Dorf- und Geschichtsverein Essenheim

Vom Ende der Kindheit: Konfirmationsfotos im Wandel der Zeit

Es ist seit Jahrhunderten ein wichtiges Fest in evangelischen Familien, auch für den Pfarrer und erst recht für die Kinder: die Konfirmation. Sie steht am Ende der Kindheit und am allmählichen Übergang in das Erwachsenenalter. Die religiöse Unterrichtung ist beendet und die jungen Menschen bekommen bestimmte Rechte in der Kirchengemeinde, sie dürfen zum Beispiel am Abendmahl teilnehmen.

Der Dorf- und Geschichtsverein Essenheim zeigte in seiner Ausstellung im Kunstforum in Essenheim,  Konfirmationsfotos von 1891 bis heute.

Wahrscheinlich werden viele Besucher nach dem Jahrgang gesucht haben, in dem sie selbst oder ihre Kinder oder Verwandten konfirmiert wurden. Zu sehen ist in dieser Essenheimer Ausstellung aber noch mehr, nämlich Sitten, Verhalten und Geist der jeweiligen Zeit: die Kleidung und Ausstattung der Konfirmanden ändert sich im Laufe der Jahre, von den dunklen, schwarzen Kleidern und Anzügen hin zu ganz unterschiedlichen Dresscodes. Die Aufstellung der Gruppe, früher sehr statuarisch, wird in der Gegenwart locker, der Pfarrer thront nicht mehr in der Mitte wie ein strenger Zuchtmeister.

Spannend auch, zu beobachten, wie ernst alle Gesichter uns in alten Aufnahmen ansehen und wann zum ersten Mal auf den Fotos jemand lacht. Und auch die Sprache ändert sich, von Konfirmandinnen und Konfirmanden hin zu „Konfis“, ganz im Stil unserer Zeit.

Auch andere Konfessionen und Religionen kennen übrigens solche Feiern und Rituale am Ende der Kindheit.

Es gibt Vieles zu entdecken in der Ausstellung, die eine spannende Reise durch die Zeit vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart ermöglicht.

1.2.Eröffnungsrede

Liebe Besucherinnen und Besucher,

es ist seit Jahrhunderten ein wichtiges Fest, für die Familien, auch für den Pfarrer und erst recht für die Kinder: die Konfirmation. Sie steht am Ende der Kindheit und dem allmählichen Übergang in das Erwachsenenalter, zumindest im kirchlichen Sinn. Die religiöse Unterrichtung - früher mit einer Befragung oder Prüfung  zum Schluss - ist beendet und die jungen Menschen bekommen bestimmte Rechte in der evangelischen Kirchengemeinde, sie dürfen zum Beispiel am Abendmahl teilnehmen.

Ihren individuellen Konfirmationsspruch, einen kurzen Bibeltext, kennen die Konfirmanden meist bis an ihr Lebensende und auch das Familienfest bleibt lange in Erinnerung. Die neuen schwarzen Kleider trugen die Konfirmandinnen oft jahrzehntelang beim sonntäglichen Kirchgang. Manche - so wird berichtet - wurden in ihrem Konfirmationskleid sogar beerdigt.

Der Zeitpunkt der Konfirmation war unterschiedlich im Laufe der Jahrhunderte, an Palmsonntag, an Ostern oder Pfingsten, in Kriegszeiten auch schon einmal im September oder an Weihnachten. Heute feiern die evangelischen Gemeinden dieses wichtige Ereignis meist zwischen Ostern und Pfingsten.

Erstmals wird 1539 in einer Kirchenordnung die Konfirmation vorgesehen, in Essenheim ist die erste Konfirmation für das Jahr 1679 belegt. Das älteste Konfirmandenfoto aus Essenheim datiert aus dem Jahr 1891. Ab 1906 gibt es die Fotos fast lückenlos, im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit jedoch wurden in einigen Jahren offenbar keine Fotos gemacht.

Wahrscheinlich werden viele Besucher nach dem Jahrgang suchen, in dem sie selbst oder ihre Kinder oder Verwandten konfirmiert wurden.

Zu sehen ist in dieser Essenheimer Ausstellung aber noch mehr, nämlich Sitten, Verhalten und Geist der jeweiligen Zeit: die Kleidung und Ausstattung der Konfirmanden ändert sich im Laufe der Jahre, von den dunklen, schwarzen Kleidern und Anzügen hin zu ganz unterschiedlichen Dresscodes. Die Orte, an denen die Fotos aufgenommen wurden variieren. Die Aufstellung der Gruppe, früher sehr statuarisch, wird in der Gegenwart locker, der Pfarrer thront nicht mehr in der Mitte wie ein strenger Zuchtmeister.

Spannend auch, zu beobachten, wie ernst alle Gesichter uns in alten Aufnahmen ansehen und wann zum ersten Mal auf den Fotos jemand lacht.

Und auch die Sprache ändert sich: die Konfirmanden nennt man irgendwann gendergerecht Konfirmandinnen und Konfirmanden und heute - ganz im Stil unserer

Zeit - meist „Konfis“.

Freude beim Entdecken und bei Ihren Reisen durch die Zeit wünscht Ihnen

der Dorf- und Geschichtsverein Essenheim

 

Übrigens:  Andere Religionen kennen solche Feste und Rituale des Mündigwerdens auch.

1923: Konfirmation in der Inflationszeit

Nach dem Waffenstillstand des Jahres 1918 war mit den linksrheinischen Gebieten auch Essenheim von französischen Truppen militärisch besetzt. Nur wenige Jahre nach dem Einzug der Besatzungstruppen entwertete die Inflation sämtliche Ersparnisse. 1927 vernichtete ein verheerendes Hagelunwetter den Großteil der Weinberge und der Feldfrüchte.

Die Feier der Konfirmation und etwaige Geschenke standen in den 1920er Jahren vor dem Hintergrund der Sparsamkeit.

Von Richard Blodt (1909 – vermißt 1943) aus der Käferbeinstraße 15 (Bruder von Wilhelmine Wolf (1915-1998) ist nicht nur sein Gesangbuch erhalten geblieben, das er von Familie Barwig aus der Nothgasse zur Konfirmation im Jahr 1923 erhielt, sondern auch ein Exemplar des Buchs „Onnen Visser - Der Schmugglersohn von Norderney“ (Autorin: Sophie Wörishöffer), geschenkt von Richard Krebs aus Heidesheim (Heidesheimer Verwandtschaft). Durch die Heirat von Carl Krebs (dem vierten Zementproduzenten in Deutschland) mit Christine Schott aus Essenheim und der Heirat von Friedrich Krebs mit Christine Krämer aus Essenheim gibt es zu Familie Krebs in Heidesheim gleich eine doppelte Verbindung nach Essenheim, die sich auch in Patenschaften und Poesiealbum-Einträgen spiegelte.

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