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1.3 Zur Quellengattung Tagebuch

Das Rheinland-Tagebuch Henry T. Allens[Bild: Henry, Allen Tureman: Mein Rheinland-Tagebuch, Berlin 1923, Dilibri 2009, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0128-1-11238.]

Tagebücher als Quellen bieten eine Vielfalt unterschiedlicher Formen, Inhalte und Funktionen, doch auch eine gewisse Regelmäßigkeit des Erzählens, eine erkennbare Trennung der Eintragungen sowie einen chronologischen Aufbau.[Anm. 1] Es sind fortlaufende, oft tägliche Aufzeichnungen über unterschiedlichste Erlebnisse, Beobachtungen und Erfahrungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums, die öffentlicher, politischer aber auch privater und intimer Natur sein können. Bezeichnend ist die erlebnisnahe Niederschrift, die im Gegensatz zu später verfassten, distanzierten Dokumenten wie Autobiographien, unmittelbar und unverfälscht über einen Sachverhalt berichtet.[Anm. 2] Daher bietet ein Tagebuch wertvolle Hinweise auf die Wahrnehmung bzw. Stimmung des Verfassers im entsprechenden Raum und Moment.[Anm. 3] Gleichzeitig präsentiert die Auswertung von Tagebüchern als Quelle nicht unerheblich methodische Probleme. So ist darauf zu achten, dass es sich bei derartigen Aufzeichnungen um die individuelle Sichtweise einer Person handelt und diese zwar eine gute Ergänzung darstellen kann, doch keineswegs auf alle in den jeweiligen Sachverhalt involvierten Personen und Personengruppen übertragen werden darf. Obwohl die Gefahr des Generalisierens besteht, werden in dieser Arbeit die Tagebücher Allens und Inmans als Quellen hinzugezogen, ihre Wahrnehmungen untersucht, mit den Forschungsmeinungen verglichen und Gemeinsamkeiten sowie ggf. auftretende Unstimmigkeiten diskutiert.

Anmerkungen:

  1. Vgl. Dusini, Arno: Tagebuch. Möglichkeiten einer Gattung. München 2005, S. 84f; Wuthenow, Ralph-R.: Europäische Tagebücher. Eigenart, Formen, Entwicklung. Darmstadt 1990, S. 2. Zurück
  2. Vgl. Dusini, S. 33, 44f, 60f, 66; Wuthenow, S. 1, 42-46, 49. Zurück
  3. Vgl. Dusini, S. 26f. Zurück