Schwabenheim in Rheinhessen

Pfaffenhofen - ehemalige Propstei der Reichsabtei St. Maximin

Besitz der Reichsabtei St. Maximin in Rheinhessen.[Bild: Gottfried Braun]

Die ehemalige Propstei der Trierer Reichsabtei St. Maximin geht wohl auf eine Schenkung aus karolingischer Zeit zurück - manche Quellen nennen Ada, eine historisch schwer zu belegende Schwester Karls des Großen, als Wohltäterin. [Anm. 1]. Das Benediktinerkloster St. Maximin, der Sage nach bereits im 4. Jahrhundert gegründet, war eine alte und wohlhabende geistliche Institution im Reich, die über zahlreiche Güter in Rheinhessen verfügte. [Anm. 2] Seit dem Jahr 962, als Otto I. die Besitzungen der Trierer Abtei bestätigte und dabei auch das Gut in Schwabenheim erwähnte, ist die Verbindung schriftlich bezeugt. Zwar versuchten die nachfolgenden Kaiser immer wieder, das Gut in Paffenhofen wieder an sich zu bringen, und auch die Trierer Äbte verpfändeten es in wirtschaftlich schweren Zeiten mehrmals. [Anm. 3] Doch von solchen Unterbrechungen abgesehen waren Pfaffenhofen und St. Maximin in wirtschaftlicher, herrschaftlicher und geistlicher Hinsicht für mehr als tausend Jahre eng miteinander verbunden.

 

Die Benediktiner ließen in Schwabenheim und Umgebung zeitweise eine Fläche von 256 Morgen (ca. 65 ha) Ackerland bewirtschaften, das teils durch Rodung gewonnen, teils durch Schenkungen erworben worden war. [Anm. 4] Grundherr war der Abt von St. Maximin, der, assistiert von drei ortsansässigen Schöffen, auch die Gerichtsbarkeit über die Dörfer Schwabenheim, Hilbersheim und Bubenheim innehatte. [Anm. 5]. Auch was die Besetzung der Schwabenheimer Pfarrei anging, hatte er das Vorschlagsrecht, wenn er es auch im ganzen Mittelalter nicht dazu genutzt hat, den Posten an Trierer Ordensbrüder zu vergeben.

 

Im 15./16. Jahrhundert wurde Pfaffenhofen Propstei. Die frühe Neuzeit mit ihren Religionswirren und unsicheren Besitzverhältnissen war jedoch hier wie überall eine schwere Zeit, die Verpfändungen, Enteignung und auch Zerstörungen infolge der zahlreichen Plünderungen mit sich brachte. Da sich die konfessionelle Zusammensetzung der Bevölkerung, und, damit einhergehend, die katholische Seelsorge in der Gegend nach Ende des Dreissigjährigen Krieges verschlechtert hatte, mussten die St. Maximiner Mönche im Jahr 1693 auch die  Pfarreien Schwabenheim und Groß-Winternheim selbst besetzen. [Anm. 6]. Auch zu diesem Zweck wurde im Jahr 1709 das heute noch erhaltene Hauptgebäude errichtet.

 

Das Hauptgebäude der Propstei.[Bild: Gottfried Braun]
Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Zeichnung von Josef Bodmann (1810).[Bild: Gottfried Braun]

Der Beginn der Napoleonischen Kriege läutete schließlich des Ende der Propstei als einer geistlichen Institution ein. 1794 wurden die Schätze des Trierer Mutterklosters, darunter die wertvolle, heute in der Trierer Stadtbibliothek aufbewahrte Adahandschrift, zeitweise hierher vor den französischen Truppen in Sicherheit gebracht. Nachdem man die Propstei schon in den 1790er Jahren als Lazarett genutzt hatte, traf sie schließlich im Jahr 1802 das Schicksal aller geistlichen Territorien im Heiligen Römischen Reich. Pfaffenhofen wurde säkularisiert, d.h. in weltlichen Besitz überführt. Die Verwaltung des Départements Mont Tonnère richtete iin den Jahren 1812/13, auf dem Höhepunkt der Kontinentalsperre, eine Zuckerfabrik auf dem Gelände ein.

 

Nach dem Abzug der Besatzer wurde das Gut zunächst in eine Hessische Staatsdomäne umgewandelt und kam schließlich in den Besitz der Familie Bernay aus Mainz, später dann der Familien Doll und Klos aus Schwabenheim. [Anm. 7]

1899 brannten Teile des Hauptgebäudes, der Wirtschaftsgebäude und der Scheunen ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg dienten die alten Gemäuer den amerikanischen und französischen Truppen als Unterkunft.

 

Seit 1951 wird das Gelände  als Industrieanlage genutzt. Nach mehreren Besitzwechseln betreibt heute die Firma Cyanamid Agrar & Co. KG dort eine landwirtschaftliche Versuchsanstalt. Aus der Vogelperspektive ist noch immer gut zu erkennen, daß sich das moderne Firmengelände innerhalb der alten Klostermauern befindet. Im Erdgeschoss des ehemaligen Wohngebäudes sind Reste der prächtigen Stuckdecke aus dem Jahr 1765 sowie eine Rokokotür zu sehen. Erhalten ist auch ein achteckiger Gartenpavillon aus der gleichen Zeit. [Anm. 8]

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff, S.S.

Verwendete Literatur:

  • Braun, Gottfried: Schwabenheim an der Selz. Geschichte eines rheinhessischen Dorfes. Heidesheim 2000.
  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. 2. Aufl. München 1985.
  • Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.1: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2007.

Aktualisiert am: 14.11.2014

Anmerkungen:

  1. Vgl. Gottfried Braun: Schwabenheim an der Selz. Geschichte eines rheinhessischen Dorfes. Heidesheim 2000. S. 51. Zurück
  2. http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsabtei_St._Maximin  Zurück
  3. Vgl. Ebd. S. 51ff. Zurück
  4. Braun, S.53. Zurück
  5. Vgl. ebd. S. 53. Zurück
  6. Vgl. ebd. S. 59 ff. Zurück
  7. Vgl. ebd. S. 64 Zurück
  8. Vgl. ebd. S. 60. Zurück