Gau-Bickelheim in Rheinhessen

Redaktioneller Hinweis: Der nachfolgende Text stammt aus der Publikation "Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart" von Karl Johann Brilmayer, die 1905 erschienen ist. Brilmayer gab keine Belege an und die Aussagen sind auch nicht von der Redaktion überprüft worden. Im Allgemeinen gilt Brilmayer aber als recht zuverlässig. Bei einer Benutzung Brilmayers für eine Veröffentlichung sollten die Angaben im Detail überprüft werden.


Gau-Bickelheim bei Karl Johann Brilmayer

Gau-Bickelheim kommt urkundlich zum erstenmal im Jahr 1128 vor. Es hieß damals Beckelnheim, später Gaubeckelnheim (1314), Gaubekilnheim (1329),  Gaubecklinheim (1355), Gawbickelheim (1515), Gauböckelheim (1815).

Gau-Bickelheim kam aus der Erbschaft der Rau- und Wildgrafen an die von Spanheim. Von diesen verkaufte der Graf Heinrich, ein Sohn der Grafen Simon und seiner Gemahlin Kunigunde, am 28. Juli 1278 das Dorf mit seiner Burg an den Erzbischof Werner von Mainz. MIt diesem Verkauf war sein älterer Bruder Johann nicht einverstanden und als er sah, dass er denselben durch Bitten und Drohen nicht hintertreiben konnte, zog er feindlich in die Mainzer Lande, wo er mit seinen Scharen große Verwüstungen anrichtete, bis es im Jahr 1279 zwischen Sprendlingen, Zotzenheim und Pfaffen-Schwabenheim zu einer Schlacht kam, worin Erzbischof Werner mit seinen Rheingauern siegte und den Grafen Johann selbst in seine Gefangenschaft würde bekommen haben, wenn er nicht durch den Metzger Michael Mort aus Kreuznach, mit Aufopferung seines eigenen Lebens wäre gerettet worden. Der Krieg dauerte indessen fort, bis am 12. Dezember 1281 durch Vermittlung des Kaisers Rudolf von Habsburg, der sich damals zu Mainz aufhielt, der Friede zustande kam. Kurmainz behielt Gau-Bickelheim ud erhielt noch eine Schadloshaltung wegen gehabter Kosten.

So blieben Burg und Ort bei dem Erzstift Mainz bis zu der für Mainz so unglücklichen Fehde zwischen dem Mainzer Erzbischof Diether von Isenburg und Adolf von Nassau, wo letzterer am 4. Januar 1461 außer anderen Orten auch Gau-Bickelheim dem Herzog Ludwig von Zweibrücken verpfändete. Er muss sich gleich davon in Besitz gesetzt haben, denn schon am 23. März 1462 gab der siegreiche Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz, weil Ludwig es mit seinen Feinden hielt, mit einer Macht von 2600 Reitern und an 10000 Mann zu Fuß vor Gau-Bickelheim. Der Kurfürst ließ sogleich Brand schießen und nahm am anderen Tag den Ort mit Sturm. Er wurde geplündert, um 1300 Gulden gebrandschaftzt, seine Mauern und alle seine Befestigungen zerstört, die Besatzung aber als Gefangene nach Heidelberg abgeführt. Den 25. März, am Festtag der Verkündigung Mariä, machte der Kurfürst Rast in Gau-Bickelheim, dann zog er ab. Friedrich verzieh später seinem Vetter, der sich ihm zu Füßen geworfen hatte und gab ihm Gau-Bickelheim zurück. Da er sich aber nochmals den Feinden Friedrichs anschloss und dieser abermals gegen ihn zu Felde zog, erschien er am 24. August 1472 vor Schloss Bickelheim, worin Konrad Schlarch von Geisenheim kommandierte. Er ließ es sogleich brennen ud da der Kommandant die Unmöglichkeit sah, es zu verteidigen, ergab er sich und erhielt dadurch einen freien Abzug. Die Bewohner von Gau-Bickelheim huldigten aber sogleich dem Kurfürsten. Von dieser Zeit an wurde Gau-Bickelheim zu den vielen von Friedrich I. eroberten Dörfern gerechnet, blieb aber immer im Pfandverhältnis und im Eigentum von Kurmainz. Von der pfälzischen Kurlinie kam es später an die von Simmern. Erst am 19. November 1647 dachte der Kurfürst von Mainz, Johann Philipp von Schönborn, an die Einlösung der von den Kurfürsten Diether von Isenburg und Adolf von Nassau verpfändeten Mainzer Landesteile. Er nahm zu diesem Zweck ein großes Kapital leihweise auf, für welches sein Bruder Philipp Erwin von Schönborn gutsprach und aus eigenen Mitteln eine Summe von 23750 Gulden bar zuschoss. Für diesen baren Zuschuss überließ der Kurfürst seinem Bruder mit Bewilligung des Domkapitels den Ort Gau-Bickelheim so lange, bis ihm die Summe vom Erzstift Mainz zurückbezahlt worden ist. Dreißig Jahre gingen jedoch vorüber, bis diese Rücklödung unter dem Kurfürsten Anselm Franz von Ingelheim am 1. September 1682 geschah. Aber noch in demselben Jahr verpfändete der Kurfürst das Dorf Gau-Bickelheim an das Mainzer Seminar zum Hl. Bonifatius. Seitdem gehörte Gau-Bickelheim dem Mainzer Seminar unter Kurmainzer Hoheit. Es blieb bei demselben bis zur Besetzung des linken Rheinufers durch die Franzosen am Ende des 18. Jahrhunderts.