Patersbach in der Pfalz

Patersbach

0.1.Allgemeine Angaben

Dorf im Glantal, Bedesbach gegenüber - Wappen liegt nicht vor

Ortsteil der Ortsgemeinde Altenglan in der Verbandsgemeinde Altenglan

Einwohner: 2003: 492 und 20 in Nebenwohnungen

(Weitere Angaben siehe Altenglan)

 

 

0.2.Lage

Das Dorf liegt im Glantal auf der linken Seite des Flusses zwischen den Dörfern Altenglan und Erdesbach und gegenüber dem Dorf Bedesbach, beiderseits des Penderbachs, der hier in den Glan mündet. Anhöhen, die das Tal begrenzen, erreichen auf dem Gipfel des Horstbergs 351 Meter über dem Meeresspiegel und auf dem Bistersberg 387 Meter. In der Talsohle wird die Höhe 198,4 m über NN gemessen.

0.3.Siedlung und Wohnung

Abzweigung nach Bedesbach

Die Häuser stehen zum großen Teil beiderseits der Durchgangsstraße (B 420) und an verhältnismäßig kurzen Seiten- und Parallelstraßen. Ein großes Neubaugebiet entstand seit 1980 direkt an das Dorf anschließend in Richtung Altenglan westlich der Bundesstraße.


0.4.Wüstungen

Im Glantal, unterhalb der heutigen Ortslage bei der Fockenmühle, bestand das Dorf Fockweiler, dessen Existenz außer durch den Namen der Mühle auch durch einige Flurnamen bezeugt ist. 1588: Vockweiler und Fockweiler. Es müsste sich um den Weiler eines "Folko" gehandelt haben.  

0.5.Name

Ernst Christmann vermutete, dass das Bestimmungswort des Ortsnamens auf einen germanischen Personennamen zurückgeht, etwa auf den Namen Bathari. Die neueren Ortsnamenforscher lehnen diese Deutung ab (Haubrichs, auch Dolch). Nach ihrer Deutung steht der Name im Zusammenhang mit der Besiedlung des so genannten Remigiuslandes durch das Erzbistum Reims, wobei ein romanisches Bestimmungswort mit dem germanischen Beinamen -bach verbunden ist. Paters- wäre dann von paternus (väterlich) abgeleitet. Danach wäre Patersbach eine Gründung der Mönche des Remigiuslandes. 1364 Paderspach, 1374 Padersbach, 1546 Pfadersbach, 1609 Pattersbach, 1797 Badersbach  (Vgl. Dolch/Greule 1991 S. 366)

0.6.Wappen

Der Entwurf eines Wappens wird bei Debus wie folgt beschrieben: „In Silber ein blauer Schräglinkswellenbalken, oben rechts ein rotbewehrter und -bezungter blauer Löwe, unten links eine blaue Taube mit einem Salbölfläschchen im Schnabel.“ Wegen des Zusammenschlusses mit der Ortsgemeinde Altenglan wurde dieses Wappen nicht mehr genehmigt. Es ähnelte dem Wappen von Bedesbach, in dem die Taube statt des blauen Salbölfläschchens einen grünen Ölzweig trägt.

0.7.Abriss der Ortsgeschichte

0.7.1.Vor- und Frühgeschichte, Römerzeit

Die Umgebung von Patersbach war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, was durch z. T. noch heute bestehende Grabhügel bezeugt ist. Ein Grabhügel im Sohlwald im Bereich des Fernsehumsetzers ist heute nicht mehr aufzufinden. Von mehreren Grabhügeln auf dem Horstwald liegen zwei im Bereich der früheren Gemarkung Patersbach (heute Ortsgemeinde Altenglan). Die Hügel wurden nicht ausgegraben. Eine genaue Zeitbestimmung ist derzeit nicht möglich. Reste einer vorgeschichtlichen Mauer, die ursprünglich wohl rund um den Gipfel des Bisterbergs führte, wurde bislang noch nicht genauer untersucht. Aus der Römerzeit ist eine villa rustica mit Hypokaustik nachzuweisen, die bereits 1900 entdeckt wurde. Fundstücke kamen nach Speyer. Eine ordnungsgemäße Ausgrabung fand auch in diesem Fall bisher noch nicht statt.

