Boos im Naheland

Die villa rustica in Boos

Ein Teil der erhaltenen Räume der villa rustica unter dem heutigen Schutzbau.[Bild: Andreas Hillebrecht, [CC BY-SA 3.0]]

Im Jahr 1921 wurden bei Straßenbaumaßnahmen in der Kirchgasse zwischen Rathaus und Kirche alte Mauern gefunden. Der Heimatforscher Johannes Scherer meldete dies dem Rheinischen Landesmuseum in Bonn, welches die Freilegung des Fundes veranlasste. Für die weitere Arbeit an den gefundenen Räumen fehlte allerdings während der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre das Geld und so wurden die Funde nicht wissenschaftlich dokumentiert. In den 1950er Jahren wurde die Ausgrabung gar wieder zugeschüttet. Man konnte nur noch über einen schmalen Schacht in die nahezu komplett verfüllten Räume gelangen. Den Blicken der Menschen entzogen, geriet der als Badehaus einer römischen villa rustica gedeutete Fund wieder in Vergessenheit.

Zu einer zweiten Ausgrabung kam es 1987, nachdem der Archäologe Gerd Rupprecht ein Jahr zuvor von den verborgenen römischen Überresten in Boos unterrichtet worden war. Das Interesse war geweckt, Geldgeber für die Grabung wurden gefunden und sogar das Kriegerdenkmal auf dem Kirchenvorplatz konnte versetzt werden, um eine möglichst große Grabungsfläche zu schaffen. Nach dem Abschluss der Grabung fertigte der Architekt Klessing einen Schutzbau für die unter der evangelischen Dorfkirche gefundenen römischen Mauern an. Dieser wurde 1993 fertiggestellt. So konnte der nun als Untergeschoss eines römischen Landhauses – einer villa rustica – identifizierte Fund der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. [Anm. 1] 

Doch was genau kann man sich nun in Boos ansehen? Die Ausgrabungen brachten zwei Räume, sowie einen jene Räume südlich und westlich umgebenden Kryptoportikus [Anm. 2] zum Vorschein. Die tonnengewölbten Räume haben eine Scheitelhöhe von 3,4m und jeweils eine Grundfläche von 2,7 x 3,8m. Sie sind durch einen Durchgang verbunden; der westliche Raum ist durch einen Durchgang von der westlichen Seite des Kryptoportikus aus zu erreichen. Reste des Wandverputzes in den Räumen zeigt weißen Putz mit einer dicken roten Linie in den Mauerwinkeln zu der parallel ein schwarzer Strich verläuft. An der Südseite der Räume ist jeweils eine große Fensteröffnung vorhanden. In der Flucht zu dieser ist im Kryptoportikus je ein Oberlichtfenster angebracht. So konnte das Tageslicht auch die Räume erhellen. Die Wände im Kryptoportikus sind unverputzt, der Boden besteht aus gestampftem lehmigen Sand und die Decke war vermutlich eine Holzbalkenkonstruktion. Zwei Treppen verbanden dieses Untergeschoss mit der oberen Wohnebene. Das Anlegen eines Kryptoportikus – also eines teilweise unterirdischen Gangs – bildete eine Art Terrasse und somit eine waagerechte Baufläche darüber. [Anm. 3] Durch die unterirdische Lage blieben die Temperaturen niedrig, sodass sich das Untergeschoss optimal als Lagerraum nutzen ließ. Die vollständig erhaltene Decke weist außerdem noch Spuren der Fußbodenheizung der oberen Wohnetage auf.

Die Südseite des Gebäudes war vermutlich die Frontseite. Nach Norden und Osten erstreckte sich das Hauptgebäude der villa rustica auf ca. 20 x 18 Metern. Da die erste Ausgrabung in den 1920er Jahren nicht wissenschaftlich dokumentiert wurde, sind die Kleinfunde auch nicht beschrieben. Trotzdem konnte die Nutzungszeit der villa ins 2./ 3. Jh. n. Chr. datiert werden. Die heutige evangelische Kirche steht mitten darauf. Ihre 1966 errichtete Apsis verläuft exakt auf den römischen Grundmauern. [Anm. 4] Die bei einer villa rustica sicher vorhandenen gewesenen Nebengebäude wurden noch nicht entdeckt. Der zum Hof gehörige Friedhof hingegen schon; er befindet sich 100m nordwestlich des Haupthauses. [Anm. 5]

Nachweise

Verfasserin: Dorina Henninger
Verwendete Literatur:

  • Rupprecht, Gerd: Boos, in: Cüppers, Heinz (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz, Stuttgart 1990, S. 342f.
  • Rupprecht, Gerd: Die römischen Gewölbe von Boos, in: Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz 47/ 51 (1992/ 96), S. 486f.
  • Rupprecht, Gerd: Die römischen Gewölbe von Boos. Die Wiederentdeckung einer villa rustica, in: Archäologie in Deutschland 1988/ 2, S. 8f.
  • Rupprecht, Gerd: Die villa rustica in Boos. Unter dem Schutz der Kirche, in: Rupp, Vera (Hrsg.): Landleben im römischen Deutschland, Stuttgart 2012, S. 167f.

 

Aktualisiert am: 04.04.2017

Anmerkungen:

  1. Rupprecht, Gerd: Die römischen Gewölbe von Boos, in: Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz 47/ 51 (1992/ 96), S. 486f. Zurück
  2. Ein Kryptoportikus ist ein (teilweise) unterirdischer Gang mit einer Gewölbedecke. Zurück
  3. Rupprecht, Gerd: Die römischen Gewölbe von Boos. Die Wiederentdeckung einer villa rustica, in: Archäologie in Deutschland 1988/ 2, S. 8f. Zurück
  4. Rupprecht, Gerd: Die villa rustica in Boos. Unter dem Schutz der Kirche, in: Rupp, Vera (Hrsg.): Landleben im römischen Deutschland, Stuttgart 2012, S. 167f. Zurück
  5. Rupprecht, Gerd: Boos, in: Cüppers, Heinz (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz, Stuttgart 1990, S. 343. Zurück