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0.Berichte zu Lohmühlen in Hamm/Sieg

Lage der Lohmühlen in der Katasterkarte von ca. 1831/34 vermerkt.[Bild: LHA Koblenz]

von Annette Röcher

Bei meiner Ausarbeitung zu „Die Gerber im Raum Hamm“, konnte ich eine Lohmühle lokalisieren, die in der Katasterkarte 1831/34 genannt wurde und als Parzelle 417, „An der Hütte“ 7,80 Ruthen/Fuß, im Besitz des Wilhelm Auen von Scheidt war. Ich wollte gerne herausfinden, aus welchem Besitz diese ursprünglich stammte, da Gerber schon einige Zeit früher, ab ca. 1700, in Hamm tätig waren.

Erfreulicherweise fanden sich Archivunterlagen, manche mit überraschenden Ergebnissen, die ich im Folgenden zu einem Teil wiedergeben möchte, um zu sehen, was diese für Hamm aussagen.

Eine Lohmühle, die schon in einigen Berichten genannt wurde und dadurch eher bekannt war, war die Lohmühle in Marienthal, die ich an den Anfang setzen möchte.
Dazu fand sich ein Bericht, der mich schmunzeln ließ, weil er den Eindruck erweckt, als habe sich damals jemand gegen den Bau ausgesprochen, doch er gibt auch recht genaue Hinweise auf den Standort.

Unter thänigster bericht
Des Peter Rädigs Eydam
von Marienthall neu an
gekaufter Platz zur Loh
mühlen, ist ober dem ober
Salter berger Hoff, an
Einem kleinen Seifen, welcher
140 Schritt ober dem Platz,
seinen mehrsten Ursprung
auß einem alten bergwerck
hat, und kan diese Lohmühle,
nicht den geringsten Schaden
an fisch und Krebsen thun,
in dem in der gegend
wo solche hin komt, noch
nich mahlen fisch oder krebs
gefangen worden,

Croppach d 16ten July 1768

J.A. Müller

Johann Martin Bender war als Gerber in Marienthal tätig und mit Anna Maria Röttig, der Tochter von Peter Röttig und Catharina Maria Thal, verheiratet. Er wurde in obigem Bericht als Eydam, Schwiegersohn, bezeichnet.

Der Berichtgeber war Johann Anton Müller, der als Kirchenältester, Oberförster und Schultheiß in Kroppach genannt wurde. Er wurde 1727 in Hachenburg als Sohn des späteren hochgräflichen Försters in Marienthal Johann Christian Müller und Clara Elisabeth Hatterodt geboren und hatte vermutlich einen Teil seiner Kindheit in Marienthal verbracht.[Anm. 1]

0.1.1723 - Wilhelm Schlösser und Roderich Schlosser

Emanuel Thal, Gerber in Hamm, war der Schwiegervater des Gastwirtes in Marienthal Peter Röttig und des in Wissen geborenen Gerbers Johann Roderich Schlosser, der 1722 Anna Maria Thal geheiratet hatte. Zu Emanuel Thals Wohn- und Gewerbeanwesen hatte es folgenden Hinweis gegeben:

Weiterhin wurden am 10.11.1704 von Wilhelm Jünger aus Niederseelbach etliche Pfarrgüter vermessen. So auf dem Weschberg (=Balkertsweg, Erlenweg, Hüttengasse) ein Stück oben am Kohlenweg oder alt Fahrstraße.
Unter dem Weschberg verstand man wohl das gesamte Gebiet vom Wäschgarten bis an die Kirche, denn Pfarrer Müller schreibt weiter:
Hier vorn gegen der Kirche über ligt oben an Emanuel Thall, stößet ferner an den Marienthaler Fußpfad, gehet der Mühlen oder Kohlweg … Hinten am Ende heißt es bey den Saalweiden.

Dazu schrieb Frau Burbach, dass es sich hier um Schützenstraße, Martin-Luther-Straße, Brunnenweg, also das Überdorf handelte.[Anm. 2]

Anfangs fand ich es verwirrend, dass nach der Festschreibung der Familiennamen der Nachname in Wissen mit „Schlösser“ und in Hamm als „Schlosser“ weitergegeben wurde.

Als „frühe“ Akte befindet sich in den Unterlagen ein Schreiben aus Hachenburg vom 1. März 1723:

… dass man dem Schlößer zu ham auf unterthänigst supplizieren (b) gnädig erlaubet habe eine lohmühle im kirchspiel Ham zu erbauen. Expediert (a) Ritter.

Diese Erlaubnis bezog sich auf Johann Roderich Schlosser und ein weiteres Schreiben zeigt, dass Wilhelm Schlösser, Gerbermeister aus Wissen, sich im Vorfeld für seinen Sohn eingesetzt hatte, denn von ihm ist ein längerer Brief erhalten, den ich gerne wegen seines Alters und der daraus resultierenden Schriftsprache, ungekürzt wiedergeben möchte:

Unterthänigste Dancksagung,
mit frommem Ansuchen und Bitten in angelegenheit meines nach hamm verheyratheten Sohn, Johannes Rörichen Schlößer
Wilhelm Schlößer    zu Wissen … 9 febr 1723

Hochgebohrener Graf,
gnadiger Graf und Herr p.

Daß Euer hochgräfl. Excell: auf verschiedentlich mahle getreib underthänigst supplicieren (b), wegen permission (c), zu Subsißtirung (d) meines Sohns in dero territorio zu hamm, allwohir er sich verheyrathet, dero einst nunmehro solche gnädige Erlaubnis ertheilt, dafür sagen unßer sambt und sonders unterthänigsten gehorsamsten danck. Doch auch fortan sohlen alle wege mit aller ansenlich danckbarkeit zu ruhmen ohnvergeßen seyn.

In dem von mir dieser mein sohn zu treibung seines handwercks einen Loherbau und die zu behörige Mühle ohnumgänglich benötight ist, auf deßen sein Schwieger Vatter Emanuel Thal einen alten darnieder gegangenen Bau erkaufet oder wegen Schuld angenommen, welchen er hirzu und zu seiner nöthig errichten zulaßen, Vorhaben ist, und etwa nur ein wenig neues geholze dazu braucht, ein solcher aber ebenfals ohn erlaubnis Euer hochgräfl Excell: sich nicht zu unterfangen hat.

