Waldorf am Mittelrhein

Zur Geschichte von Waldorf

Die ältesten Besiedlungsspuren reichen bis ins 2. Jahrtausend v. Chr. zurück. Aus dem 1. bis 4. Jhd. n. Chr. sind zwei römische Villen und ein Gräberfeld gefunden worden. Waldorf war in römischer Zeit eine Grenzstadt. Der nördlich der Siedlung verlaufende Vinxtbach bildete die Grenze zwischen den Provinzen Obergermanien und Niedergermanien. In fränkischer Zeit bis zur Französischen Revolution markierte der Fluss die Grenze zwischen den Kirchenstaaten Köln und Trier.

Die früheste Erwähnung Waldorfs findet sich in einer Urkunde von 960. Dabei handelt es sich um die Abschrift einer noch älteren Urkunde von etwa 650. Laut dieser schenkte Sigibert III., ein fränkischer König im Teilreich Austrasien,  das Gebiet des heutigen Waldorf mitsamt der namentlich nicht benannten Siedlung der Abtei St. Martin bei Metz. Die Abtei war neu von Sigibert III. gegründet worden und erhielt durch die Schenkung die Königsrechte über das Gebiet und konnte sowohl Frondienste als auch Abgaben einfordern. Bis zur Mitte des 9. Jhd. erfüllten die Dorfbewohner die Forderungen, dann wurden sie jedoch aufgrund des zunehmenden Verfalls der kirchlichen Verwaltung nicht mehr eingetrieben und gerieten in Vergessenheit. Als die Abtei im 10. Jhd. wieder Abgaben und Dienste eintreiben wollte, weigerten sich die Dorfbewohner. Man einigte sich 960 auf ein neues Ortsrecht, laut welchem die Einwohner eine jährliche Pacht an die Abtei zu zahlen hatten und dafür auf Abgaben und Dienste verzichtet wurde. In der Urkunde, in der dies festgelegt wurde, wird bereits eine Kirche in Waldorf erwähnt.

Der Ortsname selbst ist erstmals 1033 als „Walendorp“ belegt. Als Walen wurden die lateinisch sprechenden Angehörigen des Römischen Reiches von den im 5. Jhd. einwandernden Franken genannt. Die Urkunde dokumentiert die Übergabe Waldorfs an den Abt Poppo vom Kloster Stablot-Malmedy im Tausch gegen andere Gebiete, wobei Kaiser Konrad II. (1027-1039) die Transaktion bestätigt. Bemerkbar machte sich die neue Herrschaft in Waldorf vor allem durch die Übernahme des Schutzheiligen des Kloster Stablot-Malmedy, den heiligen Remaclus, dem unter anderem die Dorfkirche gewidmet wurde. Die Vogtei Waldorf besaßen als Lehen im Mittelalter für lange Zeit die Herren von Eich zu Olbrück.

1540 fielen ein Teil des Dorfes und die Kirche einem Brand zum Opfer, wobei Brandstiftung als Ursache festgestellt wird. Während des Dreißigjährigen Krieges blieb Waldorf von den Kampfhandlungen zum größten Teil verschont, verlor aber in einer Pestepidemie von 1666-1668 ein Drittel seiner Einwohner.

Im März 1780 wird Waldorf an die Benediktiner-Abtei St. Heribert in Köln-Deutz verkauft. Von 1795 bis 1814 fällt Waldorf wie alle anderen linksrheinischen Gebiete unter französische Herrschaft. Anschließend wird das Gebiet zur preußischen Provinz. Am 23.12.1824 kommt es erneut zu einem Großbrand, 70 Häuser fallen ihm zum Opfer, 500 Waldorfer sind daraufhin obdachlos. Während der Löscharbeiten stirbt ein Mann.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewinnt der Flachsanbau an Bedeutung, bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts sind in der Region in und um Waldorf die meisten Leinenweber ansässig. Zu Beginn der 1860er Jahre hat die Samt- und Plüschweberei ihren Höhepunkt und führt zugleich zu einer wirtschaftlichen Blütezeit der Region. Mit dem Niedergang des Gewerbes ab dem Ende des 19. Und Beginn des 20. Jahrhunderts kommt es zu einer großen Abzugsbewegung in die umliegenden Städte, aber auch nach Amerika.

Literatur

Dünchel, Wilhelm: Waldorf ist fast 1350 Jahre alt. Heimatjahrbuch Landkreis Ahrweiler 1995;

Dünchel, Wilfried: Waldorf versank 1824 in Schutt und Asche. Heimatjahrbuch Landkreis Ahrweiler 2000;

Hommen, Carl Bertram: Das Waldorfer Familienbuch von 1687 berichtet über die Gemeinde vor 300 Jahren. Heimatjahrbuch Landkreis Ahrweiler 1979;

www.heimatverein-waldorf.de