Ludwigshafen am Rhein in der Pfalz

Rhein und Hafen

Der Rhein, der heute östlich der Stadt fließt, gestaltete die Landschaft in früherer Zeit wesentlich. Im Laufe der Zeit änderte er seine Laufrichtung und floss in die Oberrheinische Tiefebene. Das Wasser began das Ufer zu unterhöhlen und abzutragen. Gleichzeitig lagerte sich dadurch Sand an der Gegenseite an, wodurch das Flussbett immer schmaler und höher wurde. Hochwasser änderte schließlich den Flusslauf, indem es durch Schotter und Geröll die alten Flusslaufstrecken verstopfte und so die Altrheine bildete. Insgesamt wanderte der Fluss von West nach Ost und gab am linken Ufer beständig neue Gebiete frei. Diese Wanderung stellte die räumliche Voraussetzung für das spätere Entstehen der Rheinschanze dar, aus der sich die Stadt Ludwigshafen entwickelte.

Die Grundlage für einen Hafen legte 1820 der Speyerer Kaufmann Johann Heinrich Scharpff, der in der Rheinschanze einen Landungs- und Ladeplatz für Schiffe errichtete. Außerdem bot der von der Natur geschaffene, durch einen Dammbruch 1824 entstandene Winterhafen ideale Voraussetzungen. Die bayerische Regierung baute ihn 1843 bis 1845 aufgrund des zunehmenden Handels und Schiffsverkehrs aus, um auch größere Schiffe dort anlegen zu lassen. Gleichzeitig wurde der nördlich, an der Uferböschung gelegene Zollhafen erweitert.

Im frühen 19. Jh. stellte die Begradigung des Rheins, nach Plänen von Gottfried Tulla eine wichtige Voraussetzung für die Weiterentwicklung des Hafens dar. Dessen Kapazität als Umschlagsplatz von Waren war bald erschöpft, sodass 1864/65 das Hafenbecken des Winterhafens ausgebaut wurde. Die zunehmende Industrialisierung und der Bau von Eisenbahnlinien von und nach Ludwigshafen hatten zur Folge, dass das Vertreiben von Massenwaren immer wichtiger wurde.

In den 1890er Jahren begann die bayerische Regierung einen neuen Hafen außerhalb der Stadt zu errichten, da der bestehende wiederum zu klein geworden war. Zudem galt es, sich der wachsenden Konkurrenz durch den Mannheimer Hafen entgegenzustellen. Der neue Hafen wurde seit 1896 nach dem bayrischen Prinzregenten Luitpold „Luitpoldhafen“ genannt und zwei Jahre später vollendet. Die wichtigsten Umsatzgüter stellten Getreide, Eisen, Holz und Kohle dar. Bereits während seines Baus wurde der Neubau eines weiteren Hafens in einem südlich gelegenen Altrheinarm festgelegt. 1898/99 entstand so im Mundenheimer Altrheinbecken ein 900 m langer und 40 m breiter Hafen, der vorwiegend der Petroleum- und Benzinindustrie als Mineralölhafen diente.

Nachdem auch der Mundenheimer Hafen schnell besiedelt war, befürchtete man, dass die Industriebetriebe zu Nachbarhäfen mit größeren Kapazitäten abwandern könnten. Daher erbaute die bayrische Landesregierung 1907 einen weiteren Hafen südlich des Luitpoldhafens, das sogenannte Kaiserwörthbecken, in dem hauptsächlich Kohle umgeschlagen wurde. Seine Fertigstellung erfolgte 1914 während des Krieges.

Der Mundenheimer Hafen wurde gleichzeitig noch einmal erweitert. Mit einer Gesamtuferlänge inklusive Binnenbecken und Kaimauern betrug seine Länge schließlich 28,5 km. Aus dem früheren Handelsplatz Rheinschanze war somit der größte linksrheinische Hafen Deutschlands entstanden.

Im Zweiten Weltkrieg wurden sowohl die Hafengebäude als auch die Verladeeinrichtungen zum Großteil zerstört. Mit dem Wiederaufbau 1948 konnte Ludwigshafen seine Funktion als Binnen- und Umschlagshafen wieder aufnehmen. Den ehemaligen Winterhafen schüttete man in den 1950er Jahren zu und errichtete auf dem entstandenen Gelände Lagerhäuser.

Der heutige Ludwigshafener Rheinhafen ist der größte in Rheinland-Pfalz und einer der bedeutendsten Binnenhäfen in Deutschland. Über 20 km erstreckt er sich am östlichen Stadtrand entlang und liegt gegenüber dem Mannheimer Hafen. Er lässt sich in mehrere Teile gliedern: Ölhafen (Mundenheimer Altrheinhafen), Kaiserwörthhafen (in Mundenheim), Luitpoldhafen (Südstadt), Zollhofhafen (nahe Stadtmitte) und den Landeshafen Nord (bei der BASF).


Verfasserin: Janina Kühner

Erstellungsdatum: 12.08.2013

 

Literatur:

 

Oexner, Mara: Stadt Ludwigshafen am Rhein, in: Landesamt für Denkmalpflege (Hg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Stadt Ludwigshafen am Rhein, Band 8, Düsseldorf 1990.