Amöneburg in Rheinhessen

Redaktioneller Hinweis: Der nachfolgende Text stammt aus der Publikation "Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart" von Karl Johann Brilmayer, die 1905 erschienen ist. Brilmayer gab keine Belege an und die Aussagen sind auch nicht von der Redaktion überprüft worden. Im Allgemeinen gilt Brilmayer aber als recht zuverlässig. Bei einer Benutzung Brilmayers für eine Veröffentlichung sollten die Angaben im Detail überprüft werden.


Amöneburg bei Karl Johann Brilmayer

Amöneburg ist eine Schöpfung der Neuzeit. In der Mitte des verflossenen Jahrhunderts war von demselben noch keine Spur vorhanden. In den sechziger Jahren wurde nahe am Rhein eine Glashütte errichtet, von der nur noch Überreste vorhanden sind. Erst in den siebziger Jahren beginnt die Entwicklung Amöneburgs durch die Anlage der Dyckerhoffschen Zementfabrik und der chemischen Fabrik von Albert. Klein in ihren Anfängen, haben sich beide weithin ausgedehnt; bedeckt doch allein die Zementfabrik ein Terrain von mehr als 100 Morgen Land und beschäftigt ungefähr 1200 Arbeiter, die zum Teil in Amöneburg selbst, zum Teil in Kastel und Biebrich wohnen.

Der Teil der Gemarkung von Kastel, in dem das jetzige Amöneburg liegt, heißt in einem Verzeichnis der St. Peterstiftschen Güter in Kastel vom Jahre 1487 Heimersburg, in einem Verzeichnis des Kasteler Kirchengutes vom Jahre 1532 Hyemelsburg und in einem Güterverzeichnis des Biebrich-Mosbacher Gerichtsbuches vom Jahre 1546 Heymannsburg. In den Lagerbüchern von Kastel im vorigen Jahrhundert hieß die Gegend Hammelsburg, Ammelsburg und Ammelburg. Erst seit der im Jahre 1844 stattgehabten Neuvermessung der Gemarkung Kastel taucht der Name Amöneburg auf, der sich jetzt eingebürgert hat. Schon die alte Bezeichnung als "Burg" dürfte die Vermutung nahelegen, dass sich dort ein ansehnliches Bauwerk befunden habe und wirklich sind vor längerer Zeit beträchtliche Mauerreste bemerkt worden, welche diese Tatsache außer Zweifel stellen. Noch im Jahre 1844 traten die Mauern auf der Höhe des Feldes in ausgedehntem Maße zu Tage. Seitdem haben die Grundeigentümer einen Teil derselben beseitigt, ein anderer ist bei den ausgedehnten Fabrikanlagen entfernt worden. Die Gebäudeüberreste sind höchstwahrscheinlich römischen Ursprungs. Bei der Erweiterung der Fabrikanlagen im Jahre 1892 wurden bei den Fundamentierungsarbeiten zahlreiche römische Altertümer, darunter einige seltene und noch gut erhaltene Stücke aufgefunden.