Beltheim im Hunsrück

Römische Grabgärten

Beltheim, Frankweiler Wald, Rhein-Hunsrück-Kreis

 

Zu besichtigen: römische Grabgärten und Grabhügelgruppe

 Anfahrt: Von der B327 Emmelshausen in Richtung Kastellaun auf die L218 abbiegen, nach 500 m nächste Teerstraße rechts zum Sportplatz einbiegen, Parkmöglichkeiten am Sportplatz, von hier aus führt ein Weg in Richtung Norden über die B327 hinweg, direkt auf den Karrenweg, diesem Weg etwa 270 m weit folgen, bis rechts ein Waldweg auf den Karrenweg stößt. Die Grabgärten befinden sich rechts des Weges.

 

Im Frankenkweiler Wald bei Beltheim liegen mehrere urgeschichtliche Nekropolen. Neben Grabhügeln, teils von beeindruckender Größe finden sich römische Grabgärten. Drei Grabgärten sind in außergewöhnlich gutem Erhaltungszustand. In ihrem Zentrum befindet sich jeweils ein Grabhügel. Insgesamt umfasst die Nekropole sieben Grabhügel. Die Hügel erreichen einen Durchmesser von bis zu 22 m.

Grabgärten werden in keltischer und römischer Zeit angelegt und umgeben einen Bestattungsplatz. Innerhalb der Grabgärten wurden Grabhügel angelegt, weitere Hügel sind um die Grabgärten verteilt. Der größte dieser Grabhügel, im Volksmund „Bierhügel“ genannt wurde im frühen 20. Jahrhundert ausgegraben. Im Zentrum des Grabhügels wurde dabei eine aus Quarzitsteinen gesetzte Kammer freigelegt, die mehrere römischen Tongefäße und eine Urne mit Leichbrand barg. Die Bestattungen innerhalb der bisher nicht untersuchten Grabgärten und Grabhügeln dürften vergleichbare Grabkammern und römische Funde aufweisen. Vermutlich wurde der Begräbnisplatz von den Bewohnern des nahen römischen Gutshofes angelegt.

Als Grabgärten werden in der Forschung kleinere Gräberbezirke bezeichnet, die durch einen quadratisch oder rechteckig verlaufenden Graben eingefasst sind. Eine gärtnerische Gestaltung der Grabgärten ist archäologisch nicht belegbar, wird aber für römische Gräber des italischen Gebietes in den Schriftquellen erwähnt. Grabgärten werden schon in keltischer Zeit angelegt, sie sind Ausdruck eines keltisch-römischen Totenbrauchtums

Der Aushub der Gräben, dies sichern Beobachtungen an anderen Bestattungsplätzen, wurde innerhalb der Innenfläche zu einem Hügel oder am Grabenrand wallartig aufgeschüttet. Bisweilen wurde die Innenfläche eines Grabbezirks mit einer Ummauerung umgeben. Die Gräben wurden über längere Zeit, wahrscheinlich während Jahrzehnten offen gehalten, erst dann erfolgte durch Erosion eine allmähliche Verfüllung. Bis in die Neuzeit sind die Gräben als flache Mulden erkennbar.

Die Einfüllung der Gräben erweist sich in der Regel als fundarm. Auf der Grabensohle könnten Scherben größerer Gefäße zum Vorschein kommen. Diese Gefäße stehen in einem Zusammenhang mit den Kulthandlungen am Grab, den Speis- und Trankopfern.

Innerhalb des Grabbezirks in der Regel an einem eigens dafür vorgesehenen Verbrennungsplatz kam es zur Einäscherung des Leichnams zusammen mit seinen Beigaben. Der Tote gewinnt durch den Verbrennungsvorgang seine Reinheit wieder. Der Leichenbrand wurde anschließend aus dem Scheiterhaufen ausgelesen, in einer Urne gesammelt und innerhalb des Grabgartens in einem Flachgrab oder unter einer Hügelanschüttung bestattet.

Auf der Innenfläche der Grabenbezirke können mehrere Gräber angelegt worden sein. Deutlich erkennbar ist meist das Zentralgrab. Nicht selten sind bis zu zehn Gräber innerhalb eines Grabgartens zu finden. Beobachten innerhalb der großen römischen Nekropole von Belginum/Wederath zufolge, wurden die Gräber während einer kurzen Zeitspanne von weniger als 30 Jahren angelegt. Die Mehrzahl der Grabgärten dürften Familiengrabbezirke gewesen sein. In Wederath waren wenige Erwachsene und zahlreiche Kinder für die Bestattungen innerhalb der Grabbezirke charakteristisch. Denkbar ist auch das nahe beieinander liegende Grabgärten einem Sippenverband als Bestattungsplatz dienten.

Mit den ebenfalls nachweisbaren Einzelbestattungen innerhalb der Grabgärten kann auch der soziale Status des Verstorbenen zum Ausdruck gebracht werden.

M. Thoma