Dittweiler in der Pfalz

Dittweiler

0.1.Allgemeine Angaben

Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg

Einwohner (2007): 957 , ca. 8% römisch katholisch und 92% evangelisch

Einwohner (2010): 892

Gemarkung: 563 ha, davon 168 Wald

Besondere Naturdenkmäler: Weisenbaum (Eiche am Weg nach Breitenbach); Luitpoldlinde (in der Schulstraße)

0.2.Lage

Der Ort liegt im Kohlbachtal in einer Höhe von ca. 270 Metern über NN zum großen Teil an Straßen, die parallel zum Kohlbach verlaufen und zu dem hier einmündenden Romersbach. Ähnlich wie im Nachbarort Altenkirchen besteht auch hier ein großer Teil des ehemaligen Ackerlandes in der Gemarkung aus Streuobstwiesen, insbesondere Süßkirschenplantagen. Die Berge in der Umgebung erreichen im Westen des Ortes gegen Breitenbach hin mehr als 400 Meter über NN (Hartenberg 435 m), im Osten mehr als 350 Meter (Wartenstein 375 m). Waldgebiete dehnen sich vor allem im Westen der Gemarkung aus. Im Osten grenzt die Gemarkung auf einer langen Strecke an die Gemarkung von Brücken an, im weiteren Verlauf im Süden und Südwesten an die Gemarkungen von Schönenberg-Kübelberg (OT Schmittweiler) und Dunzweiler, im Westen an die Gemarkung von Breitenbach, im Norden an die Gemarkung von Altenkirchen und auf einer kurzen Strecke auch an die Gemarkung von Ohmbach.

0.3.Siedlung und Wohnung

Als Kern des Ortes können wir die Einmündung der Stammhofstraße in die St. Wendeler Straße ansehen. Hier steht das markante und weithin bekannte Kriegerdenkmal von 1936. Ein wenig oberhalb steht das Gebäude einer alten Schmiede, die samt ihrer Einrichtung erhalten geblieben ist. Die Sankt Wendeler Straße verläuft als Durchgangsstraße in Nord-Südrichtung (L 355), an ihr stehen die meisten Häuser des Ortes. Der Stammhofstraße folgend kommen wir auf die rechte Seite des Baches und folgen nach einem weiten Bogen dieser Straße nach Süden bis zum Romersbach, der inmitten eines Naherholungsgebietes den Römerweiher durchfließt. Hier entstand um das 1981-1983 erbaute Dorfgemeinschaftshaus ein neues Ortszentrum, und hier beginnen nach Westen hin Neubaugebiete (Römerstraße, Seewald). Nach Norden hin zweigt von der Stammhofstraße die Freibergstraße ab, die im nördlichen Ortsbereich auf dem rechten Ufer parallel zum Kohlbach verläuft. Den Friedhof erreichen wir über die Friedhofstraße, die bei der alten Schmiede von der St. Wendeler Straße aus nach Osten hin abzweigt. Im nördlichen Ortsbereich zweigt von der St. Wendeler Straße die Schulstraße (mdal. Steinkaut) ab zu dem früheren Schulhaus.

0.4.Name

Der Ortsname setzt sich zusammen aus dem Grundwort Weiler und aus dem ursprünglichen Bestimmungswort Dioto, das als ein fränkischer Personenname anzusehen ist. Dittweiler war also ursprünglich die Siedlung eines Mannes mit dem Namen Dioto. Erstmals wurde Dittweiler im Jahr 1316 als „Dydewilre“ erwähnt. Weitere Namensformen sind u. a. Diedwilr (1437), Diedweiller (1547), Didweiler (1571), Dietweiler (1824) (Vgl. Dolch/ Greule 1991 S. 105)

0.5.Wüstungen

Ganz im Westen der Gemarkung von Dittweiler gab es früher einen Ort Hundhausen, der bereits 1564 bei Stella als Wüstung benannt ist. Möglicherweise handelte es sich dabei um ein Dorf, das aus dem Herrenhof des Hun, bzw. Hundo, eines fränkischen Verwaltungsbeamten, hervorgegangen ist.