0.7.2.Mittelalter

Die Gründung des heutigen Ortes erfolgte etwa im 8. Jahrhundert entsprechend der Annahme, dass alle Dörfer unserer Gegend mit dem Beinamen -bach in dieser Zeit entstanden sind. Das Dorf lag innerhalb des Besitzes von Reims um Kusel und Altenglan, dessen Grenzen genau bekannt sind. Nach dem Namen zu urteilen, kann es sich um eine direkte Gründung durch Mönche von Reims gehandelt haben, deren Kloster ursprünglich in Kusel stand. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gründeten die Mönche ihr Kloster auf dem Remigiusberg, und fast gleichzeitig übernahmen die Grafen von Veldenz die Vogtei über das Remigiusland. Dieses war in den folgenden Jahrhunderten Besitz des Klosters Saint Remi in Reims, während jedoch die Grafen von Veldenz die eigentliche Herrschaft ausübten. 

Nach einer Urkunde von 1364 mussten alle Dörfer in den Ämtern Altenglan und Brücken unter dem Flursberg für den Unterhalt des frisch vermählten Grafenpaares Heinrich (später Heinrich III. von Veldenz) und der Lauretta von Spanheim aufkommen. In der Urkunde werden alle Dörfer aufgezählt, die zu dem Doppelamt gehörten, und an siebzehnter Stelle wird Paderspach genannt. Das Dorf Patersbach teilte danach  die Geschichte dieses Niederamtes, dessen Hauptorte zeitweise auch Pilsbach und Ulmet waren. Im 18. Jahrhundert stammten die Schultheißen des Niederamtes auch aus Patersbach.

Die Grafschaft Veldenz war 1444 im Mannesstamm erloschen, die Tochter des letzten Veldenzer Grafen Friedrich III. heiratete den Pfalzgrafen Stephan, einen Sohn König Ruprechts. Aus Eigenbesitz von der Kurpfalz und der Grafschaft Veldenz gründete Stephan die Pfalzgrafschaft Zweibrücken. So wie Patersbach von Anfang an zum Remigiusland und auch ab 1124 zu der Grafschaft Veldenz gehört hatte, gehörte es nun zur Pfalzgrafschaft Zweibrücken.

0.7.3.Neuzeit

Das Dorf  teilte die Geschichte der Pfalzgrafschaft Zweibrücken bis zur deren Ende in der Zeit der Französischen Revolution, was sich auch auf die religiöse Entwicklung auswirkte. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Dorf vollkommen zerstört und musste nach dem Krieg neu besiedelt werden. Auch während der französischen Reunionsbestrebungen unter König Ludwig XIV. hatte das Dorf wieder zu leiden. Erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts vollzog sich ein beachtlicher Aufschwung. Zur Napoleonszeit von 1801 bis 1815 gehörte das Dorf zu Frankreich, zur Mairie Ulmet im Canton Kusel des Arrondissements Birkenfeld und zum Saardepartement.

In der nun folgenden bayerischen Zeit wurde am 1. Januar 1818 innerhalb des Landcommissariats Kusel, des späteren Bezirksamts und Landkreises, eine Bürgermeisterei Altenglan gegründet. Zu ihr gehörte neben Altenglan selbst auch Patersbach. Die Bürgermeisterei blieb 150 Jahre lang bestehen bis zur Gründung der Verbandsgemeinde Altenglan.

0.7.4.Neueste Zeit

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging auch die Ära Bayern zu Ende, Patersbach lag nach wie vor im Kreis Kusel und im Regierungsbezirk Pfalz, jedoch in dem neu gegründeten Bundesland Rheinland-Pfalz. Einschneidende Veränderungen ergaben sich durch die Regional- und Verwaltungsreform von 1968. Patersbach verlor im Jahre 1969 seine Selbstständigkeit, wurde zunächst mit Bedesbach, noch im selben Jahr mit Altenglan zu einer Ortsgemeinde vereinigt und ist seitdem ein Ortsteil der Ortsgemeinde Altenglan. Bedesbach wurde wieder eine selbstständige Ortsgemeinde. 

