Wellmich am Mittelrhein

St. Martin

Bildstrecke zur Kirche[Bild: Alexander Wißmann]

Die alte Kirche wurde wohl bald nach Mitte des 14. Jahrhunderts im Zuge der Stadtrechtsverleihung erweitert. Es ist ein Saalbau mit seitlich verschobenem Westturm und zwei parallelen, ungleich großen Chören. Der Westturm ist außen dreigeschossig mit Eck- und Mittellisenen, Bogenblenden und Bogenfriesen, im obersten Geschoss befinden sich unter jeder Blende zwei gekuppelte, nasenbesetzte Spitzbogenöffnungen. Trotz dieser romanisierenden Gliederung ist er wohl gleichzeitig mit dem Langhaus, also nach Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden. Für dieses Datum spricht vor allem die Art, wie im Turminneren die Leibung der in den Mittellisenen sich öffnenden Schießscharten gebildet ist; vor diesen Schießscharten Nischen mit je zwei Sitzbänken. Hauptgesims und Helm des Turms von 1830. Das einschiffige Langhaus mit flachbogiger barocker Holztonne gedeckt, an der Südseite zwei nasenbesetzte Lanzettfenster, dazwischen Portal mit gotischem Türbeschlag; ursprünglich gewölbte Vorhalle. Die Nordseite gegen den Felsen, daher fensterlos. Seitlich verschobener Hauptchor aus einem Joch und 5/8-Schluß, Kreuzrippengewölbe auf z.T. figürlichen Konsolen und Maßwerkfenster des 14. Jahrhunderts, spitzer Chorbogen. Südlich daneben der ältere, wohl um 1300 erbaute Seitenchor mit 5/8-Schluß, ebenfalls rippengewölbt; genaste Lanzettfenster außen in Spitzbogenblenden. - Sakristei in der Südostecke von 1881, Erweiterung an der Nordwestecke des Langhauses 1914. An der Nordwand des Langhauses und im Chor Wandmalereien im Stil des 14. Jahrhunderts, aber wohl im 15. Jahrhundert entstanden, 1949 freigelegt und stark restauriert: Jüngstes Gericht, Martyrien der Zwölf Apostel, einzelne Heilige.

Ausstattung

Bildstrecke zur Ausstattung[Bild: Alexander Wißmann]

Hinter dem Hochaltar ausdrucksvoller Kruzifixus aus dem 2. Viertel des 15. Jahrhunderts. Auf dem Seitenaltar Vesperbild gegen Mitte 14. Jahrhundert und auf barocker Engelskonsole Muttergottes aus einer Kreuzigungsgruppe um 1520, qualitätvolles Werk.

HI. Petrus und hl.Paulus, 17. Jahrhundert, HI. Martin, Mitte 15. Jahrhundert.

Grabstein für Coryin von Nassau (gest. 1538) mit Flachrelieffigur eines betenden Ritters in Turnierrüstung, zu seinen Füßen ein Helm mit Maskenvisier; vörzügliche Arbeit in feinen Frührenaissanceformen, bez. 1545, eng verwandt dem Grabmal des Johann von Scbönenburg in der Stiftskirche von Kyllburg (Eifel) und wie dieses wahrscheinlich aus der Werkstatt des Meisters des Metzenhausen-Grabmals im Trierer Dom (vgl. auch das Grabmal des Johann von Eltz in der Karmeliterkirche in Boppard).

Bildnisgrabstein einer Gräfin von Nassau (gest. 1494) Holzepitaph im Knorpelstil. Orgel teilweise um 1670, Westempore wohl gleichzeitig. Taufstein 15. Jahrhundert. Monstranz um 1720.

Außen am Turm ein achteckiges ehemaliges Taufbecken, 1.Hälfte des 13. Jahrhunderts, die Kapitelle der verschwundenen Tragsäulen als Teufelsmasken gebildet. An der Sakristei barockes Kreuzigungsrelief aus Ton.

Quelle: Dehio; redakt. Bearb. S.G.