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Karte 37 ‘Traktor’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 164. [Bild: Georg Drenda (IGL)]

Traktor

Voraussetzung für die Entwicklung von Traktoren oder Ackerschleppern, wie die formelle Bezeichnung der Industrie lautet, war die Erfindung des Verbrennungsmotors im letzten Drittel des 19. Jh. Zur wichtigsten landwirt­schaftlichen Maschine wurde der Traktor in Deutschland ab 1921. In jenem Jahr brachte die Firma Heinrich Lanz AG, Mannheim, den ersten Rohöl­traktor der Welt auf den Markt. Da die Form seines Zylinderkopfes (Glüh­kopf) an die Schnauze einer Bulldogge erinnert, bekam die Zugmaschine den Markennamen Lanz Bulldog. Im Süden Deutschlands bis über den Main hin­aus und linksrheinisch bis fast zur Ahr wurde in den Dialekten und in den regionalen Umgangssprachen der Fahrzeugname Bulldog zur allgemeinen Gattungsbezeichnung, die seitdem für alle Folgemodelle unabhängig von Hersteller und Konstruktionstyp verwendet wird. (Man vergleiche hierzu den analogen Fall Tempo für ‘Papiertaschentuch’.)

Die Hunderassenbezeichnung Bulldogge ist eine Entlehnung des 18. Jh. aus englisch bulldog ‘Hund für Stierhetze’. Das Wort setzt sich zusammen aus englisch bull ‘Bulle, Stier’ und englisch dog ‘Hund’.

Die Karte dokumentiert für das Arbeitsgebiet Bulldog als den bei wei­tem dominierenden Ausdruck. Traktor (dialektal Trakdor u. ä.) findet sich vor allem in Rheinhessen, aber auch in der Südostpfalz und Saarpfalz mit an­schließender Fortsetzung nach Westen. Damit ist die Bezeichnung des Stan­darddeutschen – die einschlägigen Dialektwörterbücher führen sie nicht als Lemma an – bezeichnenderweise auf Gebiete verteilt, die zu den Metropol­regionen Rhein-Main, Rhein-Neckar bzw. zur ehemaligen Industrieregion Saarland gehören.

Traktor ist aus neuenglisch tractor entlehnt. Die ersten Schlepper, damals noch mit Dampfmaschinen ausgestattet, wurden in Nordamerika um die Mitte des 19. Jh. konstruiert. Der Einsatz des Verbrennungsmotors ab der Wende zum 20. Jh. stellte einen Entwicklungsschub dar, der in Europa zu­erst in England zum verbreiteten Einsatz des Fahrzeugs beitrug. Englisch trac­tor ist der Form nach ein Nomen Agentis zu lateinisch trahere ‘ziehen’ und damit das wörtliche Gegenstück zu neuhochdeutsch Schlepper. Dieses Wort (dialektal Schlebber), wahrscheinlich eine Kürzung von Ackerschlepper, findet sich einige Male im Untersuchungsgebiet, häufig als Variante von Traktor. Schlepper be­zeichnet in der Standardsprache Fahrzeuge, die zum Schieben oder Ziehen dienen, wobei jedoch meistens spezifizierende Bestimmungen hinzugefügt werden: Sattelschlepper, Ackerschlepper, Flugzeugschlepper usw. Schlepper ist eine Nomen-Agentis-Ableitung auf ‑er vom Verb schleppen, das in mittelhochdeutscher Zeit aus mittelniederdeutsch slepen übernommen wurde. Diesem entspricht mittelhochdeutsch sleifen, sleipfen ‘schleppen, gleiten machen/lassen, dem Erdboden gleichmachen’. Die Wortgrundlage bildet wahrscheinlich indogermanisch *slei- ‘gleiten’.

Aus Eußerthal (Eu; nordwestl. von Landau) werden vier Varianten ge­meldet. Damit dürfte das gesamte stilistische Spektrum der ortssprachlich üblichen Bezeichnungen genannt worden sein: vom ursprünglichen, basis­dialektalen Bulldog über das neutrale Traktor bis zu der industriellen Be­zeichnung Ackerschlepper und dem amtlich-verkehrsrechtlichen Terminus Zugmaschine – die beiden letztgenannten selbstverständlich eingelautet als Aggerschlebber bzw. Zuchmaschin.

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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