… … Euer hochgräfl Excell:
unsere unterthänigste bitte, Sie wollen in Gnade geruhen und diesen Lohebau und Mühle aufrichtig zulaßen, gnädig permittiere. Waß die anordirent (e) Waßerlauß gebühr betrifft, wird solche mein Sohn schuldigst und gehorsamster maßen abführen, mit gleichmäßiger unterthänigster bitte, ob wollen Euer hochgräfl. Excell: was das letzher, nemblich den Waßerlauf concerniert (f) wann aber mein Sohn verfallen (g), oder er durch ander … ohnverhofft unglücksfälle dahin kommen solte, daß er oder aber die Seinigen heraufmahls, so Gott davon beschweren werde, solche Mühle nicht mehr brauchen könten, und abgängig würde, die Gnade thun, und ihn solchen wegen die Waßerlauf gebühr auch befreyn und davon loß laßen, und ihn zur Verführung (h) deßen dißfals mit einem Schein(chen) besorgen laßen, welcher gnadigen resolution (i) uns abermahl submttendo getrösten (j)

Euer hochgräfl Excell.
Unterthänigster
Wilhelm Schlößer zu Wißen
in Angelegenheit meines verheyrathet sohns Johannes Rörich zu hamm
[Anm. 3]

(a) absenden, befördern, Brief durch einen Boten expedieren; (b) ein Bittgesuch einreichen; (c) Genehmigung; (d) Lebensunterhalt, Selbstständigkeit; (e) ordin= anfangen, beginnen, hier als anfallend; (f) betreffen; (g) nicht zahlen können, in Verzug geraten; (h) Ablenkung, vom eingeschlagenem Weg ablenken, Durchführung; (i) Beschluß, Erklärung (j) verstärktes trösten

Wie man erfährt, hatte Emanuel Thal sich um einen Platz für das Gebäude und die Mühle bemüht, doch es bedurfte der Zustimmung der Landesherrschaft zum Bau, sowie eine Genehmigung, dass neues Holz dafür genutzt werden durfte.
Wilhelm Schlösser bedankte sich mit seinem Schreiben ausführlich für die Genehmigung und bat als letztes um weiteren „Schutz“ für seinen Sohn, falls es diesem aus irgendeinem Grund später einmal nicht möglich sein sollte, seine Gebühren, die als „Waßerlauf“ bezeichnet wurden, zu begleichen und ihn gegebenenfalls davon zu befreien. Sollte dieser Fall eintreten, eine Abweichung vom ursprünglichen Vorhaben, bat er durch eine Bescheinigung dafür zu sorgen, dass die Gebühren nicht mehr verlangt wurden und er sich, durch einen solchen zu erwartenden Beschluss, abermals „beruhigend getröstet“ fühlen könnte.

Ich finde es schön zu lesen, wie fürsorglich sich Wilhelm Schlösser kümmerte und versuchte, seinen Sohn und dessen spätere, noch ungeborene, Nachkommen, „die Seinigen“, zu beschützen.

0.2.1740 - Roderich Schlosser

Diese Lohmühle, deren Bau 1723 beantragt wurde, hatte scheinbar Nachteile für den Gewerbebetrieb von Roderich Schlosser.
Er berichtete am 5. März 1740 nach Hachenburg, dass er „empfindlichen Schaden“ bei der Ausübung seines Rotgerber Handwerks erleiden musste und dies bereits schon einige Jahre, bevor er diesen Brief verfasste.
Das Problem mit seiner oberhalb der Hammer Eisenhütte angelegten Lohmühle sei das Wasser, dass zum Lohestoßen nöthig sei. Im Sommer wäre es meist zu trocken und während des Winters, dessen Dauer und Verlauf man schlecht einschätzen könnte, bliebe die Versorgung schwierig, weil der „Hüttenwille“ zunächst Vorrang hätte.

Er bat deshalb darum, eine zweite, vergleichbare Mühle bauen zu dürfen, die ihm eine Hilfe sein könnte, auch bei „steigendem Wasser und Regenfluten“.
„... unterhalb meinem Lohebau, den hämmischen Wießen auf meinem grundt zu bestreitung meiner Nahrung reicht, erbauen zu dürfen ...“

Die weiteren Punkte betrafen die zu erwartenden Gebühren, da es nun eine zweite Mühle geben sollte und das weitere Vorgehen. Er rechnete damit, dass er für die neue Erlaubnis eine gesonderte Gebühr entrichten musste und erklärte sich bereit, diese und die anfallenden Wasserlauf-Gebühren zu entrichten.

… Desjenigen schaden welche ich in betreibung meines Rothgerberhandwercks zu Hamm, einige Jahre eher, darauf Empfindlich erleiden müßen, weillens meiner oberhalb der Hämmischen Eyßen-Hüthen angelegter Lohmühlen, bey Sommer=Zeiten gewöhnlicher Trockenheit ...

… hoch=Reichs Gräfl. Excellenz
umb gehabung beßerer Nahrung und unnachtheiliger fortsetzung meines handtwercks, die … Erbauung noch einer anderen beyhülflicher Lohmühlen, mir gnädigst zu erlauben, geruhen wollen;

Johannes Röhrich Schlößer
Rothgerber zu Hamm

Im August 1740 erging die Beurkundung:

Der hochgebohrenen Grafen und Herrn, Herrn Georg Friedrich burg Grafen von Kirchberg tot:tit (a)

Wir S. Hochgräfl. Excell:
Zur Cammer verordnete Director und Räthe urkunden hirmit:

Nachdem Johann Rörich Schlößer Rothgerber in hamm um permission noch eine Lohe Mühl und zwar an den bach über sein in ao 1733 erbaute Lohmühle, zu bauen unterthänig nachgesucht, und ihm solches auch erlaubt worden dergestalt, daß Er – weilen die schon habende aus Waßermangel nicht beständig gehen kan – ...
… Uhrkund hirunter aufgedrucken, Camer Insiegel
(b)
Hachenburg 8. Aug: 1740                 expediert Ritter
(wie 4)

(a) tot:tit = total Titel; (b) Insiegel = Petschaft = Stempel eines Siegels in weicher Masse

Irritierend wirkt hier die Angabe „Anno 1733“.
Der erste Antrag auf eine Mühle für Roderich Schlosser stammte aus dem Jahr 1723. Da hier von der zweiten Mühle für Roderich Schlosser die Rede ist, könnte es sich um einen Fehler in der Angabe des Jahres handeln oder man nutzte die Erlaubnis zum Bau von 1723 erst später und arbeitete bis dahin mit der vermutlich existierenden Mühle von Emanuel Thal.

