Boppard am Mittelrhein

Das römische Kastell in Boppard

Gesamtansicht

Der archäologische Park befindet sich an der Angertstraße und zeigt 55 Meter römische Mauer mit Türmen im Originalzustand. Das stark befestigte römische Kastell wurde wohl nach dem Alemanneneinfall im Jahr 350 ca. 1 km östlich des römischen vicus errichtet. Die Umfassungsmauern ragen heute zum Teil noch in eine Höhe von bis zu 9 m auf. Das Kastell bildet ein Rechteck von 308 zu 154 m (= 4,6 ha), liegt parallel zum Rhein zwischen dem Strom und der ehemaligen Römerstraße und war auf den drei Landseiten mit Gräben gesichert. Die Wehrmauer weist 28 Rundtürme auf, die in regelmäßigen Abständen von 27 m errichtet wurden. Die Türme über einem hufeisenförmigen Grundriss mit zylindrischem Innenraum (acht an jeder Lang-, vier an jeder Schmalseite) lagen etwas vor der Mauer, die auf der Innenseite durchlief. Die Mauer wurde bei einer Stärke von 3 m (auf der Rheinseite nur 2 m breit) in der üblichen Schalenbauweise (sorgfältig geschichtete Steine an den Außenseiten mit Gußmauerkern dazwischen) errichtet. Der Mauerverlauf ist deutlich: im Westen Karmeliterstraße, im Süden Hindenburgstraße, im Osten Steinstraße/Ablaßgasse, im Norden Michelbachstraße/Untere Marktstraße, wenn auch meist von Häusern verbaut oder dahinter versteckt. Wie viele Tore das Kastell besaß, ist noch ungeklärt. Mit den großen Teilen der noch bis zu 10 m hoch stehenden Türme (drei auf der West-, je vier auf der Ost- und Südseite) und der Mauer (die nördlichen Teile wahrscheinlich schon im 12./13.Jh. untergegangen), besitzt Boppard die besterhaltenen römischen Kastellmauern in Deutschland.

Grundriss der Gesamtanlage

Über die antiken Gebäude innerhalb des römischen Kastells von Boppard ist wegen der Überbauung wenig bekannt. Systematische Grabungen sind erst im Zuge der Renovierungsarbeiten in der St. Severus-Kirche in der Zeit von 1963 bis 1966 durchgeführt worden. Straßenbauarbeiten am Westtor und am Mauerabschluss der westlichen Kastellmauer boten 1977 Gelegenheit für archäologische Untersuchungen. Weitere Grabungen schlossen sich im Zuge der Neubebauung der Südwestecke des Kastells 1986 an. Schließlich fanden umfangreiche Grabungen im Bereich des „Stierstalles“ im Vorfeld und im Innenbereich der Kastellmauer statt, dort, wo jetzt der „Archäologische Park“ entstanden ist.

Thermen- und Badeanlagen

Gekacheltes Wasserbecken

An die Rheinmauer des Römerkastells lehnte sich ein Kastellbad mit den Maßen 50 x 35 m an. Münzen und Ziegelstempel der 22. Legion im Kastellbad lassen eine Datierung der Nutzung bis spätestens 352/55 zu. Die Gliederung der Räume entsprach dem üblichen Bauschema der römischen Militärbadeanlagen: Kaltbad (Frigidarium), Schwitzbad (Sudatorium) und Warmbad (Caldarium). Das Wasser für die Badeanlage kam in einer typischen römischen Wasserleitung, die durch die Festungsmauer als Kanal hindurch geführt wurde, von Süden her aus den benachbarten Hängen des Rheintals. Das Abwasser gelangte direkt in den Rhein. Die Räume wurden durch Fußboden- (Hypokausten) und Wandheizung (Tubuli) erwärmt und geheizt. Das Bopparder Kastell wurde Anfang des 5. Jahrhunderts aufgegeben. Die Bopparder nutzten die Anlage zu ihrem Schutz, das Kastellbad wurde mit der St. Severuskirche überbaut.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: S.G.

Verwendete Literatur:

  • Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz Saarland. Bearb. von Hans Caspary u.a. Darmstadt 1985.
  • Krämer, Thomas: Der romantische Rhein. Reiseführer. Mit einer Einleitung von Wolfgang Kroener. Alf/Mosel 2002.
  • Schüler-Beigang, Christian (Schriftleiter): Das Rheintal von Bingen und Rüdesheim bis Koblenz. Eine europäische Kulturlandschaft. 2 Bde. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. Mainz 2001.
  • Wegner, Hans-Helmut: Boppard. vicus, Kastell. In: Heinz Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Stuttgart 1990, S. 344-346.