0.6.Wappen

Das Wappen zeigt auf goldenem, durch einen blauen Wellenbalken diagonal geteilten Grund im oberen Teil zwei rote Kirschen mit grünem Blatt, im unteren Teil zwei gekreuzte Berghämmer. Das blaue Band gilt als ein Hinweis auf den Kohlbach, an dem der Ort liegt, die Kirschen weisen auf den immer noch bedeutsamen Süßkirschenanbau in der Gemarkung hin, die Berghämmer auf den früheren Bergbau in der Umgebung des Ortes und die alte Bergarbeitertradition. Das Wappen wurde 1982 durch die Bezirksregierung in Neustadt genehmigt. (Debus 1988 S. 168)

Das Bürgerhaus

0.7.Geschichte

0.7.1.Vor- und Frühgeschichte

Schon in vorgeschichtlicher Zeit war die Umgebung des Ortes von Menschen bewohnt, wie es durch entsprechende Funde nachzuweisen ist. Zwei ungeöffnete Hügelgräber aus der Bronze- oder Eisenzeit von 11 und von 18 Metern Durchmesser finden sich im Kaufmannsbösch. (Bantelmann 1972 S.46). So wie die meisten Dörfer der näheren Umgebung kann auch Dittweiler Spuren aus der Römerzeit nachzuweisen. „In Dittweiler fand man beim alten Schulhaus in der Nähe des Friedhofs ... unzweideutige Spuren einer römischen Niederlassung", heißt es in einer alten Pfarrbeschreibung. (Vgl. Nikolaus/Zenglein 1986 S. 26). Nachgewiesen ist auch eine römerzeitliche villa rustica am Lacherwald.

 

0.7.2.Mittelalter

Das Gebiet um Dittweiler gehörte zum freien Reichsland rings um Stadt und Burg Kaiserslautern und zum Gericht Kübelberg, das ab 1312 nacheinander von mehreren weltlichen Herrschaften als Reichspfandschaft übernommen wurde. (Kurpfalz, Veldenz, Grafschaft Sponheim) Die Flurnamen Künschberg und Künschwoog (d. i. Königsberg, -woog) erinnern noch heute an diese alte Zugehörigkeit zum Reichsland. Nach der Urkunde der Ersterwähnung von 1316 bestätigt ein Edelknecht Reinfried de Curti den Besitz eines Teils seiner Güter in Dittweiler (Dydewilre), die er von dem Wildgrafen Johannes von Dhaun zum Lehen erhalten hatte. 1438 erscheinen Dittweiler und die Mühle des Ortes (Falken Hansen Mühle) in dem „Sponheimer Gültbuch“. In diesem Jahr endete die Grafschaft Sponheim, und das Amt Kübelberg mit Dittweiler fiel an die Kurpfalz zurück. Im ausgehenden 15. Jahrhundert erhielten u. a. die Junker von der Leyen Grundbesitz in Dittweiler. Lehens- und Territorialherren blieben die Kurfürsten von der Pfalz bis zum Jahr 1779. (Vgl. Zenglein 1991)

