Cramberg im Rhein-Lahn-Kreis

Zur Geschichte von Cramberg

Die urkundliche Ersterwähnung Crambergs ist auf das Jahr 1261 zu datieren. Cramberg gehörte zur Herrschaft Schaumburg, zu der neben dem Ort unter anderem noch Habenscheid, Biebrich, Wasenbach und Steinsberg gehörten. Die Herrschaft Schaumburg wurde lange Zeit von den Herren von Westerburg regiert. Aus der Frühzeit des Ortes ist indes wenig bekannt. 1319 stiftete der Ritter Marquardt von Laurenburg mit seiner Frau Cäcilie eine Kapelle in Cramberg. 1348 ließ Ritter Heinrich von Cramberg eine Burg im Ort errichten. Diese befand sich wohl am Ende der heutigen Burgstraße. Das Rittergeschlecht derer von Cramberg ist bis 1462 nachgewiesen.[Anm. 1]  

1563 wurde in der Herrschaft Schaumburg die Reformation durchgeführt. Am Anfang des 17. Jahrhunderts ließ Christoph von Leiningen-Westerburg-Schaumburg in Cramberg eine Münzstätte errichten, in der ab 1622 ein Münzmeister tätig war. Den Westerburger trieben dabei wohl vor allem finanzielle Motive. Das Münzrecht, das vom Kaiser hätte verliehen werden können, besaß er nicht. Die 1622 in Cramberg geprägten Groschen wurden von den Nachbarterritorien nicht angenommen. Bereits 1628 wurde die Münzprägung eingestellt und lediglich 1642 bis 1647 noch einmal in geringem Umfang durch den Sohn Christophs fortgesetzt.[Anm. 2]

Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurde der Ort verwüstet. Die Burg wurde schwer beschädigt und unbewohnbar. Die Mauerreste wurden im 18. Jahrhundert abgetragen. 1656 erwarb Gräfin Agnes von Holzappel, die Witwe Peter Melanders, die Herrschaft Schaumburg. Ihr Schwiegersohn Adolf von Nassau-Dillenburg sowie ihre Tochter Fürstin Elisabeth Charlotte nahmen wenig später die Münzprägung wieder auf, wobei ihm diesmal das Münzregal verliehen worden war. Die letzten Prägungen aus der Münzstätte Cramberg entstanden 1696 bis 1699.[Anm. 3]

Mitte des 17. Jahrhunderts wurde zudem ein Grundstück der Cramberger Gemarkung zur ewigen Begräbnisstätte für die Juden der Grafschaft Schaumburg erklärt. Der jüdische Friedhof lag etwa einen Kilometer nordwestlich des Ortes.[Anm. 4]

Im 18. Jahrhundert wurden einige Bauvorhaben in Cramberg umgesetzt. 1782 wurde ein Schulhaus für die mindestens seit 1710 bestehende Cramberger Schule erbaut. 1791 folgte die Einweihung der neuen Cramberger Kirche, die in den Jahren 1789–1794 erbaut wurde. Der Bau der Kirche war unter anderem aufgrund eines stärkeren Bevölkerungswachstums nötig geworden. Dieses Wachstum war unter anderem dadurch begründet, dass sich Bedienstete des nahen Schloss Schaumburg in Cramberg niedergelassen hatten. 1806 ging die Herrschaft Schaumburg im neugegründeten Herzogtum Nassau auf.[Anm. 5]

Im 19. Jahrhundert war Cramberg verstärkt vom Bergbau geprägt. Zwischen 1820 und 1905 waren zahlreiche Dachschiefergruben in der Gemarkung in Betrieb. Der Cramberger Dachschiefer genügte allerdings nicht höchsten Qualitätsstandards. So hielt er nur etwa 70 Jahre. Des Weiteren wurde ab 1858 am Cramberger Tunnel für die im Bau befindliche Lahntalbahn gearbeitet, die 1862 ihren Betrieb aufnahm.[Anm. 6] 1866 wurde das Herzogtum Nassau von Preußen annektiert.

