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Albert Geßner - Pfarrer, Heimatschriftsteller und Naturphilosoph

geb. 1888 in Wasenbach, gest. 1962 in Heiligenroth

Alte Geschichten aus der Heimat geraten oftmals in Vergessenheit. In der Vergangenheit spielten für das Festhalten und Überliefern von Heimatgeschichten die ansässigen Dorflehrer und – pfarrer eine bedeutsame Rolle. Ein solcher Heimatschriftsteller für den Westerwald war Pfarrer Alber Geßner.

Alber Geßner wurde am 09. Januar 1888 in Wasenbach geboren, einem Dörfchen in der Pfarrei Balduinstein im Rhein-Lahn-Kreis.

Von seiner gesegneten Kindheit erzählt er: „Gott, war das eine schöne Zeit im kleinen weißen Haus, in Gras und Korn, vom Wald umsungen, Waldesgrün umschlungen. Was in mir wächst, ist Grund noch und ist Saat und wächst und blüht auch nur im Sonnenschein aus jener Zeit." Der Vater war Lehrer an der Volksschule und ein großer Naturfreund. „Er hat mir meine Geschichtskenntnisse eingetrichtert. Die Mutter dagegen, die eine begnadete Erzählerin war, weckte in mir die Lust, Geschichten zu gestalten. Mit dem weiteren Studium steigerte sich dann der Appetit."[Anm. 1]

Der junge Geßner besuchte das Gymnasium in Montabaur und war anschließend Theologiestudent in Fulda. Am 27.03.1914 wurde er durch Bischof Dr. Augustinus Kilian im Limburger Dom zum Priester geweiht. Seine erste Stelle als Kaplan trat er am 16. April 1914 in Rüdesheim an. Bevor der Geistliche nach Heiligenroth kam, war er dreizehn Jahre für die Pfarrei Neuhäusel (1927-1940) zuständig. Davor war er unter anderem noch in Wirges und Großholbach seelsorgerisch tätig. 

Über seine seelsorgerischen Tätigkeiten in den Gemeinden hinaus wurde er im Bistum Limburg bekannt durch seine jahrelange tüchtige Mitarbeit an dem Lubentuis- und Georgsblatt und Beiträgen im Bistumskalender. Darüber hinaus waren seine Geschichten und Erzählungen aus seiner Heimat und des Westerwaldes sehr beliebt.

1935 wurden Ermittlungen und ein Verhör durch die Staatsanwaltschaft Limburg wegen Nichtbeflaggung am 26.10.1935 durchgeführt. Das Verfahren wurde später eingestellt,  da die Durchführungsverordnung dem Geistlichen erst am 25.10.1935 mitgeteilt worden war.[Anm. 2]

1937 erschien bei Gebr. Steffen in Limburg sein bekanntestes Werk „Sagengeschichten aus Nassau". Es sind insgesamt 29 der schönsten Geschichten aus dem nassauischen Sagenschatz, im wahrsten Sinne des Wortes erzählt und geschildert. Sein Bruder Paul Geßner hat die Sagen illustriert. Ein Literaturhistoriker sagte einmal über Albert Geßner: „Bei ihm wird die Geschichte zur Dichtung“. Er selbst urteilte „was ich hier erzähle, sind altbekannte Geschichten aus dem lieben Nassauer Ländchen. Aber weil diese alten Geschichten mich beim Lesen oft so bleich und blutleer ansahen, darum taten mir die armen, blassen Dinger herzlich leid. Ich habe sie mir deshalb zur eigenen Freude mit bunter Farben und Tinte behaglich ausgemalt, und nun sehen sie wieder blutvoller und farbenfrischer aus“.[Anm. 3]
Zwei solcher Geschichten sind die Geschichte der Madonna von Heiligenroth, unter dem ernsten Titel Der Menschheit altes Erbe ist der Schmerz veröffentlicht, und Das Kirchlein am Steimel in Wirges.

Pfarrer Geßner erhielt als Seelsorger und Schriftsteller hunderte Zuschriften, gerade junger Menschen, die ihm immer wieder für seine Wegweisung dankten. Die Schlussworte seiner Erzählung Clementine von Dirnstein spricht am schönsten aus, was Albert Geßner, der Pfarrer von Heiligenroth, zu sagen hatte. „Das Menschenherz ist gar ein seltsames Ding. Es blicken darin viele seltsame Blumen, es geistern aber auch darin manche Irrlichter und Truglichter. Nur einer kennt eines Menschenherzen wunderliche Wünsche und Wege und lenkt und leitet es nach seinen ewigen Plänen. Was ein Menschenherz braucht, um nicht irrezugehen und unterzugehen, ist Barmherzigkeit und Liebe.[Anm. 4]

Pfarrer Geßner wurde zum 01. Mai 1958 pensioniert und verbrachte seinen Ruhestand in Heiligenroth. Am 6. Januar 1962 starb Albert Geßner ebenda.

Das Bistum Limburg veröffentlicht im Internet alte Jahrbücher und trägt damit auch zum Bewahren alter Heimatgeschichten aus dem Westerwald bei. Interessierte finden die Geschichten Der Menschheit altes Erbe ist der Schmerz im Limburger Bistums-Kalender von 1950 und Das Kirchlein am Steimel im Jahrbuch von 1954.

Werke (Auswahl)

  • Geschichten vom Malberg. Ein Balduropfer auf dem Malberg und Ein Ding auf dem Malberg - Der Westerwald. Teil 1. 1927.
  • Der Mullmerich und seine Bewohner - Der Westerwald. Teil 2. 1927. 
  • Sagengeschichten aus Nassau / ges. u. nacherzählt von Albert Geßner. - Limburg a.d. Lahn 1937.
  • Anfänge des Christentums in Nassau, 1937.
  • Der Menschheit altes Erbe ist der Schmerz. Eine Geschichte aus Heiligenroth.  - Limburger Bistums-Kalender 1950.
  • Die Madonna in der Bildches-Eiche - Jahrbuch des Bistum Limburg 1952.
  • Das Kirchlein am Steimel. Eine Geschichte aus Wirges - Jahrbuch des Bistums Limburg 1954.
  • Hackemer, ein Räuberleben. Eine Geschichte aus dem Westerwald - Sagen des Westerwaldes. Herausgeber: Westerwald-Verein e.V.

Verfasser: Rüdiger Ortseifen

Erstellt am: 14.09.2022

Anmerkungen:

  1. Chronik von Heiligenroth von 1988. Zurück
  2. Bistumsarchiv Limburg. Zurück
  3. Chronik von Heiligenroth von 1988. Zurück
  4. Ebd. Zurück