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Raymond Schmittlein

Raymond Schmittlein, Leiter der Direction de l’Éducation Publique der französischen Besatzungszone 1945-1951.[Bild: National Photo Collection (public domain)]

Raymond Schmittlein wurde am 19. Juni 1904 als fünftes von sechs Kindern in Roubaix (Frankreich) geboren. Schmittleins Vater Charles stammte aus dem Elsass, wuchs allerdings in Mainz auf und ließ sich später nach einer Ausbildung als Textilingenieur wieder im Elsass nieder.[Anm. 1] Schmittleins Mutter war die Elsässerin Louise Scherer. 1915 wurde im Zuge des Ersten Weltkrieges Roubaix von deutschen Truppen besetzt. Zudem erkranken beide Elternteile im selben Jahr und verstarben. Schmittlein wurde daraufhin von seiner älteren Schwester aufgezogen.[Anm. 2] Nach seinem Abitur 1924 und einem darauffolgenden kurzen Militärdienst  erwarb er 1931 nach mehreren Studienfachwechseln die Licence d’allemand (1. Germanistisches Staatsexamen) an der Sorbonne. 1932 hielt sich Schmittlein zum ergänzenden Germanistikstudium an der (heutigen) Humboldt-Universität in Berlin auf, dass er mit der Agrégation d’allemand abschloss. Dort lernte er auch seine zukünftige Frau Gerta Eichholz kennen, die er im März 1932 heiratete. Nach einem einjährigen Schuldienst als Deutschlehrer am Gymnasium in Chartes, wurde Schmittlein im Auftrag des französischen Kulturministeriums ins Baltikum geschickt.[Anm. 3] Er engagierte sich dort unter anderem für die Verbreitung der französischen Sprache und war Leiter des Institut Francais in Riga sowie mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Militärbeauftragter seines Landes für diese Region. 1940 schloss Schmittlein sich dem französischen Widerstand unter de Gaulle an und nahm in den darauffolgenden Jahren an verschiedenen politischen Missionen teil.[Anm. 4] In den letzten Monaten des Krieges war er schließlich auch als Soldat an verschiedenen Militäraktionen in Deutschland beteiligt. Einige Wochen nach der Kapitulation des ,,Dritten Reiches“ wurde Schmittlein zum Leiter der Direction de l’Éducation Publique der Militärregierung in den französisch besetzten Gebieten ernannt.[Anm. 5] In dieser Funktion steuerte er die Entnazifizierung im Bildungssektor, den er darüber hinaus auch nach französischem Vorbild neu strukturierte. Die Dolmetscherschule in Germersheim, die Verwaltungshochschule in Speyer sowie die Akademie der Wissenschaften und das Institut für Europäische Geschichte in Mainz zählen zu den durch seine Reformen geschaffenen Institutionen in Rheinland-Pfalz.[Anm. 6] Ferner gilt Schmittlein auch als einer der Hauptinitiatoren der Universitätsneugründung in Mainz 1946. 1951 kehrte Schmittlein nach Frankreich zurück, wo er under anderem im Kabinett Mendès-France in unterschiedlichen Aufgabenbereichen und als Abgeordneter für den Wahlbezirk Territoire de Belfort tätig war. 1962 bis 1965 war er Vizepräsident der französischen Nationalversammlung.[Anm. 7] 1974 verstarb Raymond Schmittlein in Colmar (Département Haut-Rhin). Zu Lebzeiten erhielt er vielfach Ehrungen, darunter auch die Ehrendoktorwürde der Universität Mainz.

Nachweise

Verfasser: Maximilian Deheck

Literatur: 

  • Defrance, C.: Raymond Schmittlein (1904-1974), ein Kulturmittler zwischen Deutschland und Frankreich? In: François Beilecke, Katja Marmetschke (Hrsg.): Der Intellektuelle und der Mandarin. Für Hans Manfred Bock. Kassel University Press, Kassel 2005 (= Intervalle, 8), S. 481–502.
  • ,,Raymond Schmittlein“. In: Rheinland-Pfälzische Personendatenbank. URL:  www.rppd-rlp.de/pta1159 (Aufgerufen am 28.11.2022).

Erstellt am: 30.11.2022

Anmerkungen:

  1. Vgl. Defrance, C.: Raymond Schmittlein (1904-1974), ein Kulturmittler zwischen Deutschland und Frankreich? In: François Beilecke, Katja Marmetschke (Hrsg.): Der Intellektuelle und der Mandarin. Für Hans Manfred Bock. Kassel University Press, Kassel 2005 (= Intervalle, 8), S. 481–502, hier S. 483-484. Zurück
  2. Vgl. Defrance, C.: Raymond Schmittlein (1904-1974), ein Kulturmittler zwischen Deutschland und Frankreich? In: François Beilecke, Katja Marmetschke (Hrsg.): Der Intellektuelle und der Mandarin. Für Hans Manfred Bock. Kassel University Press, Kassel 2005 (= Intervalle, 8), S. 481–502, hier S. 484. Zurück
  3. ,,Raymond Schmittlein“. In: Rheinland-Pfälzische Personendatenbank. URL:  http://www.rppd-rlp.de/pta1159 (Aufgerufen am 28.11.2022). Zurück
  4. Vgl. Defrance, C.: Raymond Schmittlein (1904-1974), ein Kulturmittler zwischen Deutschland und Frankreich? In: François Beilecke, Katja Marmetschke (Hrsg.): Der Intellektuelle und der Mandarin. Für Hans Manfred Bock. Kassel University Press, Kassel 2005 (= Intervalle, 8), S. 481–502, hier S. 491-492. Zurück
  5. ,,Raymond Schmittlein“. In: Rheinland-Pfälzische Personendatenbank. URL:  http://www.rppd-rlp.de/pta1159 (Aufgerufen am 28.11.2022). Zurück
  6. ,,Raymond Schmittlein“. In: Rheinland-Pfälzische Personendatenbank. URL:  http://www.rppd-rlp.de/pta1159 (Aufgerufen am 28.11.2022). Zurück
  7. ,,Raymond Schmittlein“. In: Rheinland-Pfälzische Personendatenbank. URL:  http://www.rppd-rlp.de/pta1159 (Aufgerufen am 28.11.2022). Zurück