0.3.1771 - Johann Philipp Sohnius

Es fand sich in den Unterlagen ein informatives Schreiben des Johann Philipp Sohnius, Pächter der Auer Mühle, das ich ungekürzt wiedergeben möchte. Er beschrieb darin seine Arbeit und dass er sich Sorgen machte, dass die Lohmühle des Johann Gerhard Fischer weitere Arbeiten verursachte und er, Philipp Sohnius, möglicherweise Gefahr laufe, dass an seinem Mahlwerk etwas kaputt gehe und daher das „Gebäu“, das die Schäden verursache, „weggeschafft“ werden müsste.
Sohnius hätte eine Begehung oder Besichtigung der örtlichen Gegebenheiten durch die Herrschaft vorgezogen, um die anfallenden Arbeiten zeigen und erklären zu können.
Das Schreiben hatte leider kein Datum oder Seiten fehlten. So kann man nur schätzen, dass es nach dem Pachtantritt von Philipp Sohnius am 1.1.1771 verfasst wurde.[Anm. 4]

Wohlgebohrenen, zur Hochgrafl Kirchberg Saynischen Renth Cammer Hochverordnete Herren beamte!

Wie ich erst kürzlich vernohmen, ist der Johannes Gerhard Fischer zu Hamm im Begriff eine Loh-Stampfe in den hiesigen Mühlengraben oben an die Clauße (a) zu setzen, wozu Er dann mündlich die Erlaubnis Euer Wohlgeboren erhalten haben solle;

Wenn aber an dem ist, daß der Mühlengraben durch und durch zu wenig Zug und fall hat, daß er den Sand von der Eisen Schlacke bach nicht durchtreiben kan, und gantz gewiß folgen müßte, daß durch solche Lohstampfe daß Waßer noch mehr gestauet und gehemmt würde, daß also sich der Graben im Desto mehr mit dem Pochsand (b) anfüllen müßte,
dem zu folge ist dem als dermaligen Mühlen Pfächter
(c), ohn hin viele mühsame Arbeit anwenden müßen den Sand fort zu arbeiten, noch mehr mit dergleichen Arbeit beschweren werden würde, der mahl zu den Mahlwerk dadurch dergestalt gefährden werden könnte, daß man noch nachgehend genöthigt seyn würde das gebäu (d) wieder wegzuschaffen,
als habe dieser Euer Wohlgeb zu unserer betrachtung und Unterführung Anzuzeigen, für meine Schuldigkeit erachtet, dabey ich dann ferner die Gelegenheit haben mögte zu zeigen wie und welcher Gestalt ich viele Arbeit angewendet um den Sand loß zu werden, und dennoch der Graben über seine gehörige Sohle angefüllet ist, und sehr notwendigermaßen in seiner Sohle aufgeräumt werden sollte,

da mir solche Arbeit verhoffentlich nicht zugemuthet werden wird, sondern nur Dazu billig hülfliche Hand gebotten werden sollte, So beginne mein gehorsamste bitte von mir, daß nach näheren der Sachen Untersuchung Euer Wohlgebe dem gemeldten Fischer aufgeben möchte, sich einen anderen Platz auszusuchen, und daß der Mühlen kein Schaden erwachsen könne, für andern dann daß der Graben in seine alte Sohl gebracht werde und die nöthige Hülfe mit Arbeitsleuten auf Kosten der Mühle zugestehen zu wollen, damit daß Waßer in seinen gehörigen Gang gebracht und auf eine Zeitlang dieses übel abgeändert werden möge, und ich also wenigstens die Pfachtjahre, ohn Verdruß und verhinderung die ich nicht verschuldet zubringen möge.

Gehorsamste Vorstellung und bitte mein Philipp Sohnius Mühlenpfächter der Auer Mühle (wie 4)

(a)  … Das Betriebswasser erhielt die Auermühle vom Seelbach. Am Anfang der Hüttengasse wurde das Wasser durch ein Wehr aus dem Seelbach gefangen und durch den oberen Mühlengraben, rechts vom Bache, ein Stück an der Straße entlang zur Mühle geführt, um das nötige Gefälle auf die Mühle zu erreichen. Kurz vor dem Mühlengebäude war der Mühlengraben auf eine Strecke zu einem schmalen Teiche, der Klause, erweitert worden. Vom Mühlrad lief das Wasser hernach ein Stück durch den Untergraben, um sich kurz vor Ausmündung des Seelbaches in die Sieg mit dem Mühlenbach zu vereinen. (wie 5)

(b) stark zerkleinerte Erze; (c) veraltet für Pacht/Pächter; (d) Gebäu = Gebäude / Anlage

0.4.1786 – Amtliche Erfassung

In den Akten fand sich eine Aufstellung vom 16. August 1786, die den aktuellen Stand der Lohmühlen und der Wasserlauf-Gebühren in Hamm auflistete.

Dazu hatte es am 12. August 1786 eine Anfrage gegeben, um zu klären, ob Johann Gerhard Fischer noch seine Lohmühle in Betrieb hätte. Darauf erging die kurze Antwort:

Da nach dem Bericht des herrschaftl. Schultheiß Lanzendörfer zu hamm der Joh. Gerhard Fischer allda, keine Lohmühle mehr hat, so gibt er auch keinen Waßerlauf.
Hachenbur d 30 Aug 1786    … …. Rent-Kamer Freudenberg

0.4.1.Die Aufstellung:

Der Joh. Gerhard Fischer dahier, hat seitdann, als er seine Lohmühle, bey der Auer Mühle abgebrochen gehabt, keine Lohmühle wieder gehabt.

