Germanistisch-Historischer Arbeitskreis an der Universität Mainz

Zunftordnungen Alzey

In diesem Projekt wurden Zunftordnungen des 15. und 16. Jahrhunderts ediert. Die Beispielseite (22r  Die becker beruren*a Ann(o) 1456* b) wird wie folgt transkribiert (Fußnoten mit * gekennzeichnet):

Die transkribierte Seite im Original

"Zu wissen, das der rate hie zu Altzey in dem jare nach der geburt (Christi), Uns(er)s H(er)ren, 1400 und in dem 56. jare hat laßen backen rucken*1 un(d) geruscht broit und das selbe so dicke laßen probiere(n) un(d) rechene(n), das sich funden hat, nach dem*c als das mele von der mulen, so der molter*2 un(d) staup abgeslage(n), gwest ist, dan(n)och den melterige(n) stein offgewieget hat, der dan(n) 150 lb. slechts gewichts wieget, das daruß an gute(m) wolegebackene(n) und unv(er)wesserte(n) brode, besunde(r) an geruschte(m) 72 brode, der iglichs 2 lb. und 1 fiert(el) wieget, und an ruckem brode auch 72 brode, der iglichs 2 lb. wieget, gebacken und gemacht worde(n) sint. Das ist an gewiechte des geruschte(n) brodes 162 lb. und des rucken brods 100 und 80 lb. Un(d) ist von dem geruschte(n) brode worde(n) 1 fiernzale clyen bestrichen und von dem rucken brode ein fierling klijen, und ine der maß sol es furte(r) gehalte(n) und gerechent werden, biß es anders funden wirt. Daroff so gebut der rate und wil auch ghapt han, das eyn igliche(r) becker, der eym sin korn zu brode in sin huß backen und sinen lone darumb nem(m)en wil, das der selbe eym igliche(n) von eym malder meles, so ferre im(e) das anders uß dem melehuse v(er)siegelt wirt, gebe un(d) were an brode sovil gewichts, als vorgemelt ist, nem(m)liche an geruschte(m) brode 100 und 62 lb. und darvor 72 brode, der iglichs 2 lb. und ein fiert wiege, un(n)d an ruckem brode 100 un(d) 80 lb. und darvor 72 brode, der iglichs 2 lb. wiege, und zu iglichem malder sin klijen, nach dem vorberurt ist."

Diese Ordnung wird fortgesetzt bis Seite 26r. Es wird verfügt, daß der Bäcker auf Verlangen eines Bürgers in dessen Haus den Teig zu bereiten, dann zum Backhaus zu transportieren, dort zu Brot zu verbacken hat und das Brot dem Bürger wieder anliefern muß. Der Backlohn wird festgesetzt, ebenso die Preise, die der Bäcker für sein zum Verkauf gebackenes Brot nehmen darf. Der Brotpreis ist zwar immer gleich, das Gewicht der Brote richtet sich aber nach dem Marktpreis des Getreides - bei steigenden Getreidepreisen wird also das Gewicht der Brote entsprechend verringert.

*a Von anderer Hand.
*b Von anderer Hand.
*c Es folgt durchgestrichen: "das".

*1 DWB 14, Sp. 111 f. ROGGEN (mhd. ruckin) ,aus der roggenfrucht bereitet'
*2 LEXER HWb molte, molt ,staub'