0.8.Wahlergebnisse in Prozent, neuere Ergebnisse siehe Altenglan

SPDKPDDVPNSDAPLandvolk
Reichstag 1924 (Mai)42,1---45,9------
Reichstag 1930 (Sept.)15,723,14,17,4 41,3
Reichstag 1933 (März)11,1 25,0 ---62,8---

0.9.Zeittafel

VorgeschichteHügelgräber in der Gemarkung, Steinwall am Bistersberg
RömerzeitUm 1900 entdeckte villa rustica
8. Jhd.Remigiusland, mögliche Ortsgründung
1124Grafschaft Veldenz
1364Ersterwähnung
1444Pfalzgrafschaft Zweibrücken
1537Einführung der Reformation nach Luther
1588Reformation nach Calvin
1635Totale Zerstörung des Ortes
1801Mairie Ulmet, Canton Kusel, Arrondissement Birkenfeld, Département de la Sarre (Saar)
1816Königreich Bayern, Bürgermeisterei Altenglan, Kanton Kusel
1968Eingemeindung in die Ortsgemeinde Altenglan

0.10.Religiöse Verhältnisse

Patersbach gehörte vom frühen Mittelalter an zu dem Kirchspiel Altenglan. Eine eigene Kirche gab es nie in dem Dorf. Entsprechend der kirchengeschichtlichen Entwicklung in Pfalz-Zweibrücken schlossen sich die Bewohner während der Reformationszeit dem lutherischen Glauben an. 1537 hatte sich in der Kirche von Altenglan endgültig die Reformation durchgesetzt. 1588 mussten alle Bewohner nach dem Willen des Pfalzgrafen Johannes I. zum reformierten Glauben übertreten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Altenglan für längere Zeit nicht mehr der Sitz einer Kirchengemeinde. Wie Altenglan gehörte auch Patersbach zeitweise zum Kirchspiel Hinzweiler, und dann auch zum Kirchspiel Bosenbach. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die römisch-katholische Konfession wieder zugelassen, doch für Patersbach war das nicht von besonderer Bedeutung. Bis in die Gegenwart blieben die Einwohner überwiegend evangelisch.   

0.11.Bewohner

Patersbach war bis in die Neuzeit ein sehr kleines, durch die Landwirtschaft geprägtes Dorf.  Nach den Visitationsprotokollen von 1609 gab es im Dorf 16 Hausstätten mit zusammen 85 Einwohnern. Wie die meisten Dörfer im Kuseler Land wurde auch Patersbach während des Dreißigjährigen Krieges vollkommen zerstört. Nur wenige Menschen überlebten den Krieg. 1688 wurden wieder sechs Familien gezählt, 1704 waren es sieben Familien. Erst im 18. Jahrhundert stieg die Bevölkerungskurve wieder an. Bei der Eröffnung des Urkatasters 1845 standen in Patersbach 24 Häuser, und es dürften etwa 125 Menschen im Dorf gelebt haben. Mit der Industrialisierung stieg die Bevölkerungskurve an bis auf weit über 400 Bewohner in der Gegenwart an, auch bedingt durch das große Neubaugebiet der Ortsgemeinde Altenglan, das sich an das südliche Ortsende des Ortsteils Patersbach anschließt.