Es sind gegenwärthig 5 Loh Mühlen im Kirchspiel

1. Lohmühle bey der Maßelbach /: selbige geht aber nicht mehr ://

1. Lohmühle bey der Schloßer ihrem Lohbauen

1. Lohmühle in der Gr …. bey den Hoffnunger Gruben

diese 3 Lohmühlen gehören den beyden Schloßern und geben zusammen 1 Rhl 45: Waßerlauf

1. Lohmühle auf der Hütte, so Jacobus Fischer Wittib zu gehört, selbige gibt Waßerlauf 1 RHL 45x:

1. Lohmühle zu Marienthal, so dem Martinus bender gehört, der gibt Waßerlauf 60x:

Der Joh. Gerh. Fischer dahier gibt jährlich Waßerlauf 60X: daß macht den Waßerlauf laut Rentey Rechnung mit 4 Rhl 30: welche gantz gehorsamst berichten sollen

Ham d 16 Aug 1786   gantz gehorsamster C A Lanzendörfer

Unterhalb der Unterschrift von Carl Abraham Lantzendörfer wurde nachträglich der obige Text in ähnlicher Form wiederholt:

Wenn der Joh Gerhard Fischer keine Lohmühle hat, gibt er auch keinen Waßerlauf Hachb d 30t Aug 1786            betr. Rentkammer Freudenb[erg] (wie 4)

Die Anmerkung „selbige geht aber nicht mehr“, soll vermutlich in diesem Fall bedeuten, dass sie momentan nicht in Betrieb, aber nicht defekt war.
Aus der Berechnung ergibt sich, dass zu dieser Zeit 90 Kreuzer (x) einen Reichsthaler ergaben.

Die obige Aufstellung benennt insgesamt fünf Lohmühlen. Man hätte demnach mit der kurz zuvor abgerissenen Lohmühle von Gerhard Fischer in Hamm geraume Zeit die erstaunliche Anzahl von fünf Lohmühlen gehabt, wobei als sechste, die Lohmühle in Marienthal genannt worden wäre.

Die Besitzer der angegeben Lohmühlen decken sich mit den Namen aus der Ausarbeitung zu den Gerbern. So wurde Martin Bender in Marienthal, und für Hamm die Familie Schlosser mit Nachkommen, die beiden Brüder Johann Gerhard Fischer (1738-1796) und Johann Jacob Fischer (1724-1778), sowie im folgenden Abschnitt unter 1803 Peter Elias Auen genannt.

0.5.1803 - Matthias und Peter Elias Auen

Johann Matthias Auen aus Scheidt reichte folgendes Gesuch ein:

Hhbg 28 Nov 1803 … hochwohl- und Wohlgeborener, zur hochfürstlich-Naßau-Saynische Hofkamer Hochverordnete herren Präsident, Director und Räthe, Gnädiger, hochgebietend- und hochgeehrtesten Herren!

Da der mit Jacob Fischers Erben zu Hamm geführte Prozeß wegen der zu der Herrschaftl. Eisenhütte stehende Lohmühle zu meinem Nachtheil ausgefallen ist, und ich daher genötigt bin, zu Fortsetzung meines Handwerks, so mein Sohn dermalen treibt, mir eine Lohmühle zu erbauen: so habe ich dazu den Platz gegen dem großen Pferdestall über und zwar nicht an dem Hüttengraben, sondern an dem kleinen Flußwaßer, so von dem Dorf Hamm herunter komt, als den schicklichsten ausersehen, und bitte daher Eure Reichs... Hochwohl und Wohlgeborenen um gnädige und hochgeneigte Ertheilung der derfalls erforderlichen Conceßion und bestimmung des zu erlegenden Waßerlaufs, hernächst auch, im fall ich diese Anlage auf herrschaftlichem Eigenthum zu machen convenabler (a) finden sollte, um vorläufige Bewilligung des dazu nötigen Platzes gegen taxemäßige Zahlung. Worüber …

Nach „worüber“ ist die Seite zu Ende und es folgt keine Fortsetzung. (a) passend, angemessen

Das Schreiben wurde an den Hüttenverwalter Otto Bausch in Hamm weitergeleitet:

Unterthänigste Vorstellung und bitte von Seiten des Platzmeisters Johann Matthias Auen auf der herrschaftl Hütte bei Hamm um gnädige Ertheilung Conceßion zu Erbauung einer Lohmühle

fürstlichen Hüttenverwalter bausch zu Hamm zum wohlerwogenen gutachts-bericht
Hachenburg den 28 Nov 1803 fürstliche Hofkammer
von Nauendorf

Der Hüttenverwalter entgegnete in seiner Stellungnahme:

Unterthänigster bericht
ad. Reso: Cam ~ 28 n Nov 1803

Das Gesuch des hiesigen Platzmeisters Auen wegen Erbauung einer Lohmühle betr.

Die Stelle, wo besagter Plazmeister eine Lohmühle erbauen will – mit einem Raum von ca. 20 fuß im Quadrat – demnächst der hiesigen Kupferhütte gelegenen herrschaftlichen Holz Platz nechst dem Ufer des Hüttenbach und an der sogenannten Maßelbach.
Sodann Supplikant sich alleinig mit dieser bach begnügt, auch von derselben bey Waßer Mangel auf der Hütte keinen Gebrauch macht, so kann dermalen dieser Plaz, ohn den geringsten Nachtheil des hiesigen Gewerbs vermißt werden.

Sollte aber die dereinstige Intention gnädigster Herrschaft noch werden, einen hammer, bley und Silber Hütte, oder sonstige fabrik hier anzulegen, so ist dazu meines ohnmaßgeblichen Erachtens dieser Ort erforderlich, indem dahir auch mit wenigen Umständen, die öfters über flußigen Waßer aus dem Hüttengarten geführt werden können und in diesem Fall wird mehrbesagter Plazmeister Auen zu seiner Wohlgehbung die an der Maßelbach dermalen zum Verkauf stehende Lohmühle – nächst der Grube Carolina – an sich bringen

… Angelegen folgt indeß die Auensche Supplik. wiederum zurück

Hütte bey Hamm d 12ten Dec 1803 bausch

Auf der linken Seite des Schreibens von Hüttenverwalter Bausch befand sich eine Beurteilung aus Hachenburg als Einfügung:

Res in Cam 19 Dec 1803

1)  ED (Euer Durchlaucht) kann dem Gesuch um Ueber laßung eines Plazes zur Erbauung der fragl Lohmühle von dem hütten terrrain umso weniger willfahrt werden als dem Suppl dermalen die Gelegenheit offen steht, die an der Maßelbach stehende alte Lohmühle an sich zu bringen.
2) 
refer dießes fürstl. Hüttenverwalter zur Nachricht exped. eodem fr [eudenberg][Anm. 5]

Johann Matthias Auen (1739-12.1804) wurde bisher in den Kirchenbüchern nur als zeitlicher Kirchmeister erwähnt. Nun erfährt man aus diesen Schreiben, dass er als Platzmeister auf der Hütte tätig war und somit vermutlich den Materialaufwand und die Produktion kontrollieren musste. Diese Tätigkeit entsprach rangmäßig einem Obersteiger oder anderen Meistern, wie Hammer- oder Schichtmeister.

