Dexheimer Geschichtsverein e.V.

Gemarkungsrundgang am 04. 01. 2020

In diesem Jahr hat Gerhard Blödel für den Rundgang alte Dexheimer Wege ausgesucht. Der Vereinsgründer und jetzige 2. Vorsitzende unseres Vereins ist nicht nur wegen seiner profunden Kenntnis der Ortsgeschichte geschätzt, sondern auch wegen seiner begeisterten und begeisternden Vortragsweise. So fanden sich am Freien Platz nicht nur zahlreiche Dexheimer ein, sondern auch einige Gäste. Sehr gefreut haben wir uns über die Teilnahme von Manfred Meffert, dem Vorsitzenden des Dalheimer  Heimat- und Geschichtsvereins, und seiner Frau. Die uralte Feindschaft zwischen den Dörfern, wie es sie überall auf dem Lande gibt, ist jetzt erfreulicherweise Geschichte geworden.

Vom Freien Platz ging es zunächst zum Doktorweg. Das „Höllepädsche“, ein schmaler Weg, der oberhalb der Sackgasse „Am Born“ steil auf die Höhe führt, ist so zugewachsen, dass er nicht mehr begehbar ist. Es war früher der kürzeste Weg zu den Weinbergen und Äckern auf der Höhe. Der Doktorweg, früher ein wichtiger Feldweg, ist gepflastert, wurde aber vor etlichen Jahren asphaltiert. Dadurch wurde der Weg glatt und gefährlich. Als es noch Schnee gab in Dexheim, war er eine beliebte Rodelbahn. Die meisten Teilnehmer erinnerten sich lebhaft an den Riesenspaß dort im Winter, aber auch an Verletzungen.

Gerhard Blödel wies auf die Fahrrinnen hin, die auf dem gepflasterten Weg an etlichen Stellen noch deutlich zu sehen sind. Oberhalb des Doktorwegs endete früher der Weinbau. Kalte Winter mit eisigen Winden ließen dort nur Ackerbau zu.

Gerhard Blödel hatte unterwegs die ungewöhnliche Redewendung erwähnt: „Die is so derr, die kann Wasser aus em Vorglas saufe“. Jetzt löste er das Rätsel. Vorglas meint auf rheinhessisch Vorgleis. Durch das Wenden der Plugskärnsche, mit denen der Pflug zum Feld gefahren wurden, entstanden durch deren schmale Räder gleisartigen Fahrspuren, die tief und schmal waren.

Von unserem Aussichtspunkt hatten wir einen guten Überblick über das Gelände. Ein langer, frischgepflügter Acker wies in der Mitte eine Erhebung auf. Dies ist ein Zeichen, dass hier zwei Äcker zusammengelegt worden waren. Die Erhebung war entstanden, weil dort zwei Vorgleise aneinander stießen. Bei jedem Wendevorgang der Plugskärnsche fiel etwas Erde herab, was im Laufe der Jahre zu der Erhöhung geführt hatte.

Weiler, Benzwies, das schon zu Dalheim gehörende Ostertal, jetzt landwirtschaftliche Fläche, waren in der Vorzeit besiedelt, ganz sicher seit der älteren Eisenzeit (ca. 800 – 450 v.Chr.) und der jüngeren, vorrömischen Eisenzeit, beide auch als Keltenzeit bekannt. Gut nachweisbar sind römische Besiedlungsspuren. Mit beiden Gebieten hatte Gerhard Blödel die Teilnehmer während der Gemarkungsrundgänge von 2018 und 2019  bekannt gemacht.

Nicht nachgewiesen, aber plausibel ist die Annahme, dass das Gebiet des „Höhlchens“ schon während der Steinzeit besiedelt war. Der Winzer Karl-Heinz Maurer fand dort Hohlräume, die an eine Nutzung als Schutzraum denken lassen. Auch wurden in diesem Gebiet beschlagene Steine gefunden.

Durch eine grasbewachsene Wingertreihe führt Gerhard Blödel die Gruppe vom Höllerweg, vorbei an der „Staaklipp“ (Steinklippe) zurück in den Ort. Rechter Hand lag der alte Steinbruch, vor dem es um 1900 eine kleine Halle des Schießsportvereins gegeben hatte. Geologisch gesehen ist der Steinbruch Teil einer Klippe am Rand des Mainzer Beckens (s. Geschichtsblätter 2016). Der Bereich um den Steinbruch hat als Brache eine ursprüngliche Atmosphäre und ist besonders im Frühjahr zauberhaft schön.

Zum gemütlichen Abschluss lud der Verein die Teilnehmer in das Haus der Begegnung ein, in dem Vorstandsmitglied Elisabeth Jürging ein herzhaftes Büffet arrangiert hatte und Kaffeeduft die Gäste empfing.