Hunsrück

Hasselbach, Pydna

In den Jahren der deutschen Wiederaufrüstung in den 1930er Jahren und dem Bau der Hunsrückhöhenstraße der heutigen Bundesstraße 327, wurde im Bereich der Pydna 1938 ein Feldflugplatz eingerichtet und es gab auch Pläne für den Ausbau des Flughafens. Bei dieser Erweiterung sollte das Dorf Hundheim dem Erdboden gleich gemacht werden und zum Schutz der Flugzeuge der Goßberg als Hangar ausgebaut werden. Baubaracken wurden aufgebaut und Grabungen durchgeführt. Dabei wurden viele Hügelgräber entdeckt, jedoch die meisten zerstört. Dazu gehörte auch das Wagengrab von Bell, das Grabmal eines Keltenfürsten.
Nach Ende des Westfeldzuges wurde der Flughafen nicht mehr benötigt und diente verschiedenen Waffengattungen und der Hitlerjugend als Übungsgelände. Das Lager wurde gegen Ende des zweiten Weltkrieges von Bomben zerstört. Bei dem Angriff kamen jedoch keine Menschen zu Schaden.Nach dem Krieg begann man das Gelände wieder aufzuforsten.
Am 18. Juni 1958 wurde das 38th Bomber Wing als Tactical Missile Wing neu bestimmt und auf der Hahn Airbase stationiert. Diese Einheit operierte zusammen mit der Tactical Missile Einheit (TM-61) die ihre Matador - Raketen auf den Gelände der Pydna aufstellten. Es waren acht Raketenstartanlagen, zwei Leitstände und andere Bedarfsgebäude. Am 15. November 1959 begann die Umstellung auf das MACE Missile System (TM-76). Die 38th Bomber Wing als Tactical Missile Wing wurde am 25. September 1966 außer Dienst gestellt und das Gelände der Pydna von der US Air Force geräumt. Die Bundeswehr übernahm das Gelände für kurze Zeit und nutzte es zusammen mit dem angrenzenden Standortübungsplatz.
1967 bezog die US Army unter dem Namen B-Battery das Gelände und stellte Nike Hercules-Raketen auf, die zuerst als Luftabwehrrakten konzipiert und später auf atomaren Einsatz umgerüstet wurden. Ein atomarer Sprengkopf war bestückt mit 20 kT-TNT und hatte eine Reichweite von 150 km. Die B-Battery bestand aus Unterkunftsgebäuden im oberen Gelände zur Hunsrückhöhensraße zu und einem weiteren abgeschlossenem Bereich Richtung Hasselbach. In diesem Hochsicherheitsberich war ein Beobachtungsturm, sowie drei Startanlagen und die entsprechenden Schutz- und Wartungsbauten. 1981 wurden diese Raketen abgezogen und im August des selben Jahres die gesamte Anlage geschlossen.

Auf der Pydna (richtige Bezeichnung: Wüschheim Air Station, WAS) sollten als Folge des NATO-Doppelbeschluss, 96 abschussbereite Cruise Missiles gelagert werden, die mit Atomsprengköpfen ausgerüstet waren. Der Stationierungsbereich im Hunsrück wurde in Abstimmung mit der NATO 1978/79 durch die Bundesregierung festgelegt. Gründe für die Auswahl des Geländes waren: dass hier schon einmal Mittelstreckenraketen stationiert waren, dass das Gelände weitgehend im Besitz des Landes war und Enteignungen vermieden werden konnten, schließlich der nahe gelegene Militärflughafen Hahn der gute Möglichkeiten zur Versorgung mit Feuerwehr und Rettungsdienst bot.
Die militärische Anlage war in drei Bereiche aufgegliedert: Verwaltung, Unterstützung, Schutzbauten. Es betraf insbesondere die Zusammenarbeit der US- Feuerwehren mit den umliegenden deutschen Feuerwehren im Falle einer Gefahr. Für die Schutzbereiche, die aber in der Hauptsache militärisches Gebiet berührten, gab es besondere Vorschriften. Für die Marschflugkörper mussten 6 gehärtete atomsichere Bunker gebaut werden. In jedem Bunker waren zwei Feuerleitstellen und vier Werferfahrzeuge untergebracht. Alle Bedarfsgebäude zur Versorgung und Lagerung der Atomwaffen befanden sich im Hochsicherheitsbereich. Die verschiedenen Batterien übten laufend den Ernstfall, das heißt sie fuhren mit Übungsfahrzeugen zu den über ganz Rheinland-Pfalz verstreuten Abschussstellungen, um sich mit dem Gelände vertraut zu machen. Ende der 1980er Jahre wurde das Gelände der Pydna aufgegeben auf Grund der allgemeinen Entspannung und des abgeschlossenen INF-Vertrages zwischen den Machtblöcken (Kalter Krieg) und der damit verbundenen Abrüstung und Abzug der alliierten Truppen, wobei auch fast zeitgleich der nahe Militärflughafen Hahn geräumt wurde. Die Raketenzeit auf dem Hunsrück endete am 31. August 1993 mit der Übernahme des Geländes durch die Standortverwaltung Kastellaun.

Heute werden Teile des Geländes wieder als Übungsplatz genutzt. Das Raverfestival "Nature One" lockt seit 1996 Tausende Besucher am ersten Augustwochende auf das Gelände.