Hunzel im Rhein-Lahn-Kreis

Ortsgeschichte von Hunzel

Die ersten Hinweise auf eine dauerhafte Besiedelung der Gemarkung stammen aus römischer Zeit. Bei Ausgrabungen im Jahr 1896 wurde ein westlich des heutigen Ortskerns gelegenes Steinkastell entdeckt. Das Militärlager mit den Maßen 89 x 84 Meter war von einem Graben umgeben und lag ca. 170 Meter südlich der Limesgrenze. Fundamentreste aus dem Inneren der Anlage förderten den Grundriss des Hauptgebäudes (principa) zu Tage, das wohl 27 Meter breit und 20 Meter lang war. Garnisonsstärke und Herkunft der Truppen sind aufgrund fehlender Nachweise unbekannt.[Anm. 1] Das Lager wurde nach der Aufgabe des Kastells im benachbarten Marienfels Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet und nach dem Fall des Limes Mitte des 3. Jahrhunderts aufgegeben. Da keine Spuren eines Bades erhalten sind, ist davon auszugehen, dass die Soldaten weiterhin das Thermalbad in Marienfels nutzten. Aussagen über die Größe der zivilen Siedlung, die sich vermutlich südwestlich des Lagers gebildet hatte, sind kaum möglich, da auch hier die Befundlage dünn ist.[Anm. 2]

Erstmals wurde der Ort im Jahr 1095 urkundlich erwähnt.[Anm. 3] Im Laufe der Zeit veränderte sich die Bezeichnung des Dorfes – von Hundeszagel (1260) über Hondiszale (1361) und Hontzaell (1526) bis hin zum heutigen Hunzel (erstmals 1771). Die frühe Geschichte des Ortes ist eng mit der des bereits erwähnten Nachbarortes Marienfels verbunden. Dort war der Sitz des Hochgerichtes, wo zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert mehrere Schultheißen aus Hunzel ihren Dienst taten. Darüber hinaus gehörte der Ort, wie heute noch, zusammen mit den Orten Berg und Ehr zur Pfarrei Marienfels.[Anm. 4] Zu diesem Kirchspiel gehörte auch eine Kapelle, die erstmals 1467 in Hunzel erwähnt wurde, jedoch im Jahr 1958 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Die seit jeher bestehende Schulgemeinschaft mit dem Nachbarort wurde nach der Errichtung eines eigenen Schulgebäudes 1893 aufgekündigt. Bereits 1783 hatte man eigene Winterschulmeister im Ort beschäftigt.[Anm. 5]

Die grundherrlichen Rechte über Land und BewohnerInnen des Ortes waren größtenteils Eigentum der Adelshäuser Nassau-Usingen, Nassau-Weilburg und Nassau-Idstein. Die beiden letztgenannten unterhielten im 16. Jahrhundert ein Hubengericht in Hunzel. Darüber hinaus waren u.a. die Herren von Schöneck und vom Stein im Dorf begütert. Außerdem besaßen das Kloster Affolderbach (später Walsdorf) und die Abtei Arnstein mehrere Grundherrschaften im Ort.

Die Größe des Dorfes ist erstmals im Jahr 1526 überliefert. Zu dieser Zeit lebten acht Hausgemeinschaften in Hunzel. Bis 1631 stieg die Anzahl der Familien auf 13 an. Der nun folgende Einbruch – 1648 waren noch vier Familien in Hunzel ansässig – lässt sich auf die verheerenden Folgen des Dreißigjährigen Krieges zurückführen. Nach dem Ende des Konfliktes ist wieder ein leichtes Wachstum der Bevölkerung zu beobachten. 1681 lebten wieder 13 Hausgemeinschaften im Ort, unter denen sich auch ein Krugbäcker befand. Bis 1771 war die Zahl der Haushalte auf 36 gestiegen.[Anm. 6] Im Jahr 1843 wohnten schließlich insgesamt 179 EinwohnerInnen in der 1.389 Morgen großen Gemeinde.[Anm. 7]