0.7.3.Neuzeit

1547 erwähnt das „Zweibrücker Oberamtsbannbuch“ den Landgraben im südwestlichen Bereich der Gemarkung von Dittweiler, eine Befestigungsanlage, die damals schon verfallen war. 1556 führte Kurfürst Ottheinrich für alle Landeskinder verbindlich die Reformation ein. Dittweiler erscheint dann in der Beschreibung des Oberamtes Zweibrücken durch den Geometer Tilemann Stella von 1564. Dort heißt es: „Von dann gehet die oberkait gemach bergin biß zu einem marckstein. ... oben am hundthauser teich bei der krelesaichen. Er hatt ein creutz und schaidet Duntzweiller unnd Ditweiller, diß ist Pfältzisch unnd höret inns Reich.“ (Scharff 1993 S. 22). Im Jahre 1600 bereiste der Forstmeister Philipp Vellmann im Auftrag des Kurfürsten Friedrich IV. die Dörfer des Amtes Kübelberg und beschrieb dabei die Umgebung von Dittweiler mit den Tälern, Wäldern und Weihern, wobei er auch die Mühle aufzählte, die nun „Arnold Mühl“ genannt wurde. In einer Beschreibung des Jahres 1610 im Kompetenzbuch der Pfarrei Altenkirchen heißt es dann, dass Dittweiler zwar zur Kurpfalz gehört, dass aber der Zehnte dem zweibrückischen Kloster Wörschweiler und somit dem Pfalzgrafen Johannes von Zweibrücken zusteht, und dass ein Drittel dieses Zehnten an die ebenfalls zweibrückische Kirche von Ohmbach geht. Ebenso wird der Landbesitz der Grafen von der Leyen wieder erwähnt. Nach einem Steuerregister des kurpfälzischen Oberamts Lautern von 1611 werden u. a. auch die Familienhäupter von Dittweiler aufgezählt, wonach im Ort 18 Familien lebten, ca. 70 bis 80 Einwohner. Unter den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges hatte das Dorf schwer zu leiden wie alle Dörfer der Umgebung und im Raum Kusel. Am Ende des Krieges war das Dorf fast menschenleer, erst 1656 wurden wieder vier Familien genannt, von denen eine auch vor dem Krieg schon in Dittweiler ansässig war. Die Bevölkerungsentwicklung stagnierte infolge der Kriege des französischen Königs Ludwig XIV. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. 1684 lebten nur noch drei Familien im Dorf. Erst im frühen 18. Jahrhundert kam es wieder zu umfangreichen Neuansiedlungen durch Zuwanderer, unter anderem aus der Schweiz. 1779 wurde das Amt Kübelberg von der Kurpfalz gegen die bis dahin zweibrückischen Orte Duchroth und Oberhausen und einen Teil des Dorfes Niederkirchen ausgetauscht. Damit gehörte auch Dittweiler bis zum Untergang der alten Feudalherrschaft in der Französischen Revolution zum Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, verwaltungsmäßig zum zweibrückischen Oberamt Homburg und zur Schultheißerei Waldmohr. 1793 erschienen die ersten Revolutionstruppen in unserer Heimat, 1801 annektierte Frankreich das linksrheinische Deutschland. Während der kurzen französischen Zeit bis 1814 lag Dittweiler in der Mairie Waldmohr und zugleich im Canton Waldmohr, darüber hinaus im Arrondissement Saarbrücken und im Saardepartement mit der Hauptstadt Trier.

0.7.4.Neueste Zeit

1814 verließen die Franzosen das linksrheinische Deutschland, und Dittweiler wurde zunächst dem Kreis Ottweiler zugeordnet. Nach einer Übergangszeit entstand 1816 der Baierische Rheinkreis, die spätere bayerische Rheinpfalz im Königreich Bayern. Dittweiler kam ab 1818 zum Landkommissariat (später Bezirksamt und Landkreis) Homburg, zur Bürgermeisterei Altenkirchen im Kanton Waldmohr. 1848/49 galt das Kohlbachtal als ein Zentrum der Revolutionsbewegung in der Pfalz. Im 19. Jahrhundert verließen große Teile der verarmten Bevölkerung das Kohlbachtal und wanderten in die USA aus, vornehmlich in den Staat Ohio. Ende des 20. Jahrhunderts entdeckte Jerry Ross, ein Nachfahre der Auswanderer, seine Dittweilerer Wurzeln. Er war NASA-Astronaut, und so kam die Ortsflagge von Dittweiler schließlich per Space Shuttle ins Weltall - 1993, bei der D2-Mission. (Vgl. Internet www.Dittweiler.com) Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Kreis Homburg dem autonomen Saargebiet angeschlossen, zurück blieb bei dem neu gegründeten Freistaat Bayern und damit beim Deutschen Reich der Kanton Waldmohr. Er gehörte mit einer Außenstelle der Verwaltung zu dem Bezirksamt (Kreis) Kusel. 1940 wurde die Bezirksamts-Außenstelle Waldmohr aufgelöst und auch verwaltungsmäßig dem Kreis Kusel angeschlossen. Erst durch die Verwaltungs- und Territorialreform des Landes Rheinland-Pfalz wurde die Bürgermeisterei Altenkirchen aufgelöst. Dittweiler gehört seitdem als selbstständige Ortsgemeinde zu der Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg.