1913 erhielt Cramberg eine Wasserleitung. 1923 wurde die Gemeinde elektrifiziert. Wenige Jahre später begannen die Arbeiten an einem Wasserkraftwerk, das 1927 in Betrieb genommen wurde.[Anm. 7] Über die Zeit des Dritten Reichs in Cramberg ist wenig bekannt. Im Ort wohnten einige jüdische Einwohnerinnen und Einwohner. Am 10. November 1938 wurden die verbliebenen Cramberger Jüdinnen und Juden für einige Tage aus angeblichen ‚Sicherheitsgründen‘ im Rathaus bzw. Spritzenhaus interniert. Zudem wurde ein jüdischer Metzger, der mit seinem Hund spazieren war, von Angehörigen der SA (Sturmabteilung) angegangen, misshandelt und im Anschluss ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Der Hund, der zuvor noch die Angreifer angesprungen hatte, wurde vor dem Rathaus erschossen. 14 Crambergerinnen und Cramberger wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Seit 2011 erinnert eine Gedenktafel auf dem jüdischen Friedhof in Cramberg an sie. [Anm. 8]  Heute (Stand 31.12.2019) hat Cramberg 479 Einwohnerinnen und Einwohner.[Anm. 9]

Verfasser: Christoph Schmieder

Verwendete Quellen und Literatur:

  • 100 Jahre Turnverein Cramberg 1898–1998. Cramberg 1998.
  • Bonnet, Rudolf: Chronik des Schaumburger Landes an der Lahn. 800 v. Chr.–1932. Frankfurt am Main 1956.
  • Galonska, Andreas: Neue Gedenktafel auf jüdischem Friedhof, in: Rhein-Zeitung vom 06.10.2011, S. 19.
  • Reinhardt, Adolf: Schieferbergbau in Cramberg, in: Heimatjahrbuch Rhein-Lahn-Kreis 1997, S. 42–49.
  • Schultheis, Herbert: Die Reichskristallnacht in Deutschland nach Augenzeugenberichten. Bad Neustadt 1986 (Bad Neustädter Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Frankens, Band 3).
  • Schäfer, Heinrich: 200 Jahre evangelische Kirche in Cramberg 1791–1991, in: Evangelische Kirchengemeinde Cramberg (Hrsg.): Festschrift zum 200-jährigen Kirchenjubiläum der Evangelischen Kirchengemeinde Cramberg. Cramberg 1991. S. 11–18.
  • Schäfer, Thomas: Die Cramberger Münze (Teil I). Zur Geld- und Münzpolitik der Herrschaft Schaumburg, in: Heimatjahrbuch Rhein-Lahn-Kreis 1997, S. 63–66.
  • Schäfer, Thomas: Die Cramberger Münze (Teil II), in: Heimatjahrbuch Rhein-Lahn-Kreis 1998, S. 89–93.
  • Seibert, Hubertus: Zwischen Integration und Deportation. Zur Geschichte der Juden im Rhein-Lahn-Gebiet 1918-1945. In: Agnes Allroggen-Bedel (Hrsg.): Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft, Geschichte, Kultur unserer Heimat. Oberwesel/Rhein 1987, S. 252–278.

Zuletzt geändert: 30.09.2020.

Anmerkungen:

  1. https://www.cramberg.de/ortsportrait; Bonnet, S. 12; 100 Jahre Turnverein; Schäfer, 200 Jahre, S. 11. Zurück
  2. Bonnet, S. 13; Schäfer, Cramberger Münze I, S. 63–66. Zurück
  3. Schäfer, Cramberger Münze II, S. 89–92. Zurück
  4. https://www.alemannia-judaica.de/cramberg_friedhof.htm (25.09.2020).  Zurück
  5. Bonnet, S. 19; Schäfer, 200 Jahre, 11; https://www.cramberg.de/ortsportrait (30.09.2020). Zurück
  6. Reinhardt, S. 42–49. Zurück
  7. Bonnet, S. 44f.; https://www.cramberg.de/ortsportrait (30.09.2020)Zurück
  8. Seibert, 271, S. 275f.; Schultheis, S. 288f.; Galonska. Zurück
  9. https://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/content.aspx?id=103&l=3&g=0714103022&tp=1027 (25.09.2020). Zurück