Sein Sohn Peter Elias (1773-1812) hatte 1793 eine Ausbildung zum Gerbermeister begonnen und nachweisbar ab März 1802 angefangen, Lehrlinge zum Gerber auszubilden.
Den Schreiben zufolge hatte Johann Matthias Auen einen erfolglosen Prozess mit Johann Jakob Fischers Erben geführt, um deren Lohmühle zu erwerben, was ihm nicht gelang. Er bat daher um die Erteilung einer Erlaubnis zum Bau einer neuen Lohmühle, die sein Sohn nutzen konnte. Dafür hatte er sich einen Platz ausgewählt, doch gleichzeitig bot er an, einen anderen angemessenen Platz anzunehmen und diesen gegebenenfalls gegen Bezahlung zu übernehmen.

Als Alternative wurde ihm angeboten, die Lohmühle an der Maßelbach, die zum Verkauf stünde, zu übernehmen. Als Zusatzinformation hieß es im zweiten Schreiben: an der Maßelbach – nechst der Grube Carolina.

0.6.1807 - Caspar Schmidt

Im September beantragte Caspar Schmidt aus Hamm seine Lohmühle in eine Ölmühle umwandeln zu dürfen. Diese Erlaubnis wurde ihm am 28. September 1807 erteilt, mit der Auflage, dass er dafür jährlich zwei Reichsthaler 45 Kreuzer an Wasserlauf an die Rentey zahlen müsste.

Am 27. Oktober 1807 ergab sich dazu eine Nachfrage:

In Rechnung nachzusehen: Nach … No 39 d.R. Rechnungen sind unter des Supplikanten Schwiegermutter Peter Schloßers Wtb. Namen noch zwei Lohmühlen in Gang, wovon jede 45 xr Wasserlauf entrichtet.             
Weilburg 27. Oct 1807   Schellenberg

In den Unterlagen sind für 1807 und 1808 keine weiteren Schreiben enthalten, bis Schultheiß Marenbach und der Geschworene Pracht aus Hamm am 16. Dezember 1809 schrieben, dass Caspar Schmitz trotz der erteilten Erlaubnis die Lohmühle nicht in eine Ölmühle umgewandelt hätte. Es hieß, der Lohmühlenbau sei nun unbrauchbar und gehöre mittlerweile einem Rörig von Gummersbach. Es würde attestiert, dass die anfallenden Gebühren nicht mehr fällig seien und somit auch für 1809 nicht erhoben werden könnten.

Dieses „Attest“ wurde am 24. Januar 1810 von Amts [assessor/Stadtschreiber] Sandberger bestätigt. Unter demselben Datum gab der Kassierer Hammer dazu nochmals Bericht:

An Herzoglich Nassauische Hofcammer zu Weilburg unterthänigster Bericht
der Rent Cassier Hammer dahier

den Wasserlauf von einer bei dem dorf Hamm, dem Caspar Schmidt daselbst gehörig gewesenen Oehlmühle betr.

Nach pagnia 8 der 1808 =Rentey=Geld =Rechnung soll Caspar Schmidts in Hamm von einer Lohmühle, welche er in eine Oehlmühle umzuschaffen willens war, jedoch wegen seinem genötigen kommenen Vermögens nicht umschaffen konnte, und jetzt zum Abbruch von einem seiner Gläubiger dem herrn Kanning in Gummersbach ausgeschätzt worden ist, jährlich 3t 45 xr Wasserlauf an hiesige Rentey entrichten, welches Consessions=Geld auch bis Ende 1808 von gedachtem Caspar Schmidts in Hamm an die Rentey abgeführt worden ist.
Nach dem hier angelegten Attestat ist aber diese zu dem bestimmten Zweck unbrauchbar, und wird nun künftig weder zu einer Loh - noch Oehlmühle dienen; nun bittet dieser unterthänig um eine hohe Weisung, daß von dem Jahr 1809 an diese Einnahme aufhören könne.

Hachenburg d 24ten Januar 1810               Hammer
[Anm. 6]

Die Wasserlauf-Gebühr wurde hier mit drei Reichsthaler 45 Kreuzer angegeben, die bis Ende 1808 auch bezahlt worden wären. Dieser Betrag beinhaltete demnach die angesetzte Gebühr für die Ölmühle, sowie die anderen zwei Lohmühlen, die auf die Witwe Peter Schlosser eingetragen waren.

Die Nassauische Hofkammer in Weilburg forderte die Rentey Hachenburg am 29. Januar 1810 auf, die Erlaubnis (Decret) einzuziehen und zurück zu senden, sodass der Vorgang in Weilburg am 17. Februar 1810 abgeschlossen wurde.

Johann Roderich Schlosser und seine Frau Anna Maria, geborene Thal, hatten mehrere Kinder, von denen drei Söhne ebenfalls als Gerber genannt wurden:

Johann Franz Anton Schlosser (1728-1794) wurde meist nur als Anton Schlosser erwähnt und war in Hamm tätig. Seine Tochter Anna Dorothea hatte 1793 Simon Herschbach aus Heimbach geheiratet, der in der Ausarbeitung zu den Gerbern kurz Erwähnung fand, da er scheinbar einige Zeit das Gewerbe in Hamm weiterführte. Anna Dorothea starb 1801 und Simon Herschbach ging eine zweite Ehe ein, aus der in Marienthal 1803 eine Taufe eingetragen wurde. Danach muss er mit seiner Familie Hamm verlassen haben.

Franz Ernst Schlosser, geboren 1733, wurde als Gerber in Herschbach genannt.

Johann Peter Schlosser, geboren 1739, war ebenfalls in Hamm tätig und hatte Anna Catharina Gerz aus Höhr-Grenzhausen geheiratet, die im Bericht als Witwe, die noch zwei Lohmühlen in Besitz hatte, bezeichnet wurde. Für das Ehepaar gab es in Hamm keine Sterbedaten.
Die Tochter Anna Maria des Ehepaares Schlosser/Gerz hatte Caspar Schmidt/Schmitz aus Hennef geheiratet, von dem im obigen Text berichtet wurde.
Der Sohn Peter Wilhelm, Bruder von Anna Maria, wird im folgenden Text erwähnt.

