Hunsrück

Uhler, Gemeindehaus

Die Pläne zum Neubau des Rathauses in Uhler entstanden im Verlauf des Jahres 1946. In dieser Zeit fand auch die Umlegung statt, doch hatte man schlichtweg vergessen, einen geeigneten Bauplatz für das neue Rathaus vorzusehen. Das Gelände zwischen Kirche und Schule wurde trotz einiger zweifelnder Stimmen erworben und 1949 mit den Baumaßnahmen begonnen. Die schwierige Finanzlage jener Jahre zwang die Gemein­de, ihre Baumaßnahmen zunächst auf das Allernotwendigste zu beschränken. Der Bau konnte erst nach einem zusätzlichen Holzeinschlag beginnen, der nach der Währungs­reform von 1948 35.000,- DM einbrachte. Darüber hinaus wurde ein erheblicher Anteil von Eigenleistungen einkalkuliert.

Das Gemeindebuch berichtet: "Die Gebäude Gewehr wurden im Dezember 1949 abge­rissen und an deren Stelle am 4. April 1950 mit dem Bau eines neuen Gemeindehauses begonnen. Die finanziellen Voraussetzungen waren in etwa durch die Borkenkäferbekämpfung und dadurch bedingten vermehrten Holzeinschlag geschaffen. Da die vorhandenen Mittel jedoch sehr knapp waren, wurden die Maurerarbeiten in eigener Regie ausgeführt. Außerdem leistete die Gemeinde in diesem Jahr für insgesamt 16.000 Mark Frondienste. Am Gemeindetag, 2. Januar 1951, wurde das Haus in Gegenwart des Landrats, Amtsbürgermeisters und Kreisbaumeisters unter Anteilnahme der ganze Gemeinde eingeweiht. Ein Haus wurde geschaffen: 1 Gemeindesaal, 1 Kindergarten, 2 Backöfen, 4 Brausebäder, 1 Gemeinschaftswaschanlage auf genossenschaftlicher Grundlage und 2 Wohnungen. Der Außenputz und der Anstrich wurden 1952 ange­bracht. Das alte Gemeindehaus ist 1951 abgerissen, das Altmaterial versteigert und der Platz an den Nachbar Hartmann verkauft worden."

Die Hunsrücker Zeitung meldete 1951:

"66 Bürger leisteten in einem Jahr je 140 Stunden Hand- und 28 Stunden Spanndienste. Schon bei.dem geringen Satz, wie man ihn bei der Umlegung mit 70 Pfennigen je ge­wöhnliche Arbeitsstunde und zwei Mark bei Spanndiensten berechnet, ergibt das den Betrag von 10.164 DM. Hinzu kommen noch 3.539 DM, die verschiedene Bürger bei der Gemeinde abverdienten und 2.632 DM Handwerkerleistungen durch Maurer aus der Gemeinde, so dass in dem neuen Gemeindehaus insgesamt 16.355 DM an eigenen Leistungen investiert wurden. Den Maurern sprach der Bürgermeister an dieser Stelle sein besonderes Lob aus und dankte zugleich auch allen anderen Handwerkern, die durch anerkennenswerte Leistungen zum Gelingen des Bauvorhabens beigetragen haben.

Die Größe und Ausführung eines Gemeindehauses bestimmt den Zweck, dem es die­nen soll, und der Gemeindesäckel, führte der Bürgermeister weiter aus. Dem landwirtschaftlichen Charakter des Ortes angepasst, musste das Uhlerer Rathaus das Backhaus, den Sitzungssaal und den Kindergarten aufnehmen. Die drei Räume bestimmten auch die Größe des Hauses. Zur Förderung der Hygiene diene das Bad und zwei Wohnun­gen für Heimatvertriebene sind der Beitrag der Gemeinde zur Linderung der Wohnungs­not auf Kosten eines Aufenthaltsraumes für die Dorfjugend. Eine gemeinschaftliche Waschanlage soll noch ausgebaut werden - die erst in einer ländlichen Gemeinde des Kreises. Die Finanzierung müsse allerdings auf genossenschaftlicher Basis vor sich gehen, denn die Gemeinde habe hierfür keine Mittel mehr, zumal schon wieder andere, noch vordringlichere Aufgaben zu lösen seien. Dies sein die Ortskanalisierung und der Straßenbau, wenn nicht die Wasserleitung mit unvorhergesehene Reparaturen alle Pla­nungen zunichte machen würde. Dann übergab Bürgermeister Wendling das neue Haus seiner Bestimmung mit den Worten: 'Möge es vielen Generationen Kindern und Kindeskindern, zum Wohle der Gemeinde in Einigkeit und Frieden dienen. Das walte Gott!'

Einen Markstein in der Ortsgeschichte nannte Landrat Güngerich den Uhlerer Gemeindetag 1951. Es sei ihm eine Selbstverständlichkeit gewesen, bei einem derartigen Ehrentag nicht zu fehlen. Die Gemeinde beglückwünsche er zu diesem stolzen Erfolg aufs herzlichste. In dem Werk sehe er die Verwirklichung verantwortungsbewusster Selbstverwaltung, die den Grundstein der demokratischen Staatsordnung bilde. Für die kommenden Generationen werde dieser Bau Zeugnis ablegen von dem vorbildlichen Gemeinschaftsgeist, der in einer schweren Zeit mit gesundem Optimismus und Selbstvertrauen das Werk gelingen ließ. In diesem Sinne wünsche er auch der Gemeinde weiterhin alles Gute im neuen Jahr, damit sie wachse, blühe und gedeihe. Kreisbaumeister Peitz erläuterte die bautechnische Beschaffenheit des Rathauses als Sinnbild der Gemeinschaft. [ ... ]."

In der Tat leistete das neue Rathaus der Gemeinde über dreißig Jahre hervorragende Dienste. Es ist jedoch das Schicksal aller öffentlichen Gebäude, dass sie in bestimmten Abständen den sich verändernden Ansprüchen und Gegebenheiten angepasst werden müssen. 1982 stellte die Gemeinde 500.000 D-Mark in den Haushalt ein, um die notwendige Renovierung des Rathauses durchzuführen, Die Finanzierung erfolgte über eine Zuweisung aus Landesmitteln (200.000) D-Mark, aus Kreismittel10.000 DM, einer Rücklagenentnahme von 116.200 DM und eine Kreditaufnahme von 13.000 DM, so stand es in der Hunsrücker Zeitung vom 19. Februar 1982 zu lesen.

Die Einweihung des neuen Hauses konnte am 24. April 1984 feierlich begangen werden. Der 1951 erstellte Bau wurde mit einem sechs Meter breiten Anbau erweitert. Im Erdge­schoß wurden das Backhaus, der Jugendraum, die Garderobe, Toiletten, das Feuerwehrgerätehaus und ein Abstellraum untergebracht. Im Obergeschoß befinden sich die Küche und ein Saal für 212 Sitzplätze. Ausführender Architekt war Dieter Wendling.

 

Literaturhinweis:

Fritz Schellack, Uhler im Hunsrück. Geschichte und Gegenwart. Unter Verwendung von Beiträgen und Mitarbeit von Dieter Junker, Günter Lahm, Willi Wagner und Helmut Weißhaupt. Hrsg. aus Anlass der urkundlichen Erwähnung Uhlers im Jahre 1200 von der Ortsgemeinde Uhler. Argenthal 200.