Einfirst-Bauernhaus

0.12.Einwohnerzahlen nach Alter (Pfalzatlas):

1825183518711905193919611996
gesamt150196240314300347457
katholisch6 7
evangelisch144 340

0.13.Schule, Kultur, Vereinswesen

0.13.1.Schule

Während im benachbarten Altenglan schon vor dem Dreißigjährigen Krieg wenigstens Versuche stattfanden, eine Schule zu begründen, eröffneten die Bürger von Patersbach und von Bedesbach erst im Jahre 1752 eine gemeinsame Winterschule. Der erste Lehrer hieß Johannes Scherp und kam aus Dennweiler. Die beiden Gemeinden selbst scheinen damals von der Notwendigkeit einer Schule nicht recht überzeugt gewesen zu sein, denn sie mussten zur Einstellung des „Schuldieners“ gezwungen werden. Dieser verdiente im Jahr 9 Gulden bei freier Kost. 1785 wird Daniel Sauerwein als Lehrer genannt, 1792 ein Lehrer mit Namen Venter. Während der französischen Zeit war die Schulstelle vorübergehend verwaist. Im 19. Jahrhundert erhielt Patersbach eine eigene Schule, die bis 1937 als einklassige Schule bestehen blieb. Damals wurde die Schule Patersbach wieder mit der Schule Bedesbach vereinigt. Es entstand eine neue dreiklassige Schule, eine Klasse in Patersbach, die beiden übrigen Klassen im Schulhaus Bedesbach. Seit der Schulreform von 1970 besuchen die Grundschüler die Grundschule Altenglan in Rammelsbach, die Hauptschüler die Regionale Schule in Altenglan.   

0.13.2.Brauchtum und Vereine

Brauchtum

Von altem Brauchtum ist heute wenig erhalten geblieben. Neue Bräuche sind z. B.  die Martinsumzüge. Eine Kirchweih wird am 3. Wochenende im Juli gefeiert.

Vereinswesen

Gegenwärtig bestehen in Patersbach folgende Vereine: Gesangverein, Schützenverein, Landfrauenverein  und Dart-Club-Oase.

0.14.Gesundheits- und Sozialwesen

Am Ort selbst gibt es keine Ärzte. Normalerweise werden Allgemeinärzte und Zahnärzte in Altenglan aufgesucht. Nächstes Krankenhaus ist das Westpfalzklinikum II in Kusel. Außerdem ist die Sozialstation Altenglan-Kusel für die Betreuung pflegebedürftiger Menschen zuständig.

0.14.1.Wirtschaft und Verkehr

Noch immer ein bißchen Landwirtschaft

Das Dorf war ein Bauerndorf, doch schon in der Einwohnerliste bei der Kirchenvisitation von 1609 sind viele Hausherren als „Wingartmann“ aufgeführt, ein Beweis dafür, dass es früher in der Gemarkung viele Weinberge gab. Neben den "Ackerern" wurden damals schon Handwerker aufgeführt, Schneider, Zimmerleute, Leineweber. Von Bedeutung war die Fockenmühle, die von Herzog Wolfgang bewilligt wurde. ("..ein neu mal mül uff der schmalen furch genannt zu bauen und uffzurichten") Der Name Focken, oft auch Vocken, bezog sich nach der Vorstellung zweibrückischer Beamter wohl auf das Wort Furche. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Mühle zerstört und erst lange nach dem Krieg wieder aufgebaut. Eine Renovierung in neuerer Zeit erfolgte 1922. Heute arbeitet die Mühle nicht mehr, doch die Gebäude sind gut erhalten. Nahe bei der Mühle gab es einen bekannten Steinbruch, in dem besonders gute Mühlsteine gebrochen und zugehauen wurden. (Fockensteinbruch am Fockenrech)

Mit Aufkommen der Industrie in Kusel und in Altenglan und seit der Eröffnung der großen Steinbrüche in der Umgebung, vor allem in Rammelsbach, konnten viele Bewohner auswärts ihr Brot verdienen. Auch heute muss die große Mehrzahl der Arbeitnehmer aus dem Ort auspendeln. Am Ort bestand lange Zeit eine Baufirma. Außerdem bestehen derzeit zwei Autowerkstätten. 

0.15.Nachweise

Verfasser: Ernst Schworm

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Theis, Richard: Von der alten und neuen Glanbrücke zwischen Bedesbach und Patersbach, in: Westrichkalender 1963, S. 120-121.

Weitere Literatur s. Altenglan