Hachenburg im Westerwald

Städtisches Gefängnis im Untertor der Hachenburger Stadtmauer

Die Stadt hatte ein eigenes Gefängnis. Es befand sich, so ist es 1595 belegt an der Niederpforte und befand sich wohl in einem der Zwillingstürme, der später als "Bürgerturm" bezeichnet wurde.[Anm. 1] Von der Einrichtung des Gefängnisses erfährt man keine Einzelheiten.
1629 beschwerte sich Christ Karthausen, da sein 13-jährige Tochter und eine 14-jährige Magd, die nach Zeugenaussagen bei einem Obstdiebstahl beobachtet wurden, abends im elterlichen Haus verhaftet und über Nacht in den Burger thurm uff die nederport gesperrt worden waren. Karthausen war so empört über diese drakonische Bestrafung, dass er sich gewaltsam Zugang zum Turm verschaffte und die Mädchen befreit. Der Ausgang des Streites ist leider nicht überliefert.[Anm. 2]
Das Gefängnis wird in den Quellen immer wieder genannt, so etwa 1621,[Anm. 3] 1666,[Anm. 4] 1677,[Anm. 5] 1740/41,[Anm. 6] sowie 1742[Anm. 7] und um die Mitte des 17. Jahrhunderts.[Anm. 8] Das Schloss zum Zellenbereich wurde 1771/72,[Anm. 9] 1778[Anm. 10] und 1787 erneuert.[Anm. 11] Auch im 18. Jahrhundert wurde der Gefängnisturm durchgängig benutzt.[Anm. 12]
Er war mehr für kurzzeitige Strafen gedacht.[Anm. 13]
Im Jahr 1802 wird das Turmgefängnis noch einmal erwähnt, da der Gefängniswärter Andreas Reinfels ganz in seiner Nähe wohnte.[Anm. 14] Der Bürgerturm, um 1815 als Gefängnis noch genannt,[Anm. 15] wurde mit der Stadtmauer wenige Jahre später abgerissen.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Am 26.7.1629 wurde ein Mädchen in den Turmgesperrt, weil sie beim Obstdiebstahl erwischt wurde (HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 3. Zurück
  2. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr.3 zum 26.7.1629. Zurück
  3. Söhngen S. 72. Zurück
  4. Söhngen S. 98. Zurück
  5. Gensicke S. 42. Zurück
  6. Söhngen S. 134f. Zurück
  7. HHStAW Abt. 340 Akten Nr. 1391 b fol. 52-56v zum 7.2.1742, ebd. fol. 94 zum 25.2.1742 und HHStAW Abt. 121 Sayn 7 (unpaginiert) zu Januar/Februar 1742. Zurück
  8. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 9 pag. 1ff. Zurück
  9. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 9 pag. 1ff. Zurück
  10. 1778 mussten böse Buben für ein paar Tage in den Turm, weil sie beim Pfarrer und beim Hofrat Birnen gestohlen hatten. (Heinrichs, Vom Leben S.74) Zurück
  11. Söhngen S. 175ff. Zurück
  12. Er wird 1778 genannt (Söhngen S. 167), ebenso 1780 (Söhngen S. 169) und 1786 (Söhngen S. 175). Zurück
  13. Heinrich Bescher, der einige Birnen vom Baum des Pastors Giershausen entwendet hatte, musste drei Tage im Turm verbringen (Söhngen S. 167). Zurück
  14. Damals sollte sein völlig heruntergekommenen Haus an der Stadtmauer von der Stadt noch einmal repariert werden (HHStAW Abt. 342 Nr. 472 vom 4.9.1802). Zurück
  15. HHStAW Abt. 343 Nr. 55 Stadtegemeinderechnung 1810-1814 und Stadtrechnung 1815 (HHStAW Abt. 224 Nr. 4661) Zurück