig bekannt ist,[Anm. 2] haben sich in Louisenlust an der Straße nach Altenkirchen kurz hinter dem Bahnhof Hattert noch Reste erhalten. Von alten Buchen beschattet, sind noch einige Säulen und behauene Steine sowie Pflanzen und Blumen zu finden, welche sonst nur in Gärten vorkommen. Aufstrebendes Mauerwerk steht keines mehr.[Anm. 3]
Erbauerin der Schloss- und Gartenanlage Louisenlust war die Wild- und Rheingräfin Louise (1721-1791), die Gemahlin des in Hachenburg von 1749 bis 1751 residierenden Burggrafen Wilhelm Ludwig von Kirchberg (1709-1751). Sie ließ das nach ihr benannte Schlösschen auf eigene Kosten von dem gräflichen Beamten Georg Lebrecht Magdeburg für 14.428 Reichstaler und 37 Kreuzer errichten.[Anm. 4] Die Bauarbeiten begannen am 31. Mai 1747, die Grundsteinlegung fand am 26. Juni 1747 statt. Bis zum 7. Juli 1750 entstanden ein herrschaftliches Haus, Pavillons, Brunnen und eine anscheinend prächtige Gartenanlage. Die Ringmauer, die das Anwesen umgab, war ca. 1.350 Meter lang.[Anm. 5]
Die Herrschaft beschloss 1765 das Fasanenhaus von Louisenlust abzubrechen und neu aufzubauen. Franz Beyer, Maurermeister aus Hachenburg, machte am 12. März 1765 ein Angebot, da die Ringmauer reparaturbedürftig war.[Anm. 6]
Das Ende für Louisenlust kam während der Revolutionskriege. 1795[Anm. 7] bzw. Anfang Juni 1796[Anm. 8] wurde das Schlösschen von den heranrückenden Franzosen zerstört, die auch für den Fall von Sophiental verantwortlich waren.[Anm. 9]
Forstamtmann Schlosser bat am 18. November 1800 die neue Herrschaft in Weilburg um Erlaubnis, ein in Lokal in dem offensichtlich noch stehenden Gemäuer einrichten zu dürfen. Das Hauptgebäude, so hieß es, sei verbrannt, ein Holzwerk ganz. Es fehlten der steinerne Fußboden, in den Pavillons Türen und Fenster, die Mittelwände und die Treppen, das eiserne Tor und Gatterwerk. Das Inventar sei zum größten Teil geraubt. Der Platz wäre wohl eine schöne Aussicht, aber es gebe kein Wasser. Mit aus diesen Gründen wurde das Gesuch Schlossers abgelehnt. Man befürchtete, dass durch einen Wiederaufbau, das Haus "am Ende eine Herberge bösen Gesindels werden" könne.[Anm. 10]

Lusthaus am Alpenroder Weg ?

An der Stelle, an der wohl der herrschaftliche Schafhof lag, ist auf einer Gemarkungskarte[Anm. 11] links des "Seiffen" ein Gebäude eingezeichnet, dass weniger an ein Wirtschaftsgebäude, als vielmehr an ein kleines herrschaftliches Lusthaus erinnert. Auf einer anderen Karte[Anm. 12] ist zwischen Horhäuser Schlag und Alpenröder Weg in der Nähe des Gebücksborns am damaligen Waldesrand dieses Gebäude, von einem Zwiebeldach gekrönt eingezeichnet, davor eine "Grotte"? und einen schmaler Weg, der durch eine künstliche grüne Laube zu einem Holzgestell führte. Dicht dabei steht ein kleines Nebengebäude. Da jegliche schriftliche Nachrichten zu einem dortigen "Lustschloss" fehlen, führen weitergehende Spekulationen wenig weiter.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Henninger, Herzogtum (1853), S. 718. Zurück
  2. Abrechnung für Bauten an Sophienthal aus dem 17. bzw. 18. Jahrhundert (HHStAW Abt. 340 Akten 2046 fol. 19). Zurück
  3. Trautmann, Jagdschloss S. 172. Zurück
  4. Trautmann, Jagdschloss S. 160. Zurück
  5. Trautmann, Jagdschloss S. 161. Zurück
  6. HHStAW Abt. 340 Akten 2046 fol.1. Zurück
  7. Hachenburg, Blütezeit, S. 38. Zurück
  8. Söhngen S. ??? Zurück
  9. Trautmann, Jagdschloss S. 164. Nach Henninger wurde Louisenlust von den Franzosen zerstört, weil der Graf das Anwesen einem aus Frankreich geflüchteten Klosterkonvent zur Wohnung eingeräumt hatte (Henninger, Herzogtum (1853), S.717f.). Zurück
  10. ??? Zurück
  11. HHStAW Abt. 342 Nr. 264 Zurück
  12. HHStAW Abt. 342 Nr. 279. Zurück