Mastershausen im Hunsrück

Spätrömische Höhensiedlung

Mastershausen, Rhein-Hunsrück-Kreis

Zu besichtigen: Bergplateau in wildromantischer Umgebung, Befestigung, Gräben, Felsschacht.

Anfahrt: von Kastellaun K29 über Buch nach Mastershausen. In Mastershausen auf die Kirche zusteuern. An der Kirche vorbei weiterfahren und den Ort auf einem geteerten Wirtschaftsweg in Richtung Sosberg verlassen. Parkmöglichkeiten entlang des Weges. Von hier aus zu Fuß dem Wirtschaftsweg folgen, nach starker Kehre in Richtung Südwesten im Wald in einen breit ausgebauten Forstweg einbiegen, diesem bis zum Hinweisschild mit Bank in einer Forstwegschleife folgen.

Zum Felsschacht dem Forstweg hangabwärts folgen bis zur nächsten Kreuzung, hier nach links abbiegen und in der nächsten Kehre den Forstweg verlassen und dem schmalen Pfad parallel zum Hang folgen.

 

Rund 2 km nordwestlich des Ortes Mastershausen erhebt sich über den Kerbtälern Großbach und Sosberger Bach ein schmaler NW-SO orientierter Bergsporn der sogennante„Burgberg“. Steile Schieferfelswände begünstigten die Befestigung des bis zu 50 langen und 30 m breiten Bergplateaus. Im Osten des Plateaus ermöglicht der abgestufte Schieferfelsen einen rampenartigen Abstieg in südlicher Richtung, dem einzig möglichen durch zwei Gräben geschützten Zugang. An der schmalsten Stelle durchtrennt ein mächtiger 8 m tiefer Graben die Bergzunge. Nach Süden hin sind weitere Vorbefestigungen erkennbar. Etwa 20 m südlich des Abschnittsgrabens zeichnet sich ein weiterer, größtenteils durch moderne Wegebaumaßnahmen zerstörter Graben nahe der Wegeschleife ab. Zwischen beiden Gräben erhebt sich eine natürliche Anhöhe die Spuren einer Anböschung zeigt.

An der Nordostseite des Bergplateaus mit seinen teils schroff abfallenden Felswänden sind Bearbeitungsspuren erkennbar. An einer Stelle zeichnet sich deutlich eine rechtwinklige aus dem Felsen herausgearbeitet Ecke ab. Eintiefungen im Felsboden könnten von Pfostenlöchern stammen. Felsterassierungen und eingeschrotete Pfostengruben deuten auf Gebäude hin, die im Schutz der steilen Ost- und Westflanken des Bergplateaus errichtet wurden. Zeitstellung und Funktion dieser Gebäude bleibt offen.

Funde, darunter römische Münzen belegen eine Aktivität auf dem Burgberg ab der 2. Hälfte des 3. bis zum beginnenden 5. Jahrhunderts n. Chr. Bemerkenswert sind Waffen und Gürtelbeschläge, die vielleicht auf die Anwesenheit von römischem Militär hinweisen.

In den Germanenkriegen des 3. Jahrhunderts hatte sich gezeigt, dass die bisherige Grenzverteidigung keinen ausreichenden Schutz mehr bot. Das zum Schutz vor den Germaneneinfällen entwickelte spätantike Festungsbauprogramm sah kleinere Anlagen vor, die mit wenigen Soldaten besser zu verteidigen waren. Neben den militärischen Anlagen gab es entlang der tief eingeschnittenen Moseltäler  meist auf markanter Spornlage zahlreiche Refugien der ansässigen Bevölkerung. Oft sind diese strategisch vorteilhaft gelegenen Befestigungen überlagert von mittelalterlichen Burgen.

Die geschützte Lage des Burgbergs bot schon in vorrömischer Zeit der ansässigen Bevölkerung in Krisenzeiten eine Rückzugsmöglichkeit, wie Funde urgeschichtlicher Scherben vom Bergplateau zeigen.

Mittelalterliche Mauerreste verdeutlichen, dass der Burgberg über eine langen Zeitraum von Bedeutung war. Dem Burgberg kam nicht nur eine Schutzfunktion zu. Seine Rolle im wirtschaftlichen Gefüge belegen zahlreiche Schlackenfunde, geborgen von der zwischen beiden Gräben liegenden Anhöhe. Wiederum bleibt offen, ob die Metallverhüttung schon in römischer Zeit begann oder ob sie auf mittelalterliche Aktivitäten zurückgeht. Unterhalb der Westflanke des Bergplateaus findet sich ein in den Schieferfelsen eingeschroteter Schacht von 2 m Dm und 3 m Tiefe. Nach Bohrungen kann von einer Tiefe von über 13 m ausgegangen werden. Vermutlich steht dieser Schacht in einem Zusammenhang mit dem mittelalterlichem Bergbau am Burgberg. Verstreut liegende Quarzite könnten auf die im Hunsrück mehrfach belegte Silbergewinnung hinweisen.

Die Besiedlungsgeschichte des Burgbergs lässt sich bisher nur in Ansätzen und hypothetisch nachvollziehen: In vorrömischer Zeit diente der Bergsporn als Rückzugsgebiet der Bevölkerung, in römischer Zeit kam während der Germaneneinfälle dem Burgberg als Refugium eine besondere Rolle zu. Möglicherweise wurde eine schon vorhandene Befestigung ausgebaut. Eine zum Schutz der Verkehrswege und der Bevölkerung stationierte Militäreinheit könnte ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. Wohn- und Wirtschaftsbauten errichtet haben. Vielleicht wurde schon zu diesem Zeitpunkt am Burgberg Metall gewonnen und verhüttet. Die römischen Münzfunde vom Burgberg könnten einen Handel belegen. Scherben und Mauerreste sind Zeugnisse der mittelalterlichen Aktivität, während der vielleicht der vorgelagerte Graben angelegt wurde.

Die Bedeutung des Burgbergs von Mastershausen ist schon seit Jahrzehnten der archäologischen Forschung bekannt, leider auch einschlägigen Kreisen von Metallsondengängern und unberufenen Ausgräbern. Zahlreiche Schürfungen und Löcher sind Spuren dieser Aktivitäten. Durch diese wilden Grabungen wird der archäologische Befund fortwährend zerstört. Die Archäologische Denkmalpflege Koblenz. Die Kreisverwaltung Simmern und die Gemeinde Mastershausen haben das für die Lokalgeschichte bedeutende Kulturdenkmal sowie dessen unmittelbares Umfeld unter Grabungsschutz stellen lassen. Strafanzeige und erhebliche Geldbuße drohen im Falle der Gefährdung von Befunden und Funden.

 

M. Thoma

 

Literatur:

Hubert Leifeld, Spätrömische Höhenbefestigung auf dem „Burgberg“ bei Mastershausen (Rhein-Hunsrück-Kreis) unter Grabungsschutz gestellt. Archäologie in Rheinland- Pfalz 2004, 76-78.

H.-J. Gilles, Spätrömische Höhensiedlungen in der Eifel und Hunsrück. Trierer Zeitrschrift, Beiheft 7 (Trier 1985), 150 ff.

H. Cüppers (Hrsg.), Die Römer in Rheinland-Pfalz (Stuttgart 1980).

W. Kersten, Mastershausen (Kreis Zell). Bonner Jahrbücher 142, 1937, 261.