0.7.1808-1810 - Wilhelm Schlosser

Möglicherweise als Reaktion auf die Nachfragen aus dem Jahr 1807 zu den beiden anderen Lohmühlen gab es 1808 Mitteilungen zu der Lohmühle der Familie Schlosser, die „bei der Struth“ gestanden hatte und zu einer Berichtigung der Wasserlauf-Gebühren. In kurzen Auszügen:

…   Herzoglich Naßauische Hofkamer an die Rentey zu Hachenburg
Auf Bericht vom 24' d. den Waßerlauf von der unweit ham bei der Struth gestandene dem Wilhelm Schloßer in hamm zugehörig gewesenen Lohmühle btr.

Der angesagte Wilhelm Schloßer bei seinem im Jahr 1808 erfolgten Abzug nach hörth, Amts Montabaur, die besagte Lohmühle, worauf 45 X Waßerlauf annue gehaftet, abgebrochen hat; so wird die Rentey andurch ermächtigt folgende 45 x vom Jahre 1809 an aus der Rechnung weg zu laßen.
Weilburg d. 30t Januar 1810

…   Daß die ohnweit hamm bei der Struth gestandene dem Wilhelm Schloßer zugehörig gewesenen Lohmühle abgebrochen, Wilhelm Schloßer auch von hier weggezogen, die jährlich zu gebende 45xr Waßerlauf also für 1809 und fernerhin nicht mehr gehaben werden können, wird attestiert
hamm den 26 Dec 1809   Marenbach Schultheiß Pracht Geschworener

… das vorliegende Attestat von Schultheiß Marenbach zu hamm und dem Geschworenen Pracht zu Pracht ausgestellt worden, demselben somit Glauben beizumeßen sey, wird anmit attestiert. Hachenburg d 24ten Januar 1810                 Herzgl. H .. Amts .. Sandberger

…   27 ' Jan 1810 An Herzoglich Naßauische Hofkammer in Weilburg unterthänigster bericht des RentCaßier Hammer dahier

der Waßerlauf von einer ohnweit hamm bei der Struth gestandenen, dem Wilhelm Schloßer in hamm zugehörig gewesenen Lohmühle btr.

Der Wilhelm Schloßer von ham, jetzt in hörth, Amts Montabaur, hat die von seinen Eltern ererbte Lohmühle bei seinem Abzug im Jahr 1808 vermöge anliegendem Attestat, abgebrochen. Von dieser Lohmühle hatte derselbe aber noch jährlich an Waßerlauf 45x an die hiesige Rentey abzutragen und welche derselben bis Schluß 1808 auch wörtlich berichtigt hat.

…   Ich zeige solches hiermit unterthänig an, und bitte um die gnädige hohe Weisung, daß diese Einnahme mit dem Jahr 1808 ihr Ende genommen hat.

Hachenburg d. 24 Jan 1810      Hammer (wie 7)

0.8.1820/1821 - Rohstahlhütte in Hamm

[Bild: Beiträge zur Geschichte der Eisenindustrie an der Mittleren Sieg, A. Knaff Düsseldorf 1910, Verlag Stahleisen M.B.H, im Kreisarchiv Altenkirchen.]
[Bild: Beiträge zur Geschichte der Eisenindustrie an der Mittleren Sieg, A. Knaff Düsseldorf 1910, Verlag Stahleisen M.B.H, im Kreisarchiv Altenkirchen.]

Nach einer politischen Neugliederung gehörte Hamm ab 1815 zum Land Preußen, sodass sich auch die zuständigen Behörden änderten.

Am 19. Dezember 1820 erging eine Anfrage nach Koblenz, in der es um „die beabsichtigte Akquisition (a) bey Hamm neben der Hütte gelegenen kleinen Lohmühle betr.“ ging.[Anm. 7]

Dicht neben der königl. Rohstahlhütte bey Hamm und an dem Waßer welches die dortige Schlackenpoche betreibt, befindet sich eine kleine Lohmühle, deren besitzer dem Vernehmen nach solche zu veräußern wünschen da dies Etablißement sehr unbedeutend ist, und darum in der Akquisition nicht viel kosten kann, so war es unsere Absicht, so fern die Eigenthümer mäßige Forderungen dafür machen, solche für die Hamm Eisen Hütte ankaufen und zu einer Hüttenschmiede oder auch zu einer Tischlerwerkstätte aptieren (b) zu laßen, welches einschließlich des Kaufpreises mit 150 bis 160 .. zu bewirthen sein dürfte. Es ist inzwischen das bedenken entstanden, ob nicht das Eingehen jener kleinen Lohmühle bey Hamm, den benachbarten Gerbern Veranlaßung zu Klagen über Entziehen der gelegenheit, sich das zu ihrem Gewerke benötigte Material zu verschaffen geben möchte.

Ob wir nun zwar solches wegen Unbedeutungsheit der fraglichen Lohmühle nicht vermuthen können, so nehmen wir uns jedoch die Erlaubniß von Eurer König. Hochlöblichen Regierung und um gefällige Mittheilung welcher meinung hierunter und ob in dem wegen unserem Falle der Ankauf, die Einstellung des Lohmühlenbetriebes für die dortige Gegend von einigen nachtheiligen Einflüßen seyn möchten, ganz ergebenst zu erbitten, indem wir in solchem Falle von jenem Plan abstrahieren (c) würden.
Bonn den 19ten Dezember 1820
König. Preuß. Rheinisches Oberbergamt

An
Eure König. Hochlöbliche Regierung zu Koblenz

(a) Akquisition= Vorbereitung/Vorschlag eines Kaufs; (b) aptieren= lat. aptare, genau anpassen, passend/geeignet machen; (c) abstrahieren= absehen, zurücktreten;

An der Seite gibt es den schriftlichen Vermerk, dass obiger Bericht von Koblenz am 10.Januar 1821 an Herrn Landrath Koch zu Altenkirchen zum gutachterlichen bericht geschickt wurde. Landrat Koch notierte folgende Antwort, allerdings ohne Datum:

Ein ohnfern der Hütte zu Hamm gelegene Lohmühle ist PrivatEigenthum und eingezogener Erkundigung zu folge keiner Dienstbarkeit unterworfen die Eigenthümer können frei darüber verfügen. Außerdem besteht noch eine Lohmühle zu Hamm welche für die zwei dort wohnende Rothgerber hinreicht. Das mir zugegangene Oberbergamtliche Schreiben sende ich gehorsamst zurück         der Landrath Koch

Die Angaben des Landrates wurden in dem Schreiben vom 10. Februar 1821 zitiert:

Coblenz 10. febr. 1821 an
Eu königlich- Preußisches
Hochlöbliche Oberbergamt zu Bonn

… d. S.                   Den Ankauf einer Lohmühle betr.

