Hachenburg im Westerwald

Von der Ziegelei zum Bauzentrum Mies in Hachenburg

Friedrich Mies, der von Altstadt nach Hachenburg gezogen war, begann 1892 ein kleines Baugeschäft in der Ringstraße, das in den Anfangsjahren 4-5 Arbeiter beschäftigte. Im laufe der Jahre wurde der Betrieb ständig größer und bekam immer lukrativere Aufträge. An größeren Bauarbeiten wurden ausgeführt. 9 Schulhäuser im Oberwesterwaldkreis, darunter auch die städtische Volks- und Realsschule an der Leipziger Straße in hachenburg, die Fabrikanlagen der Firmen Gebrüder Schneider in Hachenburg und Erbach und Gustav Berger & Co. in Hachenburg. Auch von der preußischen Staatsbahnverwaltung und der preußischen Domänenbauverwaltung wurden Bauaufträge entgegengenommen.
Die Firma hatte 1908 ihr Geschäftsfeld erweitert, das nun die Ausarbeitung von Zeichnungen und Kostenanschlägen, die Übernahme und das Fertigstellen von Neu- und Umbauten umfasste. Daneben unterhielt man einen eigenen Steinbruchbetrieb, lieferte Sockelsteine und war gerade dabei, eine eigene Dampf-Ringofenziegelei aufzubauen. Sie erzielte bald eine Jahresproduktion von fast 2 Millionen Ziegelsteinen. Die Firma unterhielt ein Lager für Ransbacher Steingutröhren, schweren Kanalröhren nebst Faconstücken.[Anm. 1] Das Unternehmen beschäftigte 1928 55 bis 60 Angestellte und Arbeiter, die Dampf-Ringofenziegelei war 1931 immer noch in Betrieb, ebenso die Baustoffhandlung.[Anm. 2]
Während des Krieges war in der Ziegelei innerhalb des geschützten Ofens ein Munitionslager (Infanteriemunition, Handgranaten u.ä.) eingerichtet worden.[Anm. 3]
Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Angebot des Unternehmens in den 1960-er Jahren durch die Sparte Innenausbau und 1970 durch eine Fliesen- und Kachelabteilung erweitert. Nachdem Firmengründer, Sohn und Enkel verstorben waren, ging der Betrieb 1978 in die Hand der "Mobau-Kette" über. 1987 erfolgte der Neubau des Geschäftshauses, 1990 eine Erweiterung.[Anm. 4]
Die Ringofenziegelei wurde 1993 von der Fa. Otto Fischer GmbH & Co KK betrieben. Diese plante damals, in ihrem Werk Klärschlammasche der BASF in Ludwigshafen unter Beimischung von Ton zu Schamottsteinen zu brennen. Der Plan wurde vom Verbandsgemeinderat abgelehnt.[Anm. 5] Das Projekt "Bad Hachenburg" scheiterte damals u.a. daran, dass die Abgase der Ziegelei das Prädikat eines Luftkurortes verhinderten. Wegen der Umweltbelastung gab es Pläne, den Betrieb aus der Ortslage an die "Rheinschiene" zu verlegen.[Anm. 6]
Alle Pläne wurden gegenstandslos, als der Baugrund Ende 1998 an die Fa. Mies verkauft wurde, nachdem Bohrungen ergeben hatten, dass der Boden nicht unzulässig mit Schadstoffen belastet war. Im Jahr 1999 wurde die Gebäude der alten Ziegelei abgerissen und nach 12-monatiger Bauzeit zog das Bauzentrum Mies von der oberen Koblenzer Straße in den Ziegeleiweg.[Anm. 7]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Hachenburg und seine Umgebung 1908. Zurück
  2. 80 Jahre  Westerwälder Zeitung S. 52Einwohnerbuch für den Westerwald 1931. Zurück
  3. Befragung Gerd Latsch (Stadtarchiv Hachenburg) Zurück
  4. WWZ vom 21.3.1996. Zurück
  5. WWZ vom 25.8.1994 und 22.9.1993. Zurück
  6. WWZ vom 4.4.1995. Zurück
  7. Hachenburger Löwe vom 20.10.1999 Zurück