Oberdiebach am Mittelrhein

St. Moritz (Mauritius)

St. Mauritius in Oberdiebach
Hauptportal von St. Mauritius

Heute evangelische Pfarrkirche

Ursprünglich vom Friedhof umgeben, auf einem mit runden Ecktürmchen umwehrten Plateau. Von der romanischen, 1258 erstmals genannten Pfeilerbasilika sind die beiden unteren Geschosse des Glockenturms und vielleicht das vorletzte östliche Stützpaar erhalten.

Grabungen im Zuge der Restaurierung 1977-81 ergaben folgende Aufschlüsse über die Baugeschichte:

Der Vorgängerbau war eine romanische Pfeilerbasilika (Apsis im letzten östlichen Joch der heutigen Kirche freigelegt). Dieses Gebäude wurde 1258 erstmals genannt. Die Schiffe hatten offenbar die Breite der gotischen. Das vorletzte östliche Stützenpaar vielleicht noch romanisch. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts Verlängerung um ein Joch nach Osten und Anbau des Chores. Der spätgotische Umbau der 3 westlichen Joche des Langhauses ist durch Jahreszahlen an der Portalvorhalle des südlichen Seitenschiffs (1474) und an der Westempore (1481) datiert.

Dreischiffige gotische Hallenkirche zu 5 Jochen mit 5/8-Chorschluß und eingebautem, im Untergeschoss noch romanischem Westturm. Dieser nur zweigeschossig mit Lisenen- und Rundbogengliederung, die Obergeschosse 1848 abgebrochen, das heutige Glockengeschoß, massiv mit Schieferverkleidung, 1964 aufgesetzt.

Innenansicht von St. Mauritius

Im Innern sind die beiden östlichen Joche durch vier Stufen erhöht und als ehemaliger, bis ins 19. Jahrhundert durch ein Gitter abgetrennter Hallenchor gekennzeichnet; rechteckige kämpferlose Pfeiler und Kreuzrippengewölbe auf Konsolen. Ein Kämpfer am westlichen Nordpfeiler, eine lisenenartige Vorlage zum Mittelschiff sowie Ansätze eines Gewölbes mit runden Rippen im anschließenden Seitenschiffjoch deuten darauf hin, daß die Kirche nach einem anderem Plan zumindest begonnen wurde (Basilika mit Querhaus?). Einfaches zweigeteiltes Maßwerk mit Ring, das Mittelfenster dreigeteilt und reicher.

Im westlichen, 1474-81 erneuerten Teil Netzgewölbe über Rundpfeilern mit Laubkapitellen, an der Nordseite dazu mit figürlichen Konsolen. Die Fenster größtenteils mit Fischblasen.

Turmuntergeschoss als rippengewölbte niedrige Halle. Die Seitenschiffe unter der Empore haben schwalbenschwanzartige Rippenendungen (vgl. St. Goar, Stiftskirche).

Stark restaurierte Wandmalereien der Erbauungszeit, des ersten Drittels des 15. Jahrhunderts und um 1470/80: Heilige (Katharina, Elisabeth, Dorothea), Reste eines Jüngsten Gerichtes, Kluge Jungfrauen, thronender Christus, Evangelistensymbole, in den westlichen Jochen Pflanzenornamente. Steinerne Westempore mit Fischblasenmaßwerk (1481). Holzemporen in den Seitenschiffen, wohl 19. Jahrhundert. Reste eines Chorgestühls von 1508. Schmiedeeiserne spätgotische Kanzel mit hölzernem Schalldeckel von Ende des 16. Jahrhunderts. An der Friedhofsmauer Grabstein mit Relief eines Todesengels um 1830.


Quelle: Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz Saarland. Bearb. von Hans Caspary u.a. Darmstadt 1985; Bild: Georg Dahlhoff; redakt. Bearb. S.G.