0.8.Wahlergebnisse (Auswahl) in Prozent, Bundestag Zweitstimmen

SPDCDUFDPGrüneLinkeSonstige
Landtag 200161,415,83,82,9---15,1
Landtag 200657,115,24,02,84,916,0
Landtag 201147,618,93,014,76,39,5
Bundestag 200255,321,410,24,9---8,1
Bundestag 200547,022.18,44,814,63,1
Bundestag 200939,219,511,36,417,06,5
Bundestag 201342,524,43,63,49,216,7

0.9.Zeittafel

VorgeschichteFunde aus der Keltenzeit (2 Grabhügel)
RömerzeitMehrere Einzelfunde. villa rustica am Lacherwald
um 1000Mögliche Gründung des Dorfes im Amt Kübelberg
Ab 1312Das Amt Kübelberg wird an unterschiedliche Herrschaften verpfändet, zuletzt an die Grafen von Sponheim
1316Ersterwähnung als Dydewilre
1437Dittweiler kommt mit dem Gericht Kübelberg an die Kurpfalz und zu dem Oberamt Kaiserslautern
1600„Beforchung des Gerichts Kübelberg“ durch Philipp Vellmann
1648Ende des Dreißigjährigen Krieges. Dittweiler fast menschenleer
1685Im Dorf leben wieder vier Familien
1688-1697 Die Eroberungskriege Ludwigs XIV. führen zu neuen Rückschlägen
1749Erwähnung einer „Ertzgrub zu Dittweyler“
1779Dittweiler kommt mit dem Gericht Kübelberg zum zweibrückischen Oberamt Homburg
1786Dittweiler erhält eine eigene Schule
1793Erste Revolutionstruppen in der Gegend des Kohlbachtals
1801Dittweiler in der Mairie und im Kanton Waldmohr, im Arrondissement Saarbrücken und im Saardepartement
1818Dittweiler in der Bürgermeisterei Altenkirchen, im Kanton Waldmohr und im Landkommissariat Homburg
1919Der Kanton Waldmohr wird vom Bezirksamt Homburg losgelöst und wird zur Außenstelle des Bezirksamts Kusel
1940Auflösung der Bezirksamts-Außenstelle Waldmohr
1945Ende des Zweiten Weltkriegs
1972Dittweiler Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg

0.10.Religion

Dittweiler gehörte vor der Reformation zur Pfarrkirche von Ohmbach und teilte offenbar auch deren Geschichte (s. Ohmbach). Nachdem 1556 Kurfürst Ottheinrich in der Kurpfalz die Reformation eingeführt hatte, wurde Dittweiler der Pfarrei Altenkirchen zugeschlagen. Nach dem Grundsatz „cuius regio eius religio“ mussten die Bewohner, die in der Kurpfalz vorherrschende Konfession annehmen, in diesem Fall die Reformation nach Luther. Durch die frühere Zugehörigkeit zur Kirche von Ohmbach bestanden aber immer noch enge Beziehungen zu dem Kloster Wörschweiler, das in der Pfalzgrafschaft Zweibrücken lag und dem das Dorf ein Drittel des Zehnten schuldig war. Dieser wurde an die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken gezahlt, die das Klostergut nach der Reformation in ihren Besitz übernommen hatten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg bestand Religionsfreiheit, und durch die Neusiedler zogen vor allen Dingen Reformierte nach Calvin zu, auch einige wenige Katholiken. Ihr Anteil an der Bevölkerung betrug im frühen 19. Jahrhundert fast 10 %, heute beträgt er etwas mehr als 5 %.

