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Zum Gedenken an Josef Heinzelmann (1936-2010)

Von Sarah Spieß

Kategorie: regionalgeschichte.net

Die Mitarbeiter des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. trauern um einen verdienten Mitstreiter. Der Mainzer Kritiker, Dramaturg, Übersetzer und Historiker Josef Heinzelmann war ein vielseitiger Gelehrter, der das kulturelle Leben der letzten Jahrzehnte weit über seine Heimatregion hinaus bereichert hat. Als langjähriges IGL-Mitglied und engagierter Aktiver bei regionalgeschichte.net stellte er seine beeindruckende kulturhistorische Sachkenntnis immer wieder einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung.

Nach anfänglicher Tätigkeit als Journalist trat der studierte Philologe Josef Heinzelmann 1962 eine Stelle als Operndramaturg in Wiesbaden an. Er war Autor und Herausgeber zahlreicher musikwissenschaftlicher Arbeiten, v.a. zu Jaques Offenbach, um dessen Gesamtwerk er sich besonders durch die Wiederherstellung des Originallibrettos von "Hoffmanns Erzählungen" verdient gemacht hat. Nach seinem Engagement als Dramaturg publizierte Heinzelmann zahlreiche kulturhistorische Schriften zu den verschiedensten Themen. So veröffentlichte er auf kunsthistorischem Gebiet Beiträge zur Stukkateur- und Maler-Familie Appiani aus Waldsassen (1983), zu Mainzer Künstlern des 16. Jahrhunderts (1987) und zum "Gothaer Liebespaar" des Hausbuchmeisters (1999). Von Heinzelmann stammt auch der Begriff "Babbedeckel-Barock", mit dem er die aus seiner Sicht misslungene Rekonstruktion der Fassaden am Mainzer Marktplatz bezeichnete.

Seit den 70er Jahren trat er mit landeskundlichen Aufsätzen zur Mainzer Kirchen- und Sozialgeschichte hervor und stieß mit seinen Einlassungen, etwa zu den Spuren der Frühgeschichte von St. Stephan in Mainz (2004) oder zum antiken und mittelalterlichen Straßensystem (2005), mitunter wissenschaftliche Kontroversen an. Immer wieder zeichnete er die Vergangenheit des Mittelrheintals nach, zuletzt in einem 2005 erschienenen Band zur Stadtentwicklung seines Wohnortes Oberwesel. Seine historischen Arbeiten führten Heinzelmann auf das Gebiet der Genealogie, wo er neben methodologischen Schriften Untersuchungen zu prominenten und weniger prominenten Persönlichkeiten aus Mittelalter und Neuzeit verfasste. Als streitbarer Intellektueller schaltete er sich immer wieder in aktuelle kulturelle Debatten ein. Josef Heinzelmann starb am 2. Februar 2010 nach schwerer Krankheit.

Eine ausführliche Bio-und Bibliographie sowie Informationen zu verschiedenen Forschungsprojekten finden Sie auf den Seiten von Josef Heinzelmann bei regionalgeschichte.net.