Dem von einem p. beabsichtigten Ankauf der neben der königl. Rohstahlhütte bei Hamm gelegenen kleinen Lohmühle steht insofern nichts entgegen, als diese Mühle, den eingezogenen Erkundigungen zufolge, keiner Dienstbarkeit unterworfen ist und die Eigenthümer frei darüber disponieren können, auch zu Hamm noch eine Lohmühle vorhanden ist, welche für die dortigen zwei Rotgerber hinreicht.
Einen p ermangeln wir nicht, des auch das gefällige Schreiben vom 19.Dez. v. J. ergebenst zu erwiedern.

Koblenz 10. febr. 1821
Königl. Regierung II              Weber

Durch eine Nachfrage der Besitzer ergab sich eine erneute Anfrage vom 21. Februar 1821, die mit dem Vermerk „beantwortet ...“ versehen wurde, womit auf das Schreiben vom 10. Februar verwiesen wurde, das sich vermutlich mit der Anfrage gekreuzt hatte.

Die Besitzer der bei der Rohstahlmühle zu Hamm gelegenen kleinen Lohmühle haben um baldige Eröffnung des Beschlußes wegen der ihrerseits geschehenen Anerbiethung, jenes Etablißement der Hüttenverwaltung käuflich zu überlaßen, gebeten. Dies veranlaßt uns, Eure Königl. Hochlöbl. Regierung unter Bezugnahme auf unser Schreiben vom 19.ten Dezbr. v. J. Um geneigte Eröffnung Wohl deren Meinung über das entstandene bedenken, daß dadurch vielleicht den Gerbern jener gegend ein Anlaß zur Klage über erschwerte Gelegenheit sich das für ihr Gewerbe benötigte Material zu verschaffen, gegeben werden möchte, ganz ergebenst zu ersuchen.
Bonn d. 21. Februar 1821

Königl. Preuß. Rheinisches Oberbergamt
Vermerk: beantwortet unter 10.2.1821 Weber
(wie 8)

0.9.Auswertung

Obwohl ich recht viele Unterlagen gefunden habe, ist es nicht möglich, alle Lohmühlen innerhalb Hamms eindeutig zuzuordnen. So würde ich zu folgendem Ergebnis kommen:

Die Lohmühle, die in dem Text 1820/1821, zum Verkauf stand, würde ich für die der Familie Jakob Fischer halten, da es bei ihnen hieß „Lohmühle auf der Hütte“ und die Wasserlauf Gebühr 1 Reichsthaler 45 Kreuzer betrug, den gleichen Betrag wie die drei Lohmühlen der Familie Schlosser zusammen, was möglicherweise auf die bessere Lage hindeuten könnte.

Da der Vorschlag die Lohmühle zu einer Hüttenschmiede oder einer Tischlerwerkstatt umzubauen, von dem zuständigen Oberbergamt befürwortet wurde, handelte es sich vermutlich um die Lohmühle, die in der Verkaufsbeschreibung des Königl. Preuß. Ober- Bergamtes für die Niederrheinischen Provinzen in Bonn vom 14. Mai 1827 aufgeführt wurde.

Beschreibung des Königl. Rohstahlhütten-Werks zu Hamm an der Sieg, im Kreise Altenkirchen, Regierungsbezirk Coblenz

Das Königl. Rohstahlhüttenwerk zu Hamm an der Sieg, ¼ Stunde von dem Dorf Hamm und 2 Stunden von der Kreisstadt Altenkirchen gelegen, hat eine für Versorgung mit Eisenerzen und mit Kohlen und ebenso für den Absatz seiner Produkte, ungemein günstige Lage …

Es folgt eine Auflistung der verschiedenen Gebäude und ein Lageplan. Zu der Lohmühle heißt es auf dem Lageplan „alte Lohmühle“ und unter Nr. 7 der Beschreibung: „Eine vormalige Lohmühle jetzt als Geräthe-Magazin benutzt, 24 Fuß lang und 20 Fuß breit.[Anm. 8]

Wie aus der Historie bekannt ist, übernahm der Siegener Kaufmann Johann Heinrich Dressler das gesamte Werk am 13. August 1827.

Die abgebrochene Lohmühle des Gerhard Fischer stand wahrscheinlich an der genannten „Klause“, die Philipp Sohnius in seinem Schreiben genannt hatte.

Nicht eindeutig sind hingegen die drei Lohmühlen der Familie Schlosser.
Hier wäre die Lohmühle, die bei der Struth gestanden hatte und 1808 von Wilhelm Schlosser abgebrochen wurde, für mich die ehemalige und erste Lohmühle des Emanuel Thal, die schon vor 1722, der Heirat des Roderich Schlosser mit der Tochter des Emanuel Thal, bestanden und wie eingangs erwähnt, im „Überdorf“ gelegen haben müsste.[Anm. 9]

Bei den beiden anderen Lohmühlen hieß es „an den bach über sein in 1733 erbaute Lohmühle“ und „seiner oberhalb der Hammer Eisenhütte“ gelegenen Lohmühlen, die demnach im Bereich der Masselbach [Anm. 10] in der Nähe der Hütte lagen.
In dem Text zu 1807 wurde erwähnt, dass der Gläubiger des Caspar Schmidt dessen Lohmühle „zum Abbruch abgeschätzt“ hätte.
Ob dieser Abbruch erfolgte, blieb unklar. Wenn es zum Abbruch gekommen wäre, hätte es lediglich noch eine Lohmühle der Familie Schlosser gegeben. Man kann also nicht eindeutig sagen, was für eine Lohmühle 1831/34 im Besitz des Wilhelm Schlosser in Scheidt in der Katasterkarte verzeichnet wurde, da Johann Matthias Auen auch einen Neubau in Erwägung gezogen hatte.