0.11.Bevölkerung

Dittweiler war ein Bauerndorf und ist heute noch weithin wegen des Kirschenanbaus bekannt. Ende des 18. Jahrhunderts wurden nachweislich erste kleine Kohlenbergwerke eröffnet. Außerhalb der Landwirtschaft konnten nun Kleinbauern ihren Lebensunterhalt als Bergarbeiter verdienen. Im ausgehenden 19. und im frühen 20. Jahrhundert wurde die Arbeit in den Gruben von Dittweiler eingestellt, weshalb die örtlichen Bergarbeiter fast alle zum Auspendeln in die Gruben des Saarreviers gezwungen waren. Ab etwa 1870 arbeiteten die meisten Dittweilerer auf den Gruben Frankenholz, später auch Nordfeld. So vollzog sich ein allmählicher Umschwung vom Bauerndorf zum Bergmannsbauerndorf. Aus dieser Zeit soll auch der Dittweiler Spitzname „Waffele“ stammen. Die „Grombeerwaffele“ (Kartoffelwaffeln) wurden von den Bergleuten in ganzen Stößen zu ihrem Arbeitsplatz mitgenommen und dienten als nahrhafte und billige Wochenverpflegung im Schlafhaus. In Dittweiler selbst entstanden ab 1909 Diamantschleifereien. Die Einwohnerzahlen stiegen bereits während des 18. Jahrhunderts stark an, stagnierten zeitweise während des 19. Jahrhunderts, verdoppelten sich ungefähr im Verlauf des 20. Jahrhunderts. Hinsichtlich der religiösen Zugehörigkeit waren die Bewohner früher fast durchweg evangelisch, und auch heute sind katholische Christen und Bewohner anderer religiöser Zugehörigkeiten bzw. Religionslose weit in der Minderheit. Dittweiler ist ein Dorf mit Wohncharakter für Menschen aus den unterschiedlichsten Berufen, die zum großen Teil zur Arbeit auspendeln.

0.12.Bevölkerungsentwicklung: (nach Alter, Pfalzatlas I)

1825183518711905193919612004
gesamt382425430541693814976
kath.39 55
evang.343 755
Sonstige 4

0.13.Schule, Kultur, Vereine

0.13.1. Schule

1784, nachdem Dittweiler zweibrückisch geworden war, erhielt der Ort eine Winterschule, indem die Kinder zuvor die Schule in Altenkirchen besucht hatten und die Gemeinde sich nun von den Beiträgen für Altenkirchen befreien wollte. Ab 1786 wurde die Schule durch den Herzog genehmigt, und sie erhielt dann 10 Jahre lang einen Zuschuss von fünf Gulden aus den geistlichen Gefällen. Leiter dieser Winterschule war zunächst Friedrich Rindt aus Breitenbach. Ab 1791 lehrte Schuldiener Johann Hettrich in Dittweiler. Man machte ihm zum Vorwurf, es sei ihm nicht gelungen, die Sommerschule einzuführen. (Vgl. Kramer 1911). 1818 waren 70 Kinder schulpflichtig, und die Gemeinde war bereit, zum Bau eines Schulhauses ein Grundstück anzukaufen. Die Beamten des königlichen Oberbürgermeisteramtes zu Waldmohr waren der Ansicht, man benötige ein Haus für lediglich eine Klasse, und der Preis für das Baugrundstück sei wohl zu hoch. Durch den Architekten Deckert aus Homburg wurde ein Plan erstellt. Der Voranschlag von 776 Gulden schien dem Bürgermeisteramt wiederum zu hoch zu sein, und es wurde ein neuer Plan in Auftrag gegeben. 1826 war das Schulhaus in der heutigen Friedhofstraße endlich fertig. Es erhielt 1827 auch einen Glockenturm. Durch dessen freie Schalllöcher konnte der Regen eindringen, und das Regenwasser lief bis in die Räume des unteren Stockwerks, weshalb man Läden an den Schalllöchern anbringen ließ. 1831 entstand auf dem Schulgelände auch eine Scheune für die Ökonomie des Lehrers. Das Schulhaus war eigentlich von Anfang an zu klein, und so verkaufte die Gemeinde die alte Schule und errichtete 1873 ein neues Schulhaus in einem stillgelegten Steinbruch in der heutigen Schulstraße. Erst 1891 wurde die zweite Klasse eingerichtet. 1929 sollte hier wiederum ein neues Schulhaus in großzügiger Gestaltung gebaut werden. Auch jetzt wurde jedoch die Planung verworfen, und es kam lediglich zum Teilabriss des Schulhauses und einer Aufstockung, die 1936 vollendet war. (Vgl. LA Speyer H 38, 1194). Im Jahr 1970 hatte Dittweiler noch 87 Schüler. Aber die Schule wurde aufgelöst, die Grund- und Hauptschüler besuchten zunächst die entsprechenden Schulen in Altenkirchen und in Brücken. Das Schulhaus kam in privaten Besitz. Heute besuchen die Hauptschüler den Unterricht im Schulzentrum Schönenberg-Kübelberg, die Grundschüler die Schule in Brücken. Sonderschulen sind in Kusel, für untere Klassen der Lernbehinderten auch in Brücken erreichbar. Realschulen stehen im Schulzentrum Schönenberg-Kübelberg und in Kusel zur Verfügung, Gymnasien in Kusel und in Homburg, Universitäten in Kaiserslautern, Saarbrücken, Homburg und Trier. Vor Jahren wurde an das Bürgerhaus ein Gemeinde-Kindergarten angebaut, 2005 hier auch ein Jugendraum eingerichtet.

