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Die Pistolen des Marschall Ney

1814 bekam der Sohn des Georg Friedrich Krapp, Johann Konrad, als Dank für die Rettung eines kranken französischen Offiziers vom napoleonischen Marschall Ney zwei Pistolen geschenkt. Den Hintergrund dieser Geschichte erzählte Adolf Krapp (Urenkel von Johann Konrad Krapp) nach der Erzählung seines Onkels F.W. Foos dem Dürkheimer Historiker Georg Feldmann, der sie am 7. Januar 1988 im Amtsblatt der Stadt Bad Dürkheim veröffentlichte.

Einige Erläuterungen zum historischen Kontextes sind zum besseren Verständnis in der Geschichte untergebracht worden:

Nach der Niederlage der napoleonischen Armee in Russland 1812/13 zog sich diese über den Rhein zurück. Die einst so gewaltige „Grande Armée“, zu der untere anderem auch Soldaten aus der Pfalz und Rheinhessen gehörten, war nicht nur durch den entbehrungsreichen Feldzug mit seinen zahlreichen Schlachten stark dezimiert und geschwächt worden, sondern auch Hunger, Kälte und Krankheiten, wie Typhus und Pocken, hatte ihren Teil beigetragen. Der Rückzug auf französisches Gebiet schien nach der Niederlage an der Beresina nicht mehr zu vermeinde. Seit dem Frieden von Campo Formio (1797) waren die ehemals deutschen linksrheinischen Gebiete offiziell von Frankreich annektiert. Dürkheim gehörte damals zum Département du Mont-Tonnerre.

Die krappsche Familienüberlieferung besagt nun, dass ein erkrankter französischer Offizier im Haus des Winzers Georg Friedrich Krapp einquartiert wurde, bei dem es sich um den Neffen von Marschall Ney, Kommandant der französischen Nachhut, gehandelt haben soll.

Die vorrückende russische Armee zwang die Franzosen an Neujahr 1814 sich weiter Richtung Kaiserslautern zurückzuziehen. Georg Krapp sei dann der Bitte des kranken Offiziers nachgekommen, ihn zu den abziehenden Soldaten in den heutigen Stadtteil Hardenburg zu bringen. Er schickte seinen 12jährigen Sohn Johann Konrad mit dem kranken Offizier auf einem Pferd zum Truppenquartier. Dort soll ihm der Marschall zum Dank die beiden Pistolen übergeben haben.

Es gelang dem Jungen auf dem Rückweg Pferd und Pistolen vor den nachrückenden Russen zu verstecken, er selbst geriet in Gefangenschaft. Nach seiner Befreiung dank der Fürsprache des Stadtrats Mühl-Heusser, erkrankte Johann Konrad schwer an den schwarzen Pocken.

Bei den Waffen handelt es sich um Kavalierspistolen, die normalerweise nicht in militärischen Auseinandersetzungen verwendet wurden. Der gezogene Lauf von 6,7 cm Länge hatte nur einen Durchmesser von 7 mm. Eine Pistole war nur ca. 15 cm lang und wog etwa 150g.

Die kleinen Kavalierspistolen befanden sich bis 2001 im Besitz der Familie.


Werner Krapp berichtete 2007:

„Die beiden („Reise-“)Pistolen sind leider nicht mehr im Originalzustand. Die ursprüngliche Steinschlosszündung wurde, vermutlich von meinem Urgroßvater, Mechanikermeister in Dürkheim, auf „Perkussion“ aptiert.

Der von F. W. Foos festgehaltenen Geschichte der beiden Pistolen bleibt anzufügen, dass ihretwegen mein Vater 1945 von einem eifrigen Zeitgenossen wegen Waffenbesitz bei der Militärbehörde angezeigt wurde. Die Pistolen wurden ihm daraufhin von den Franzosen zunächst abgenommen - seitdem sind die Schlossmechanismen defekt - aber wenig später von einem französischen General in Landau zurückgegeben, verbunden mit dem (vergeblichen) Versuch daraus eine frankophile separatismusfördernde Kampagne zu machen (Marschall Ney ist in Saarlouis geboren).

Ich habe die beiden Pistolen 2001 dem Dürkheimer Stadtmuseum übergeben. Seitdem sind sie dort zu sehen.“

Nachweise:

Verfasser: Dominik Kasper und Werner Krapp

Verwendete Literatur:

  • Feldmann, Georg: Aus unserer Stadtgeschichte. Die Pistolen des Marschall Ney. Eine in der Bad Dürkheimer Familie Adolf Krapp überlieferte Episode aus der Franzosenzeit, in: Amtsblatt der Stadt Bad Dürkheim, Nr. 1, 07. Januar 1988.

Erstellt: 09.11.2010