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Paraden, Theater, Konzerte und Sportfeste

Amerikanisches Konzert in Cochem[Bild: National Archives Washington, D.C.]

Das Vorgehen der amerikanischen und der französischen Besatzungstruppen war auf kulturpolitischem Gebiet ganz unterschiedlich, da die USA im Gegensatz zu Frankreich keine territorialen Ziele verfolgten. Von 1919 bis 1923 erschienen in Koblenz die „Amaroc News“ (Kurzform für American Army of Occupation), die sich in erster Linie aber an die eigenen Soldaten richteten. Sowohl französische als auch amerikanische Truppen zeigten ihre Präsenz im öffentlichen Raum nicht nur durch Paraden, sondern auch durch Konzerte und andere Veranstaltungen.

Amaroc News, 13. Juni 1919[Bild: Sammlung Dr. John Provan, Kelkheim; dilibri Rheinland-Pfalz, www.dilibri.de]

Plakat einer französischen Vorführung im Stadttheater[Bild: Stadtarchiv Kaiserslautern, P-A1-1133]

Ein wichtiges Element des vielschichtigeren französischen Konzepts der pénétration pacifique war die Vermittlung der französischen Sprache. Bereits im Dezember 1918 ordnete General Gérard an, sie in den pfälzischen Volksschulen zu unterrichten. In der Provinz Rheinhessen wurde 1919 der Befehl zur Unterrichtung aller oberen Klassen der Volksschulen und weiterführenden Schulen im Fach Französisch erteilt. Nach Inkrafttreten des Friedensvertrages von Versailles am 10. Januar 1920 war die Teilnahme freiwillig. Die Inanspruchnahme der zahlreichen Sprachkurse wurde von den Behörden beider Seiten genau verfolgt.

Konzert mit französischer Musik, Landau[Bild: Stadtarchiv Landau]

Ab der zweiten Hälfte des Jahres 1919 wurden vermehrt französische Musik- und Theaterstücke aufgeführt. Letztere hatten nur wenige Besucher, vermutlich aufgrund fehlender Sprachkenntnisse, während die Konzerte stärker frequentiert wurden. Im Rahmen von Tourneen spielten von Frankreich subventionierte Solisten und Theatergruppen an verschiedenen Orten. Hinzu kamen Kunstausstellungen, Filmaufführungen und Vorträge französischer Professoren, die für die Kultur ihres Heimatlandes warben.

Lycée français in Trier, ursprünglich Kaiser-Wilhelm-Gymnasium, heute Max-Planck-Gymnasium[Bild: Stadtarchiv Trier]

Die Franzosen schufen Bildungseinrichtungen in den besetzten Gebieten, deren Besuch auch Deutschen offenstand. So wurde in Mainz ein französisches Gymnasium gegründet. Hinzu kamen französische Hochschulen für Rechtswissenschaft und Wirtschaft, eine Technikerschule in Kaiserslautern und eine Landwirtschaftsschule. Das „Centre des Hautes Etudes Germaniques“ in Mainz verstand sich ausdrücklich auch als Medium der französisch-deutschen Versöhnung.

Le Rhin Illustré, erste Ausgabe[Bild: Universitäts- und Stadtbibliothek Köln]

1921 organisierte die Besatzungsmacht Reisen in die vom Krieg besonders betroffenen Landesteile, vor allem in die 1917 beim Rückzug auf die Siegfried-Linie von deutschen Truppen systematisch verwüsteten Gebiete, um der Bevölkerung die deutsche Kriegsschuld und die Notwendigkeit von Reparationen zu vermitteln.

Ein wichtiger Pfeiler der französischen Propaganda waren zwei neu geschaffene Zeitschriften, „Le Rhin Illustré“ und „L’Écho du Rhin“. Sie kontrastierten die Verhältnisse in den besetzten Territorien mit der schlechten Versorgungslage in den rechtsrheinischen deutschen Gebieten und den dortigen revolutionären Ereignissen. Deutsche Zeitungen in den besetzten Gebieten unterlagen dagegen der Zensur, die bis zu einem zeitweisen Verbot reichen konnte. In zentral gelegenen Lesehallen wurden französische Schriften ausgelegt, verkauft und in Umlauf gebracht.

Französische Buchhandlung in Ludwigshafen[Bild: Stadtarchiv Ludwigshafen]

Texte und Redaktion:
Dr. Walter Rummel (Landesarchiv Speyer), Dr. Hedwig Brüchert; Dr. Ute Engelen, Marion Nöldeke, Dr. Kai-Michael Sprenger (alle Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.), Franziska Blum-Gabelmann M.A. (Haus der Stadtgeschichte Bad Kreuznach), Dr. Eva Heller-Karneth (Museum Alzey), Dr. Armin Schlechter (Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Pfälzische Landesbibliothek)