0.13.2.Kultur

Das kulturelle Geschehen wird weitgehend durch die vielen örtlichen Vereine bestimmt, aber auch durch das Bemühen der Ortsgemeinde, für Einrichtungen zur Erholung zu sorgen (Römerweiher, Wanderwege etc.). Ein großzügig dimensioniertes Dorfgemeinschaftshaus („Bürgerhaus“) wurde in den Jahren 1981-83 errichtet.

0.13.3.Vereine

Freie Wählergruppe Ortsverein, Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr, Gesangverein Frohsinn, Hundesportverein, Landfrauenverein, Natur- und Vogelschutzverein, Obst- und Gartenbauverein, Pensionärverein, Sportverein Kohlbachtal, SPD - Ortsverein, Schachclub, Tischtennisverein, Ski-Club Kohlbachtal, VdK-Gruppe, Wutzeclub 77.

0.14.Gesundheitswesen und Sozialwesen

Ein Arzt für Allgemeinmedizin praktiziert in Altenkirchen, weitere in den Nachbarorten, in Brücken, in Schönenberg-Kübelberg, Herschweiler-Pettersheim und Waldmohr. In diesen Orten gibt es auch Apotheken. Die Sozialstation Brücken betreut Pflegefälle. Nächste Krankenhäuser sind die Universitätsklinik in Homburg, das Krankenhaus in Landstuhl und die Westpfalzkliniken in Kusel und in Kaiserslautern.

