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Ferdinand Falk Eberstadt

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Geb. 1808 in Worms, gest. 1888 in Mannheim.

Ferdinand Eberstadt wurde am 14. Januar 1808 als Sohn eines jüdischen Textilhändlers in Worms geboren. Er war ein Cousin des Mainzer Liberalen Ludwig Bamberger. Nach dem Besuch der Wormser Sekundärschule trat Eberstadt in das Geschäft seines Vaters ein, das er im Jahr 1839 zusammen mit seinen Brüdern übernahm und sehr erfolgreich weiterführte. Von 1840 bis 1847 war er Mitglied des Vorstandes der Wormser Israelitischen Gemeinde, eine Funktion, in der er vor allem die Liberalisierung des Kultus vorantrieb. 1847 wurde er Schöffe beim Geschworenengericht zu Mainz sowie Mitglied der Handelskammer, des Hochkomitees und des Not- und Hilfsvereins. Während der Revolution von 1848/49 war er Mitglied des Wormser Bürgerkomitees und, nach dessen Auflösung, Vorsitzender des dortigen Demokratischen Vereins. Am 10. April trat er als Wehrrat an die Spitze der Wormser Bürgerwehr und arbeitete am provisorischen Wehrgesetz der Stadt mit, das am 15. April in Kraft trat. Der Wehrrat wurde am 26. Juni durch die Bürgerwehrkommandantur ersetzt, deren Schriftführer wiederum Eberstadt wurde. Am 14. März 1849 stellte er sich für das Amt des Wormser Bürgermeisters zur Wahl. Obwohl er bei der Abstimmung nur den dritten Platz belegte, gelangte er nach der Ablehnung der Kandidaten Blenker und Bandel durch die Staatsregierung in das Amt. Damit war Ferdinand Eberstadt der erste jüdische Bürgermeister in Deutschland. Als er im gleichen Jahr für die 2. hessische Kammer kandidierte, verlor er jedoch gegen Heinrich von Gagern. Im Januar 1850 wurde er zwar für den Landkreis Odernheim/Oppenheim in die 1. Kammer gewählt, doch da sich die Versammlung wenige Tage darauf auflöste, nahm Eberstadt nicht mehr an den Sitzungen teil. Zu seinen Leistungen als Bürgermeister zählen die Planung einer Eisenbahnlinie nach Worms und einer Brücke über den Rhein. Die Verwirklichung beider Projekte blieb ihm jedoch versagt, denn mit dem Einsetzen der Restauration galt der liberale Jude Eberstadt als politisch nicht mehr tragbar. Nachdem man ihn bereits im April 1850 von seinem Bürgermeisteramt suspendiert hatte, stand er im Juni im Rahmen des Rheinischen Hochverratsprozesses in Mainz vor Gericht. Man warf ihm unter anderem vor, die Gelder für die Bewaffnung der Wormser Bürgerwehr im Frühjahr 1848 von der Bevölkerung erpresst zu haben. Eberstadt blieb bis 10. Oktober in Gefängnis, wurde dann aber von allen Vorwürfen freigesprochen. Daraufhin kehrte er kurzzeitig in sein Amt zurück, nur um im September 1852 durch eine ministerielle Verfügung endgültig davon entbunden zu werden. Damit war seine politische Laufbahn beendet. Im Jahr 1857 zog er mit seiner Familie nach Mannheim, wo er die „Mannheimer Verlagsdruckerei Aktiengesellschaft“ gründete, in der auch die liberale "Neue Badische Landeszeitung" erschien. Ferdinand Eberstadt starb am 19. Januar 1888 in Mannheim.

Nachweise

Autor: Florian Ferrebeuf

Erstellt am: 24.08.2009

Verwendete Literatur:

  • Jochen Lengemann (Hg.): MdL Hessen, 1808-1996, Biographischer Index, Marburg 1996.
  • Fritz Reuter: Politisches und gesellschaftliches Engagement von Wormser Juden im 19./20. Jahrhundert: die Familien Eberstadt, Edinger, Rothschild und Guggenheim. Berlin 1999.