Unkel am Mittelrhein

Zur Geschichte von Unkel

St. Pantaleon in Unkel
St. Pantaleon in Unkel[Bild: Wikipedia-Nutzer Tohma [CC BY-SA 3.0]]

Die Stadt Unkel liegt auf der rechten Seite des Rheins auf einer kleinen Anhöhe, dem Pantaleonsberg. Der Fluss bildet an dieser Stelle ein Knie, das dem Ort wohl seinen Namen gegeben hat: "uncus" ist das lateinische Wort für "Haken". Früher war der Pantaleonsberg vom Rhein umflossen, und auch heute noch bildet er bei Hochwasser eine natürliche Insel. Die ersten Aufzeichnungen über Unkel finden sich in Urkundenbüchern der Abtei Prüm. Die dortigen Benediktiner verzeichneten in ihrem "Goldenen Buch" aus dem Jahr 886 eine Siedlung namens "Oncale", und 893 folgte im "Prümer Urbar" eine Auflistung von sechs Höfen, die das Kloster dort besaß. Mitte des 11. Jahrhunderts gehörte die Siedlung dem Kölner Erzstift, das die Nutzungsrechte im Jahr 1057 an Richeza (* ca. 995 +1063), die Witwe des polnischen Königs Mieszko II. (* ca. 990 + 1034), übertrug. Nach dem Tod Richezas ging Unkel als Schenkung an das Kölner Stift Maria ad  Gradus ("zu den Stufen"), das bis zum Jahr 1803 neben der Kölner Domkustodie der wichtigste Grundbesitzer blieb.

Reformationszeit und Kölner Krieg

Die Bestürmung Unkels im Kölner Krieg
Die Bestürmung Unkels im Kölner Krieg[Bild: Frans Hogenberg [gemeinfrei]]

Die Unkeler Stadtbefestigung stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Im Jahr 1578 wurde der Ort erstmals als kurkölnische Stadt erwähnt, was schon wenige Jahre später zu ihrer Verwicklung in die Kampfhandlungen des sog. "Kölner Krieges" führte. Der amtierende Kölner Erzbischof Gerhard Truchsess von Waldburg (*1547 +1601) war im Jahr 1583 aus Liebe zu der Gräfin Agnes von Mansfeld-Eisleben (*1551 +1637) zum Calvinismus konvertiert und wollte seinen Herrschaftsbereich säkularisieren. Dafür wurde er vom Papst exkommuniziert und seiner Ämter enthoben. Auch das Domkapitel stellte sich gegen ihn und wählte den Wittelsbacher Ernst von Bayern zum neuen Kölner Erzbischof. Gebhard weigerte sich aber, abzudanken, und organisierte militärischen Widerstand. Einer der Hauptschauplätze der Kampfhandlungen zwischen protestantischen und katholischen Truppen war das Rheinland, am Mittelrhein vor allem die Gegend um Linz und Andernach. Die Stadt Unkel selbst wurde mehrfach bestürmt, scheint aber glimpflich davongekommen zu sein. Gebhard musste 1584 in die Niederlande fliehen und dem Wittelsbacher den Bischofsstuhl überlassen. Der Kölner Krieg hatte die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, von denen auch Unkel nicht verschont blieb, vorweggenommen. Einquartierungen, Kontributionszahlungen und Ernteausfälle gehörten hier wie überall zum Kriegsalltag.

Napoleonische Kriege und preußische Zeit

Ansicht von Unkel im Jahr 1805
Ansicht von Unkel im Jahr 1805[Bild: Carl Schlickum [gemeinfrei]]

Den nächsten großen Einschnitt in der Geschichte der Stadt bilden die napoleonischen Kriege, während derer sie insgesamt dreimal von französischen Truppen erobert und wieder aufgegeben wurde. Nach der Säkularisierung des Kurfürstentums Köln kam Unkel 1803 an das Herzogtum Nassau, dann nach dem Wiener Kongress im Jahr 1815 an das Königreich Preußen. Dieser Wechsel bedeutete für die Bewohner den Verlust der Stadtrechte und die Gewöhnung an eine protestantische Verwaltung. Ansonsten setzte mit dem Ende der napoleonischen Kriege eine Phase des Friedens und des wirtschaftlichen Aufschwungs ein. Ein wichtiger Faktor war dabei die Anbindung an das Eisenbahnnetz im Jahr 1870 sowie der Beginn des Fremdenverkehrs am Mittelrhein. Die Unkeler Rheinpromenade in ihrer heutigen Form wurde in den Gründerjahren angelegt.

Erster Weltkrieg bis heute

Unkel vom Rhein aus gesehen[Bild: Wikipedia-Nutzer "Nicolas17" [CC BY-SA 2.0 DE]]

Der Alltag war im Ersten Weltkrieg auch in Unkel von Lebensmittelknappheit, Mangel an Arbeitskräften und von Todesnachrichten geprägt. Insgesamt 44 Bürger starben von 1914 bis 1918 im Feld. Es folgten die instabilen ersten Jahre der Weimarer Republik, die Inflation der Jahre 1922/23, die französische Besetzung des Rheinlands infolge unzureichender Reparationszahlungen und die versuchte Ausrufung einer "Rheinischen Republik". All das machte sich in Unkel bemerkbar, unter anderem durch die kurzzeitige Besetzung des Rathauses durch Separatisten. Viele Unkeler beteiligten sich am Widerstand gegen die französische Besatzung und verloren deshalb ihre Stellung. Zwar wurde versucht, die Betroffenen durch Straßenbaumaßnahmen u.ä. in Lohn und Brot zu bringen, doch die frühen 20er Jahre waren für die Bewohner eine wirtschaftlich schwierige Zeit. Hinzu kamen große Rheinhochwasser in den Jahren 1920 und 1926.

Die französische Besatzung endete 1930. Noch im selben Jahr wurde in Unkel eine Ortsgruppe der NSDAP gegründet, der es in der einsetzenden Weltwirtschaftskrise gelang, Mitglieder zu werben. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 im Reich an die Macht gekommen waren, wurden der gewählte Bürgermeister und viele politisch unliebig gewordene Stadtratsmitglieder aus ihren Ämtern gedrängt. Im Zweiten Weltkrieg war Unkel mehrfach das Ziel von Luft- und Artillerieangriffen, bis es am 8. März 1945 von den Amerikanern befreit wurde. Aufgrund der Nähe zur neuen westdeutschen Hauptstadt Bonn siedelten sich in der Nachkriegszeit einige bekannte Persönlichkeiten in Unkel an. Der prominenteste Neu-Unkeler war wohl Willy Brand, der hier von 1979 bis zu seinem Tod im Jahr 1992 wohnte.

 

Nachweise

Verfasserin: Sarah Schrade
Verwendete Literatur: Rudolf Vollmer: Unkel am Rhein. Chronik einer Stadt. Unkel 1995.
Verfasst am: 18.12.2012