Pfeddersheim in Rheinhessen

Redaktioneller Hinweis: Der nachfolgende Text stammt aus der Publikation "Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart" von Karl Johann Brilmayer, die 1905 erschienen ist. Brilmayer gab keine Belege an und die Aussagen sind auch nicht von der Redaktion überprüft worden. Im Allgemeinen gilt Brilmayer aber als recht zuverlässig. Bei einer Benutzung Brilmayers für eine Veröffentlichung sollten die Angaben im Detail überprüft werden.


Pfeddersheim bei Karl Johann Brilmayer

Pfeddersheim im Wormsgau kommt urkundlich schon im 8. Jahrhundert unter dem Namen Paterni villa (763) vor. Andere Namen sind: Pfetersheim (765), Patroni villa (771), Pathernesheim (871), Pedersheim (1213), Pedernesheim (1258), Petherinsheim (1263), Pettirsheim (1270), Petdrensheim (1293), Peddersheim (1308), Phetternsheim (1316), Peldernsheim (1324), Pedernsheim (1327), Phedersheim (1381), Pfeddersheim (1496).

Pfeddersheim gehörte unmittelbar zum Reich und wurde zu den kaiserlichen Kammergütern gezählt. Im Besitz des Reiches finden wir es urkundlich im 14. Jahrhundertund um dieselbe Zeit, 1308, wird es auch zuerst als Stadt bezeichnet. Es hatte, wie andere unmittelbare Reichsorte, seine Reichsburg, seine Burgmannschaft, seine Burglehen und seinen Reichsschultheiß. Durch dieses unmittelbare Reichsverhältnis war es aber auch den leidigen Verpfändungen von Deutschalnds Kaisern und Königen unterworfen. Seine ersten Pfandinhaber waren die Herren von Falkenstein, welchen es 1327 vom Reich verpfändet wurde, wodurch die reichsständige Selbstständigkeit ncht Not litt, denn der Pfandherr konnte weitere Rechte wie das Reich selbst nicht ausüben. Auch während der Pfandschaft wurden ihm vom Reich manche Rechte und Freiheiten verliehen. So verlieh ihm König Ludwig im Jahr 1348 das Umgeld und König Wenzel gewährte ihm 1379 einen Wochenmarkt. Im Jahr 1381 konnte es unbeschadet der Verpfändung in ein Bündnis mit den Städten Mainz, Worms und Oppenheim treten, welcher Bund mehrmals bestätigt wurde. Auch seine anderen Rechte und Freiheiten fanden wiederholt Bestätigung, so zuletzt durch König Ruprecht im Jahr 1403.

Nachdem 1419 der Falkensteinische Mannesstamm erloschen war, fiel das Pfandrecht über Pfeddersheim zur einen Hälfte an die Gräfin Anna von Isenburg, zur anderen Hälfte an den Grafen Ruprecht von Virneburg. Der Erzbsichof Konrad III. von Mainz löste im Jahr 1423 jene erste Hälfte und im folgenden Jahr auch die andere Hälfte ein. So war Kurmainz nunmehr im Pfandbesitz. Doch blieb das Städtchen nicht lange bei Mainz. Erzbischof Diether von Isenburg (1459-1462) wurde gleich am Anfang seiner Regierung mit Friedrich dem Siegreichen, Kurfürst von der Pfalz, in Streitigkeiten verwickelt, bei denen auf beiden Seiten auch andere Fürsten beteiligt waren. Im Frühjahr 1460 begann der Krieg, der mehrmals unterbrochen und erst nach drei Jahren beendigt wurde. Diether rückte gegen Ingelheim, das Städtchen musste sich ergeben; aber die Pfalz, den sogenannten Ingelheimer Saal, konnte er nicht erobern, weil er aufs Beste verteitigt wurde. Diether zog sich gegen Worms hin. Der Pfalzgraf zog ihm nach, Anfang Mai stand er in Mainz; er ließ das Heiligkreuzstift in Flammen aufgehen und brandschatzte St. Viktor und St. Alban. Anfang Juli traten der Erzbischof und der Kurfürst bei Pfeddersheim zusammen und dort kam es am 4. Juli zu einer mörderischen Schlacht. Der Erzbischof war dem Kurfürsten Friedrich an Zahl der Truppen weit überlegen, auch hatte er einen günstigen Standpunkt auf einer Anhöhe genommen, während dieser seine Scharen in der Ebene aufstellen musste. Im Sturmschritt griff Diethers Heer den Mittelpunkt der feindlichen Linie an, wurde aber von den pfälzischen Reitern, die durch das Beispiel und den begeisterten Zuruf ihres Führers ermutigt waren und sich mit Kraft und Entschlossenheit ihm entgegenwarfen, zurückgeschlagen. Nachdem Diethers Truppen noch eine zeitlang die Verteitigung versucht hatten, ergriffen sie, von allen Seiten bedrängt und überwältigt, die Flucht. Der Erzbischof rettete sich mit wenigen in die Stadt, die jedoch erobert und ausgeplündert wurde. Fünf Jahre später, 1465, verkaufte Erzbsichof Adolf sein Pfandrecht an die Stadt an Kurpfalz.

Ein noch schwereres Schicksal kam über die Satdt und ihre Bewohner am Anfang des 16. Jahrhunderts als die Bauern vom Elsaß bis zum Rheingau aufstanden, sich mit Sensen, Mistgabeln, Knotenprügeln usw. bewaffneten und Klöster und Schlösser zu zerstören drohten. Sie wurden aber von einem Heer auserlesener Krieger unter der Anführung des pfälzischen Fauten von Heidelberg und des Rittmeisters Wilhelm von Habern bei Pfeddersheim im Jahr 1525 am 24. Juni von dem Georgenberg, wo sie sich zu verteitigen suchten, in die Stadt gejagt und von dem siegenden Heer darin, nachdem sie die Mauern bei dem Johannitertor durchbrochen hatten, niedergehauen, wobei 4800 ihr Leben verloren haben sollen. Selbst 400, welche im Heiligtum der Kirche Shutz gesucht hatten, wurden nicht verschont und jämmerlich niederehauen. Die 36 Rädelsführer wurden vor der Kirche auf dem Kirchhof an Pfählen aufgehängt. Auch die Stadt wurde, weil sie den Flüchtigen Aufnahme gewährt hatte, all ihrer Freiheiten beraubt. Doch finden wir seit 1544 wieder kaiserliche Privilegienbestätigungen. Gleichwohl wurde Pfeddersheim allmählich pfälzische Landstadt und blieb es bis zur allgemeinen Umwälzung am Ende des 18. Jahrhunderts. Die Stadt war dem Oberamt Alzey zugeteilt.