Häuser hinter dem Spielplatz

0.14.1.Wirtschaftliche Verhältnisse und Verkehr

Ursprünglich lebten die meisten Menschen des Ortes von der Landwirtschaft, wobei der Anbau von Süßkirchen auch heute noch von gewisser Bedeutung ist. Eine Mühle wurde schon im 15. Jahrhundert erwähnt und um 1900 stillgelegt. Im ausgehenden 18. Jahrhundert gab es schon zwei kleine Bergwerke in der Gemarkung, „Nickelhöh“ und „Unterdell“., in denen etwa zehn Bergleute beschäftigt wurden. Im frühen 19. Jahrhundert machte sich der Kleinhandel und das Wandergewerbe in Dittweiler breit, wobei die ärmeren Bewohner des Ortes vor allem in ganz Süddeutschland hausieren gingen. Verkauft wurden Steingut, Rötel, Wetzsteine, Holzwaren und Wagenharz. (vgl. den Dittweiler Spitznamen „Harzkrämer“). Vom ausgehenden 19. Jahrhundert an suchten viele Bewohner ihr Auskommem auch in den Bergwerken des nahe gelegenen Saarrevieres. Das Dorf verwandelte sich nach und nach von einem Bauerndorf in ein Arbeiterbauerndorf. Neben den landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieben entstanden die Kleinbetriebe der so genannten Bergmannsbauern. Ebenfalls vom 19. Jahrhundert an entstehen zunächst in den benachbarten Orten Diamantschleifereien. Eine erste größere Diamantschleiferei mit fünf Schleifstühlen wurde 1909 auch in Dittweiler eingerichtet. 1936 gab es noch 13 selbstständige Schleifereien in Dittweiler, die etwa 100 Arbeiter beschäftigten. Nach 1945 gab es zunächst noch sieben Schleifereien, die aber in den kommenden Jahrzehnten nach und nach ihren Betrieb einstellten. Heute ist Dittweiler vor allem ein Ort für Auspendler. An Geschäften und kleineren Betrieben gibt es noch einen Getränkehandel, ein Blumengeschäft, einen Betrieb für Sanitäreinrichtungen und Heizungsbau, eine Tankstelle mit Reifenhandel, ein Kosmetikatelier, zwei Immobilienagenturen, eine Dachdeckerei, ein Fliesengeschäft, ein Büro für Bautechnik, eine Metallbaufirma. Die Kreissparkasse Kusel unterhält einen Servomat am Ort, die VR-Bank Westpfalz eine Filiale in Altenkirchen.

 

Dittweiler liegt an der Landesstraße 355 , die  Schönenberg-Kübelberg nördlich von Altenkirchen mit der L 552 (Quirnbach-Ottweiler) verbindet. Kreisstraßen verbinden Dittweiler mit Breitenbach und mit Brücken. Zu den  Autobahnauffahrten bei Glan-Münchweiler und bei Miesau, bzw. Waldmohr sind es jeweils etwa 12 km. Die Bahnhöfe von St. Wendel (Strecke Bingen - Saarbrücken), Glan-Münchweiler (Kusel - Landstuhl) und Homburg (Saarbrücken - Kaiserslautern) liegen ebenfalls jeweils ca. 10 bis 15 Kilometer weit entfernt.

0.15.Persönlichkeiten

Ernst Appel (1921 in Dittweiler – 1979 in Dittweiler)

Postbeamter, schrieb zahlreiche Erzählungen und Histörchen, meist in Mundart, in regionalen Kalendern, vor allem im Westrichkalender Kusel. Er war auch ein begeisterter Heimatforscher und sammelte zahlreiche Informationen zur Geschichte und zur Volkskunde von Dittweiler, die ohne ihn nicht erhalten wären. 

 

Werner Pfaff (??-??)

Geboren in Dittweiler, Verwaltungsbeamter in Kallstadt, wo er später lebte. Tat sich hervor bei zahlreichen Mundartwettbewerben, besonders bei den Bockenheimer Mundarttagen, wo er zahlreiche Preise errang. Viele seiner einfühlsamen Mundart- Gedichte wurden im Westrichkalender Kusel veröffentlicht.

 

