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Rezension zu: Rösch, Getraud und Hans-Egon: Römerstraßen zwischen Mosel und Rhein. Unterwegs zu sehenswerten Römerfunden, Mainz 2010.

[Bild: Gertraud und Heinz Egon Rösch]

Wer an das römische Erbe im heutigen Rheinland-Pfalz denkt, dem fallen zuerst die großen Stadtgründungen, die Bauten und Einzelfunde ein. Auch Kulturtechniken wie etwa der Weinbau, von römischen Soldaten und Verwaltungsbeamten in unseren Breiten eingeführt, stehen weit oben auf der Liste. Manchmal wird dabei vergessen, daß dem Fortschritt erst einmal ein Weg durch das damals noch weitgehend unerschlossene Germanien gebahnt werden mußte. Viele Wege, um genau zu sein.

Das römische Straßennetz, an das die Bewohner der germanischen Provinzen seit der Eroberung durch das Imperium Romanum angeschlosssen wurden, war gewaltig. Es zog sich, von Rom ausgehend, durch die damals bekannte Welt. Hervorragend geplant und gewartet, blieb es im wahrsten Sinne des Wortes für Generationen verbindlich. In der Endphase des römischen Reiches zogen die Völker auf den alten Straßen zu neuen Zielen. Zwar verfielen die vielbefahrenen Wege nach und nach, sie wurden aber, beispielsweise durch Karl den Großen, immer wieder einmal in Stand gesetzt. Im Mittelalter war den meisten Menschen zwar nicht mehr bewußt, wer sie angelegt hatte - benutzt wurden die Straßen aber weiterhin. Denn die Trassen passten sich den landschaftlichen Gegebenheiten zwischen den einzelnen Wirtschafts- und Kulturzentren so gut an, daß noch heute manche uralte Verkehrsader unter modernem Asphalt verborgen liegt.

G. Rösch: Karte der Römerstraßen zwischen Mosel und Rhein[Bild: Gertraud und Heinz Egon Rösch]

Ein neues Buch von Gertraud und Heinz-Egon Rösch widmet sich den Römerstraßen zwischen Mosel und Rhein auf denkbar anschauliche  Art. Die beiden Mainzer haben das alte Wegenetz in den letzten Jahren systematisch erkundet und legen mit dieser Arbeit einen historischen Ortsführer mit umfassenden wissenschaftlichen Hintergrundinformationen, Bild- und Kartenmaterial vor. Das Buch versetzt den Leser in die Lage, auch unscheinbare oder entlegene römische Wege als solche zu erkennen und selbst zur erwandern. Vorgeschlagen werden insgesamt 17 Touren durch die ehemaligen römischen Provinzen Belgica (Trier), Germania Superior (Mainz) und Germania Inferior (Köln), allesamt gespickt mit Bildern, mit Hinweisen zu römischen Funden am Wegesrand und mit Tipps zum Aufspüren besonders versteckter Ziele. Ein eigenes Kapitel widmet sich dem Thema Kartographie. Daß die vorgeschlagenen Wanderungen auf den Spuren der Römer nicht an den heutigen Staatsgrenzen haltmachen, sondern auch die angrenzenden Landschaften in Frankreich und Luxemburg mit einbeziehen, ist ebenso sinn- wie reizvoll. Wer also Lust hat,  sich in die Thematik einzuarbeiten und das römische Erbe unserer Region einmal selbst zu Fuß entlang der alten Verkehrsverbindungen zu erkunden, wird mit diesem Buch viel Freude haben.

Nachweise

Verfasserin: Sarah Schrade

Rezensiert wurde: Gertraud und Heinz-Egon Rösch: Römerstraßen zwischen Mosel und Rhein. Unterwegs zu sehenswerten Römerfunden. Rad- und Wanderführer mit 17 Touren und mehr als 250 Fotos. Mainz 2010.

Erstellt: 2012

Geändert: 20.07.2012