Sankt Goarshausen am Mittelrhein

Vorgeschichtliche Siedlung auf dem Hühnerberg bei St. Goarshausen

Wallschnitt 1969/1970

Die prähistorische Höhensiedlung auf dem Hühnerberg bei St. Goarshausen liegt unmittelbar auf dem Plateau oberhalb der Steilhänge zum Rheintal. Die ca. 5 ha große Fläche trug eine vorgeschichtliche Besiedlung. Der an drei Seiten abfallende Felssporn hat nur an der vierten Seite eine schmale Landverbindung mit dem übrigen Bergmassiv. Hier wurde sie durch einen mächtigen Verteidigungswall abgesichert. Durch einen Zugang in der Mitte des Walles war die befestigte Bergstadt erreichbar. Wall und Graben, die z. T. im Gelände noch deutlich erkennbar sind, schützten die Siedlung.

Der Aufbau von Wall und Graben konnte durch Ausgrabungen klar ermittelt werden: Dabei handelt es sich um eine typische Form der älteren Befestigungsanlage (murus Gallicus). Nach dem Grabungsbefund befand sich je eine eng gestellte Reihe von Standpfosten an der Außen- und Innenfront, die durch Längs- und Querriegel von Holzbalken miteinander verbunden waren. Sie bildeten das Gerüst für die eigentlichen Mauern, deren Steinlagen in Lehm verlegt waren. Nach außen erschien so eine steilwandige senkrechte Mauerung, die durch die Querbinder aus Holz nach hinten hin festgehalten wurde.

Aufgrund der im Mauerteil und auf der Grabsohle gefundenen Keramik und anderer Gebrauchsgegenstände läßt sich die Erbauung der befestigten Bergstadt-auf dem Hühnerberg in die Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. datieren. Das entdeckte Fundmaterial, die Konstruktion der „Stadtmauer“ sowie typische zivilisatorische Ausprägungen dieser Höhensiedlung erlauben es, sie in den Bereich der Hunsrück-Eifel-Kultur einzuordnen. Den archäologischen Befunden nach war die gesamte Fläche von einer Siedlung belegt. Zahlreiche Pfostenstellungen, Gruben und Verfärbungen sowie Vertiefungen im Felsen lassen darauf schließen, dass hier Fachwerkhäuser unterschiedlicher Größe und Verwendung gestanden haben. Sie dienten als Wohnhäuser für die Menschen, als Stallungen für Haus- und Nutzvieh sowie als Vorratseinrichtungen, Scheunen und Speicher. Die Häuser standen in Höfen und einzelnen Gruppen zusammen. Dazwischen verliefen Wege und Straßen; es gab Plätze und Freiflächen für das weidende Vieh. Aufgrund der Funde und Befunde waren es Kelten, die hier lebten. Die befestigte Höhensiedlung ist offensichtlich durch eine Brandkatastrophe zugrunde gegangen.

Quelle: Schüler-Beigang, Christian (Schriftleiter): Das Rheintal von Bingen und Rüdesheim bis Koblenz. Eine europäische Kulturlandschaft. 2 Bde. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. Mainz 2001.; redakt. Bearb. S.G.