Leutesdorf am Mittelrhein

Die Wallfahrtskirche Heiligkreuz

von Werner Schönhofen (nach Br. Suitbert Vöing MSJ)

Auf Initiative des Leutesdorfer Bürgers Johannes Rieden wurde 1647 mit Erlaubnis des Kurfürsten und Erzbischofs von Trier, Phillip Christoph von Sötern, mit dem Bau der Wallfahrtskirche Heiligkreuz begonnen. Im Herbst 1649 stand der Rohbau fertig da, mit Ausnahme der Giebelspitze, die erst im Jahre 1662 aufgesetzt wurde, wie die Jahreszahl in der Westfassade zeigt. 1680 fand die Weihe der Kirche statt.

Anziehungspunkt für Pilger ist nicht nur "Klein-Jerusalem", bestehend aus Heiligem Grab in der Krypta der Kirche und der Ölbergkapelle, vor allem ist es ein Partikel des Heiligen Kreuzes, der hier als Reliquie verehrt wird.

Ursprünge der Wallfahrtskirche

Bis zum Jahre 1516 zogen fromme Pilger aus Leutesdorf und den übrigen Orten des kurtrierischen Amtes Hammerstein jedes Jahr am 3. Mai, dem Fest Kreuzauffindung, zum Kreuzberg bei Melsbach in der Grafschaft Wied. Dort stand die Kreuzkirche als Stiftung eines Grafen zu Wied aus dem 14. Jahrhundert. Die Grafschaft geriet um das Jahr 1516 in Streitigkeiten mit ihren Nachbarn, so dass die Wallfahrten unterbleiben mussten – erst recht als wenige Jahrzehnte später die Reformation in der Grafschaft Wied eingeführt wurde.

Unsere Vorfahren fühlten sich jedoch altem Herkommen verpflichtet und suchten daher nach einem neuen Ort für ihre Kreuzwallfahrt. Deshalb errichteten sie - damals unterhalb Leutesdorf inmitten der Weinberge - ein Kreuz, das der Trierer Weihbischof Nikolaus Schienen am 31. Oktober 1520 weihte.

Zum Schutz des Kreuzes hatten sie eine Kapelle erbaut, deren Grundmauern im Jahre 1965 unterhalb der jetzigen Kirche im Bereich des Kreuzaltares gefunden wurden. Diese Kapelle hatte eine Größe von 4,65 x 3 Meter. Große Ecksteine und nur 25 cm starke Seitenmauern lassen darauf schließen, dass es sich um einen Fachwerkbau gehandelt hat. Auf die Wand hinter dem Kreuz waren Bilder des hl. Michael, des Pfarrpatrons Laurentius und des hl. Leonhard auf Holztafeln angebracht. Reste dieser Tafelmalereien sind heute noch im Kreuzaltar erhalten.

In den folgenden Jahrzehnten wurde das Leutesdorfer Kreuz wegen zahlreicher auffallender Gebetserhörungen immer mehr verehrt, wurde aber auch von durchziehenden Kriegsvölkern mehrmals verunehrt und im Jahre 1607 völlig zerschlagen.

Um diese Zeit kam der Leutesdorfer Anton Will von einer Pilgerreise zu den heiligen Stätten in Palästina, Italien und Santiago de Compostela in Spanien zurück. Zum Dank für die gewiss jahrelange und nicht ungefährliche Pilgerfahrt, von der er wohlbehalten heimgekommen war, ließ er aus gesammelten Almosen ein neues Kruzifix anfertigen. Der Corpus Christi wurde aus Tuff und die Kreuzesbalken aus Basaltlava gefertigt.  Auf einer Holztafel, die heute neben dem Kreuzaltar angebracht ist, lesen wir: "[...] Dieses Bild ist gemacht aus Stein. Wir beten nicht an den Stein, sondern Gott im Himmel allein."

In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges hatte das Rheinland und besonders auch unsere Heimat in dem Jahre 1632 bis 1634 unter den Schweden viel zu leiden. Über den Krieg hinaus hatten sich bis 1654 Lothringer auf dem Hammerstein festgesetzt und machten die Gegend unsicher. Die kleine Kapelle war verfallen, obwohl die Kreuzverehrung hier stark zugenommen hatte.

Veranlasst durch den Leutesdorfer Bürger Johannes Rieden erlaubte der Trierer Kurfürst und Erzbischof Phillip Christoph von Sötern den Bau der Kreuzkirche, mit dem 1647 begonnen wurde.

Baustil

Heiligkreuz ist im eklektizistischen Stil erricht worden, das heißt hier wurden Elemente verschiedener Baustile miteinander verwoben. Mauern und Fenster, besonders die Rosette (Rosenfenster) im straßenseitigen Giebel, erinnern an die Gotik. Während Portal, Giebel und Innenausstattung der Renaissance beziehungsweise dem Barock verpflichtet sind.

Der Hochchor wurde auf einem Grundstück des Klosters Laach errichtet, die übrigen Teile stehen auf geschenkten Grundstücken der Klöster Himmerod und Marienstatt. Unter dem Hochchor befindet sich die Krypta mit dem Heiligen Grab. Über dem Hochchor führt eine schmale Galerie zum Turm, der an Zisterzienserkirchen erinnert und in dem zwei Glocken hängen.

Ursprünglich war wohl vorgesehen, die Kreuzkirche einzuwölben. Vermutlich wegen fehlender Gelder zog man 1667 über dem Hochchor eine flache und über dem Kirchenschiff eine gewölbte, heute mit farbigen Ornamenten bemalte, Holzdecke ein.

Nachweise

Verfasser: Werner Schönhofen

Bearbeiter: Rebecca Mellone

Erstellt am: 09.03.2010

Geändert am: 26.08.2010