Nachdem Hunzel über fünf Jahrhunderte lang zum Kondominium der vier Herren auf dem Einrichgau gehört hatte, kam Hunzel im Nastätter Rezess 1774 zum dreiherrischen Amt Nassau.[Anm. 8] Im Zuge der territorialen Neuordnung Europas Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts schlug man den Ort 1806 dem neu geschaffenen Herzogtum Nassau zu. Nach der Annexion durch Preußen im Jahr 1866 wurde der Ort in die neue Provinz Hessen-Nassau integriert.[Anm. 9] Hunzel liegt seit 1946 im Bundesland Rheinland-Pfalz, wurde 1969 Teil des Rhein-Lahn-Kreises und 1972 der Verbandsgemeinde Nastätten.[Anm. 10] Heute leben 254 EinwohnerInnen in der Gemeinde.[Anm. 11]

Autor: Jan Brunner
Verwendete Literatur:

  • Bodewig, Robert: Das Kastell Hunzel, in: Lahnsteiner Altertumsverein (Hg.): Professor Dr. Robert Bodewig. Lehrer, Historiker, Archäologe (Bd. 1, Größere Schriften). Koblenz 1998, S. 93-102.
  • Gensicke, Hellmuth: Zur nassauischen Ortsgeschichte. Das Kirchspiel Marienfels, in: Nassauische Annalen. Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 91 (1980), S. 284-297.
  • Jost, Cliff Alexander: Der obergermanisch-raetische Limes mit seinen Kastellen in Neuwied-Heddersdorf, Bad Ems, Marienfels und Hunzel, in: Lahnsteiner Altertumsverein (Hg.): Professor Dr. Robert Bodewig. Lehrer, Historiker, Archäologe (Bd. 2, Kleinere Schriften, Leben und Werk). Koblenz 2005, S. 310-326.
  • Ortsgemeinde Marienfels (Hg.): Marienfels. Die große Geschichte eines kleinen Dorfes. Bad Ems 1990.
  • Schüler, Winfried: Das Herzogtum Nassau 1806-1866. Deutsche Geschichte im Kleinformat. Wiesbaden 2006 (=Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau Bd. 75).
  • Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Hunzel, Bevölkerung. URL: https://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/content.aspx?id=103&l=3&g=0714107063&tp=2047 (12.08.2020).
  • Vogel, Christian Daniel: Beschreibung des Herzogthums Nassau. Wiesbaden 1843. URL: reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10021916_00005.html (10.08.2020).

Letzte Bearbeitung: 17.08.2020

Anmerkungen:

  1. Bodewig, Robert: Das Kastell Hunzel, in: Lahnsteiner Altertumsverein (Hg.): Professor Dr. Robert Bodewig. Lehrer, Historiker, Archäologe (Bd. 1, Größere Schriften). Koblenz 1998, S. 93-102, hier S. 94-98. Zurück
  2. Jost, Cliff Alexander: Der obergermanisch-raetische Limes mit seinen Kastellen in Neuwied-Heddersdorf, Bad Ems, Marienfels und Hunzel, in: Lahnsteiner Altertumsverein (Hg.): Professor Dr. Robert Bodewig. Lehrer, Historiker, Archäologe (Bd. 2, Kleinere Schriften, Leben und Werk). Koblenz 2005, S. 310-326, hier S. 321ff. Zurück
  3. Vogel, Christian Daniel: Beschreibung des Herzogthums Nassau. Wiesbaden 1843. URL: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10021916_00005.html (10.08.2020), S. 629f. Zurück
  4. Gensicke, Hellmuth: Zur nassauischen Ortsgeschichte. Das Kirchspiel Marienfels, in: Nassauische Annalen. Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 91 (1980), S. 284-297, hier S. 286ff u. 295. Zurück
  5. Gensicke, Ortgeschichte, S. 295; Ortsgemeinde Marienfels (Hg.): Marienfels. Die große Geschichte eines kleinen Dorfes. Bad Ems 1990, S. 114 u. 124. Zurück
  6. Gensicke, Ortsgeschichte, S. 295f. Zurück
  7. Vogel, Beschreibung, S. 621. Zurück
  8. Ebd., S. 227f. Zurück
  9. Schüler, Winfried: Das Herzogtum Nassau 1806-1866. Deutsche Geschichte im Kleinformat. Wiesbaden 2006 (=Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau Bd. 75), S. 18-22 u. 264. Zurück
  10. Ortsgemeinde Marienfels, Geschichte, S. 212 u. 230. Zurück
  11. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Hunzel. URL: Bevölkerunghttps://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/content.aspx?id=103&l=3&g=0714107063&tp=2047 (12.08.2020). Zurück