Verein Heimatmuseum Burg Windeck

Ein Schutzdach für alte Grenzsteine

[Bild: Franz Eiermann]

Am 4. September 2009 hat der Verein Heimatmuseum Burg Windeck e. V. das von Mitgliedern des Vereins im Garten der Burg errichtete Lapidarium den Heidesheimer Bürgern vorgestellt [Was wir so tun]. Allen voran haben Josef Diehl, Rudolf Reiter und Harald Steinkopf einen Pavillon errichtet, in dem nun 15 alte Grenzsteine aus der Gemarkung Heidesheim, vor den Unbillden der Witterung geschützt, zu sehen sind.

[Bild: Franz Eiermann]

Zehn Steine hat Herr Heino Hefner dem Verein als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt und Frau Katharina Luser hat zwei Steine dem Verein übergeben, die in ihrem Keller jahrzehntelang als Fasslager gedient hatten. Beiden sei auch an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.


[Bild: Franz Eiermann]

Drei Steine wurden 2009 in der Gemarkung geborgen. Der genaue ursprüngliche Standort dieser Steine ließ sich nicht immer ermitteln, denn die Steine wurden irgendwann "ausgepflügt" und dann an Wegrändern liegen gelassen [Grenzsteine].

[Bild: Franz Eiermann]
[Bild: Franz Eiermann]

Einer dieser Steine könnte eine Rarität sein. Auf seiner Vorderseite ist in einer eingehauenen Vertiefung eine Markierung zu erkennen, die das Rad des Mainzer Kurfürstentums darstellen könnte. Wenn diese Markierung auch schon ziemlich verwittert ist, so unterstützt das Abreibebild doch diese Vermutung.


[Bild: Franz Eiermann]
[Bild: Karl Urhegyi]

Der Stein könnte gegen Ende des 14. Jahrhunderts gesetzt worden sein. Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass für die Gemarkung Heidesheim bereits für 1413 Grenzsteine nachzuweisen sind.


Urkundlich erwähnt sind Rechtssetzungen, "die zwischen den vier markstein" der Gemeinde galten. Sollte die Gemarkung gemäß den vier Himmelsrichtungen (Nord, Süd, Ost, West) markiert gewesen sein? In einer weiteren Urkunde von nach 1414 sind diese vier Steine noch zweimal erwähnt.

Für das Jahr 1473 schließlich sind Grenzbeschreibungen überliefert, die anlässlich von Meinungsverschiedenheiten über den Grenzverlauf zwischen Besitztümern des Klosters Eberbach und der Gemeinde Heidesheim entstanden waren. In diesem Zusammenhang werden Steine erwähnt. So wird z. B. ein Grenzverlauf folgendermaßen beschrieben: "der wege von dem steyne an, als der itztdowendig des heyßwegs [wo?] nahe by der steine[n] brucken gesetzt" ist und "wider zurück naher dem heyswege zu understeynt ist". Zu Budenheim hin ist von einer Grenze die Rede, die "understeynt und gelacht [gekennzeichnet]" sei. Weiterhin wird noch zweimal von "understeinunge[n] und lachunge [Kennzeichnungen]" berichtet, die zukünftig zu beachten seien. Mit dem Begriff "lachunge" sind Einschnitte bzw. Einkerbungen in die Baumrinde besonderer Bäume gemeint, die als Grenzmarkierungen dienten. Der Begriff "Lache" ist in der Forstwirtschaft auch heute noch im Sinne von "Markierungseinschnitt" gebräuchlich.

 

[Bild: Franz Eiermann]
[Bild: Franz Eiermann]


Trotz Regen und stürmischem Wind ließen es sich interessierte Bürgerinnen und Bürger nicht nehmen auf dem Burggelände mit den Vereinsmitgliedern Richtfest zu feiern. Eingefunden hatten sich auch der Bundestagsabgeordnete Michael Hartmann, Verbandsbürgermeister Joachim Borrmann und Ortsbürgermeister Jens Hessel.

Besonders gedankt sei Herrn Hessel für seine ideelle und materielle Unterstützung durch die Gemeinde und die Mitglieder freuen sich, wenn die beiden Bürgermeister den Verein auch weiterhin wohlwollend begleiten. Ihnen und allen Helferinnen und Helfern (auch deren Ehegatten!) sowie allen Mitgliedern und Unterstützern ein herzliches Dankeschön.

Übrigens: im Lapidarium sind noch Plätze frei!

[Bild: Franz Eiermann]

Verfasser: Karl Urhegyi

Verwendete Literatur: Im Text erwähnt.

Bilder:

Bild 7: Urhegyi, Karl, Heidesheim / Bild 01 - 06 und 08 – 10 Eiermann, Franz, Heidesheim

Erstellt: Oktober 2009

Bearbeitet: Dezember 2009, ergänzt 09.11.2014