0.16.Nachweise

Verfasser: Dieter Zenglein

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Appel, Ernst: Das Kohlbachtal. Eine geschichtliche Betrachtung, in: Westrichkalender Kusel 1961, S. 132.
  • Appel, Ernst: Nur ein altes Haus. Vom Gemeindehaus Dittweiler, in: Westrichkalender Kusel 1963, S. 79.
  • Appel, Ernst: Mundart- Geschichten in den Westrich-Kalendern Kusel 1957 – 1969.
  • Bantelmann, Nils: Die Urgeschichte des Kreises Kusel, Speyer 1972.
  • Bauer, Markus: Von den Alpen in den Westrich, Tiroler als Neusiedler im Gericht Kübelberg im 18. Jahrhundert, in: Westricher Heimatblätter Jg. 26 Heft 2 Kusel 1995, S. 37-42.
  • Becker, Heinrich: Von vergessenen Söhnen und Töchtern Dittweilers, in: Wir „Diewiller Waffele“, Dittweiler 1991, S. 15-23.
  • Becker, Heinrich: Die große Reise, Bemerkungen zur Amerika-Auswanderung der Westpfälzer im 19. Jahrhundert, in: Westricher Heimatblätter Jg. 28 Kusel 1997, S. 36-45.
  • Becker, Heinrich: Aus dem Tagebuch des Karl Cloß [Auswanderer in Ohio], in: Westricher Heimatblätter Jg. 32 Kusel 2001, S. 100-109.
  • Becker, Heinrich: Westpfälzer im Amerikanischen Bürgerkrieg 1861-1865, in: Westricher Heimatblätter Jg. 33 Kusel 2002, S. 100-116.
  • Becker, Heinrich: Familienbuch Dittweiler (mit Dieter Zenglein), Dittweiler 2003.
  • Betts, Donna J.: Bergkirche. Geschichte der Bergkirchengemeinden [Auswanderer in Ohio], in: Westricher Heimatblätter Jg. 30 Kusel 1999, S. 100-124.
  • Kramer, Karl: Geschichte des Volksschulwesens im früheren Herzogtume Zweibrücken, Teil I. Zweibrücken 1911.
  • Nikolaus, Walter: Daniel Hirsch, Lehrer - Revolutionär - Pfarrer, in: Westricher Heimatblätter Jg. 24 Kusel 1993, S. 4-42.
  • Nikolaus, Walter und Dieter Zenglein:Das Kohlbachtal. Eine Bildchronik. Altenkirchen 1986.
  • Ortsgemeinde Dittweiler (Hrsg.): Wir „Diewiller Waffele“, Geschichten aus und um Dittweiler zum 675. Jubiläum der Erwähnung 1316 und 12. Kreisheimattag, Dittweiler 1991.
  • Pfaff, Werner: Gedichte in „Dieweller“ Mundart, in: Wir „Diewiller Waffele“, Dittweiler 1991, S. 23-27.
  • Scharf, Eginhard: Tilemann Stella, Beschreibung der Ämter Zweibrücken und Kirkel 1564, Zweibrücken 1993.
  • Wagner, Helmut: Auf den Spuren der Römer im Raum Altenkirchen, in: Westrichkalender Kusel 1961, S. 83-85.
  • Wagner, Helmut: Bevölkerungsbewegung im Raum Altenkirchen, in: Westrichkalender Kusel  1964, S. 35-37.
  • Zenglein, Dieter: Zu Ohios Ufern - Ein Beitrag zur Auswanderung der Kohlbachtäler nach Amerika, in: Westricher Heimatblätter Jg. 18 Kusel 1987, S. 51-117.
  • Zenglein, Dieter: Von Bergleuten und Diamantschleifern – Skizzen zur Geschichte von Dittweiler, in: Westrichkalender Kusel 1991, S. 113-118.
  • Zenglein, Dieter: Zeittafel zur Geschichte von Dittweiler, in: Wir „Diewiller Waffele“, Dittweiler 1991, S. 31-42.
  • Zenglein, Dieter: Von Künschwog und Schankberg, Wartenstein und Semter Eck – Dittweiler Flurnamen als Zeugnisse der Dorfgeschichte, in: Westricher    Heimatblätter, Jg. 23 Kusel 1992, S. 56-111.
  • Zenglein, Dieter: Kohlbachtäler „Herzkersche“. Bemerkungen zum Süßkirschenanbau im Kohlbachtal, in: Westrichkalender Kusel 1993, S. 149-159.
  • Zenglein, Dieter: Die alte Luitpold-Linde von Dittweiler. Vom Schicksal eines hundertjährigen Baumes, in: Westrichkalender Kusel 1995, S. 91-95.
  • Zenglein, Dieter: Die Weiß-Familie - Pioniere des Bergbaus in der Westpfalz, in: Westricher Heimatblätter Jg. 34, Kusel 2003, S. 136-154.