Die geringe Steuerlast der Lohmühle des Wilhelm Auen, die im Jahr 1831/34 4 Groschen, 11 Pfennig betrug, was möglicherweise altersmäßig bedingt war, würde dafür sprechen, dass sie von der Familie Schlosser stammte.
Allerdings würde dagegen sprechen, dass bis 1808 keine Änderung in den Besitzverhältnissen erfolgt war, da die Witwe Schlosser noch als Besitzerin eingetragen war.

Abschließend denke ich, dass aus den Akten viel Interessantes zur damaligen Situation zu erfahren war und man diese Ausarbeitung darüber hinaus als gute Grundlage betrachten kann, wenn sich noch Pläne oder Unterlagen finden lassen.

0.10.Nachweise

Verfasserin: Annette Röcher

Hinweise:

Eine Lohmühle dient zur Zerkleinerung der für die Lohgerberei notwendigen pflanzlichen Gerbmittel. Es wurden vor allem Fichten- und Eichenrinden aus Lohwäldern zu Lohe zermahlen.
Nach einer Zerkleinerung des Mahlguts wird dieses in der eigentlichen Mühle gemahlen. Mehrere Prinzipien kommen hier zur Anwendung:
entweder als Lohstampfmühle (ein Pochwerk, auch Lohstampfe oder Lohpocherich genannt), oder das Kaffeemühlenprinzip (Glockenmühlen).
Eine Stampfmühle ist eine Getreidemühle mit einem Stampfwerk, in der das Mahlprodukt in hohen Klötzen oder Mörsern gestampft wurde, Sie stellt die Vorstufe der Mahlmühle dar.
Ein Pochwerk oder eine Poche, auch Stampfwerk; Stoßwerk, Schlagwerk oder Pocherich genannt, war eine zum Zerkleinern von Erzen dienende Maschine. Pochwerke waren meist in die Schmelzhütten und Eisenhämmer integriert. Pochwerke wurden auch in anderen Stampmühlen, wie Ölmühlen, Lohmühlen, Blaufarbenwerken und Pulvermühlen genutzt.
Lohmühle Wikipedia;
Lohmühle nennt man die zum Zerkleinern der Lohe, d.h. der zum Gerben angewendeten Baumrinde, dienenden Maschine. - Die gemeine Lohmühle ist eine Stampfmühle, deren Stampfen, mit scharfen eisernen Ecken versehen sind. Ähnliche Ecken oder Schneiden befinden sich auch am Boden des Grubenstockes. Hin und wieder zerkleinert man die Lohe auf einer gemeinen Mahlmühle.
Encyclopädisches Wörterbuch der Technologie, der technischen Chemie, Physik ….

Erstellt am: 09.10.2019

Anmerkungen:

  1. Der Niedersalterberger Hof bei Hamm/Sieg, Annette Röcher 2019Zurück
  2. Brigitte Burbach Heimatjahrbuch Altenkirchen 1981, S. 211. Zurück
  3. LHKo 342,003 Sachakte 460 Lohmühlen bei Hamm 1768-1810, inkl. Schreiben von 1723 und 1740. Zurück
  4. Wilhelm Idelberger „Die Auermühle, eine alte herrschaftliche Mahlmühle“, Heimatjahrbuch Altenkirchen 1970. Zurück
  5. LHKo 342,003 Sachakte 458 Gesuch des Platzmeisters Auen bei Hamm wegen Erbauung einer Lohmühle 1803;
    Hüttenmeister in dieser Akte: Otto Bausch ließ 1812 den Sohn Carl Friedrich und 1816 die Tochter Louise Christiana in Hamm evangelisch taufen. Er wurde dabei als Hüttenverwalter und Herr Commerzienrath an der Eisenhütte bezeichnet. Evangelisches Kirchenbuch Hamm Zurück
  6. LHKo 342,003 Sachakte 462 Erteilung der Genehmigung für Caspar Schmidt aus Hamm zur Umwandlung seiner Lohmühle in eine Ölmühle 1807-1810. Zurück
  7. LHKo 441/14274: Lohmühle an dem Bach neben der königl. Rohstahlmühle bei Hamm, deren Einrichtung zu einer Hüttenschmiede … Laufzeit 1820-1821. Zurück
  8. Beiträge zur Geschichte der Eisenindustrie an der Mittleren Sieg, A. Knaff Düsseldorf 1910, Verlag Stahleisen M.B.H, im Kreisarchiv Altenkirchen; Eingezeichnet sind u.a.: Masselbachgraben, Kohlschoppen, Kupferhütte, Werksschmiede, Platzmeister-Wohnung, Stall, Backhaus und Schlackenpoche. Zurück
  9. Die Familie Henrich Thal in Hamm/Sieg, Annette Röcher Heimatjahrbuch Altenkirchen
    2017 und Regionalgeschichte Westerwald im Internet. Zurück
  10. Die Masselbach, auch als Masselbach Beilehn/Beilehen benannt, bezeichnete ein bereits früh erwähntes Bergwerk und das umliegende Gelände, wobei der Begriff Beilehn eine ausgeliehene Grube bzw. ein zum älteren Bergwerksbesitz einer Gewerkschaft gehörendes zusätzliches Grubenfeld bedeutet (von Lehen).
    Norbert Langenbach schrieb in einer seiner Ausarbeitungen, dass die Masselbach im Frühjahr 1776 stillgelegt wurde.
    Das evangelische Kirchenbuch Hamm berichtete kurz vor dieser Zeit von zwei Unfällen in der Masselbach, in deren Folge zwei junge Männer ums Leben kamen.
    9. Juni 1771
    Johannes Wilhelm Peters, bertram peters in der Hassel Sohn, dieser ist mitwochs den 5t durch einen fall in der berggrube unter Hamme, der so genannten Maßelbach verunglückt, und donnerstags d 6t nachmittag um 1 Uhr gestorben, alt 18 Jahr 4 1/2 Mon
    7. May 1776 ist Johannes Abel Weller, des Joh. Abel Weller zu Fürthen hinterlaßener Sohn, welcher in der Grube der Maßelbach genannt, verunglückt, begraben worden. Er war alt 17 Jahr 7 Monath und 17 TagZurück