Kaub am Mittelrhein

Burg Gutenfels - Baubeschreibung

In der Mitte eines langgestreckten Berings der bemerkenswerte Kernbau über auffallend regelmäßigem Grundriss; zwei parallellaufende Rechteckbaten, der Palas südlich, der sog. Rüstbau nördlich, dazwischen ein gleichartiger Hofraum, bilden zusammen fast ein Quadrat (21,6 x 21,1 m); an der Mitte der Ostseite ist ein mächtiger, ebenfalls fast quadratischer Bergfried schützend vorgebaut, mit rundem Verlies und vier quadratischen, flach gedeckten oberen Geschossen; ursprüngliche Licht- und Schießscharten, daneben jüngere Scharten für Feuergeschütze, im zweiten Obergeschoß in der Mauer spätromanische Abortanlage. Der Grundriss verrät in seiner Systematik das Streben der staufischen Burgenbaukunst nach wohlgeordneter, regelmäßiger Ausformung und ist ein frühes Beispiel im rheinischen Raum für die Exponierung des Bergfrieds an der Angriffsseite (vgl. den Kapellenturm der Marksburg.

Die langgezogene westliche Treppe 17./18. Jahrhundert; der in einer Geländestufe ansteigende Burghof im Westteil ursprünglich rund 2,70 m, im Ostteil 3,80 m tiefer, so daß die Keller von Palas und Rüstbau vom Hof aus zugänglich waren. Die umlaufenden Holzgalerien von 1890 (1953 verändert), ursprünglich Freitreppe zum Palas.

Der Palas von fast acht zu zweiundzwanzig Meter wendet sich mit seiner südlichen Hauptfront nach außen zum Tal hin. In jedem Stockwerk (urspr. auch im dritten?) ein großer, flachgedeckter Saal (1890 durch das neue, ursprünglich nicht vorhandene Treppenhaus verkleinert) mit prachtvoller südlicher Fensterfront von vier Gruppen gekuppelter, von Blenden überfangener Fenster, die für die spätstaufische Zeit typischen lichterfüllten Säle ergeben. Im unteren Saal an der Fensterseite zwei Kamine, der östliche bis auf den Rauchfang spätromanisch, der westliche 1890 rekonstruiert. Der Rüstbau urspr. ein Geschoss niedriger, im Innern je drei Räume.

Das Haupttor des äußeren Berings im Kern 14. Jahrhundert, im 16. Jahrhundert ausgebaut, der rückwärtige Teil 17. Jahrhundert. Die bergseitige, überhöhte Angriffsseite schützt ein kleiner äußerer Halsgraben, die über den Felsgrat gebaute Mauer und breiter innerer Halsgraben, der im 14. Jahrhundert zum weiträumigen Hof der Vorburg zugeschüttet wurde. Im Süden überwölbter Tunnelgang, wohl 1508/09, teilweise die rheinseitige Zwingermauer des 13. Jahrhundert benutzend. Nach Norden zum Klingelbachtal die westliche Vorburg mit hoher Schildmauer, in den unteren Teilen spätstaufisch, in den oberen 14. und 16. Jahrhundert sowie 1890 und 1959. Die westlichen Teile mit dem südwestlichen erkerartig über Konsolen vorkragendem, polygonalem Turm erste Hälfte 14. Jahrhundert., gleichzeitig der ,,Kapellenbau" im Nordwesten, ein zweigeschossiges unregelmäßig viereckiges Vorwerk. Südwestlich vorgelagert der ,,Spanische Friedhof", eine Zwingeranlage wohl von 1508/09; die halbkreisförmige unterkellerte Bastion vielleicht von 1647.

Quelle: Dehio; redakt. Bearb. S.G.