Dörnberg im Rhein-Lahn-Kreis

Zur Geschichte von Dörnberg

Einer Erzählung nach siedelten sich, nachdem sich die Herren von Durenberg zum Bau einer Burg entschlossen hatten, in deren Schatten einige Bauern an. Das auf diese Weise entstandene Dorf habe den Namen Durenberg erhalten. Dieses erste Dorf sei weitgehend abgebrannt. Die meisten Bauern hätten danach neue Häuser an anderer Stelle – entlang der heutigen Dorfstraße – gebaut.[Anm. 1]

Urkundlich zu fassen ist der Ort Dörnberg unter dem Namen „Durrinberg“ zum ersten Mal im Jahr 1360, als ein Eberhard Süß aus Montabaur Höfe in Dörnberg, Kalkofen und Ruprechtsberg an die Gräfin Adelheid von Nassau zurückgibt.[Anm. 2] Damit ist der Ort Dörnberg zwar bereits früher entstanden, allerdings wird insgesamt aufgrund des eher kargen Bodens eine eher späte Ortsgründung angenommen.[Anm. 3]

Für das Jahr 1544 ist eine Kapelle in Dörnberg belegt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Dörnberg 1634 von spanischen Truppen geplündert und zu großen Teilen zerstört. Beim Neuaufbau wurden die Häuser leicht verlegt. Befand sich der Ortskern vor 1634 entlang des heutigen Wirtschaftswegs in Richtung Erkenstein („Flächenanwand“, „Hinter der Anwand“), wurde das Dorf nun entlang der heutigen Hauptstraße gebaut.[Anm. 4]

1643 erwarb der Reichsgraf Peter Melander die Esterau und die Vogtei Isselbach und gründete die „Reichsgrafschaft Holzappel“, zu der auch Dörnberg gehörte.[Anm. 5]

1687 ließen sich Waldenser aus dem Val de Cluson im heutigen Italien in der Esterau nieder. Einige von ihnen leisteten 1690 den Untertaneneid – darunter auch drei in Dörnberg.[Anm. 6] 1736 wurde die Renovierung der Kapelle geplant. Stattdessen wurde aber 1739 eine neue Kirche in Angriff genommen, die 1741 eingeweiht werden konnte. Damit wurde Dörnberg Sitz einer selbständigen Pfarrei, nachdem es zuvor zu Holzappel gehört hatte.[Anm. 7]

1751 nahm die „Grube Holzappel“ ihren Betrieb auf, die teilweise in Dörnberger Gemarkung lag. Dieses Bergwerksunternehmen sollte das Gesicht Dörnbergs in den folgenden 200 Jahren – und darüber hinaus – prägen. 1769 wurde im Bereich von Dörnberg – auf der Straße zwischen Holzappel und Laurenburg – eine Schmelzhütte mit Poch- und Waschwerk errichtet, die von nun an Blei- und Silbererze verarbeitete. Um diese Hütte herum entstand eine Bergmannssiedlung, die den Namen Dörnberg-Hütte erhielt und heute ein Ortsteil von Dörnberg ist.[Anm. 8]

1806 wurde die Grafschaft Holzappel, die unterdessen in Folge von Vererbung Teil der Herrschaft des Hauses Anhalt-Bernburg-Schaumburg geworden war, aufgelöst. Dörnberg wurde nun Teil des neugegründeten Herzogtums Nassau.[Anm. 9]

Mit dem Erfolg der Grube Holzappel stieg auch die Bevölkerungszahl Dörnbergs stetig an. 1820 wohnten 230 Personen in der Gemeinde. 1840 waren es bereits 336. 1828 erhielt Dörnberg eine eigene Schule.[Anm. 10]

Die Versorgung Dörnbergs mit Wasser war im 19. Jahrhundert äußerst schwierig. Bei schlechten Wetterverhältnissen war der Brunnen nur schwer erreichbar. Auch der Bergbau, der den Boden der Gemarkung unterminierte, sorgte für Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit von Wasser. 1894 und 1895 wurde mit einem neuen Brunnen sowie einem windbetriebenen Pumpwerk Abhilfe geschaffen. Seine Blüte, die vor allem auf Steuereinnahmen aus der Grube zurückzuführen war, erlebte Dörnberg in der Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. So wurde der kostspielige Bau einer Hochdruck-Wasserleitung ermöglicht, die 1902 ihren Betrieb aufnahm. Die Einnahmen wurden zudem 1903 in ein neues Schulhaus investiert.[Anm. 11]

Der Erste Weltkrieg war an der Heimatfront vom Mangel geprägt. Im Ersten Weltkrieg fielen 23 Dörnberger. Im Anschluss an den verlorenen Krieg wurde Dörnberg als Teil des Brückenkopfes Koblenz von den Franzosen besetzt. In der Wirtschaftskrise ab 1930 wurde die Grube Holzappel 1931 stillgelegt, was angesichts der starken Abhängigkeit der Dörnberger von der Grube zu starken Schwierigkeiten führte.[Anm. 12]

Über die Auswirkungen der nationalsozialistischen Herrschaft ab 1933 in Dörnberg ist nur wenig bekannt.[Anm. 13] 1937 wurde Kalkofen eingemeindet und ist seither ein zweiter Ortsteil. Der Zweite Weltkrieg endete für Dörnberg am 27. März 1945 mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen.[Anm. 14]

In der Nachkriegszeit veränderte sich gezwungenermaßen das Gesicht des Ortes. 1952 stellte die Grube Holzappel, die im Rahmen der nationalsozialistischen Autarkiepolitik eine kurze Wiederauferstehung gefeiert und zuletzt noch 320 Arbeiter beschäftigt hatte, ihren Betrieb endgültig ein. Seit 1969 besuchen die Dörnberger Kinder die Schule in Holzappel. Die Bevölkerungszahlen in Dörnberg schwanken seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark. 1950 lebten 682 Menschen in der Gemeinde. 1986 war mit 430 Einwohnerinnen und Einwohnern ein Tiefpunkt erreicht. Der Trend kehrte sich jedoch um. 2001 hatte die Gemeinde wieder 604 Einwohner. Seitdem sinken die Zahlen erneut. Heute (Stand 31.12.2019) leben in Dörnberg 459 Menschen.[Anm. 15] 

Verfasser: Christoph Schmieder

Verwendete Quellen und Literatur:

  • Kiefner, Theo: Die Waldenser auf ihrem Weg aus dem Val Cluson durch die Schweiz nach Deutschland. 1532–1820/30. Band 5. Die Ortssippenbücher der deutschen Waldenserkolonien Teil 4,1. Holzappel und Charlottenberg bis 1766. Göttingen 2003.
  • Maxeiner/Rumpf/Menche, Norbert: Was ist Dichtung, was ist Wahrheit? In: Ortsgemeinde Dörnberg (Hrsg.): Chronik Ortsgemeinde Dörnberg. Dörnberg 2013, S. 18–20.
  • Menche, Norbert: Geschichte der Ortsgemeinde, in: Ortsgemeinde Dörnberg (Hrsg.): Chronik Ortsgemeinde Dörnberg. Dörnberg 2013, S. 25–37.
  • Menche, Norbert: Zeittafel, in: Ortsgemeinde Dörnberg (Hrsg.): Chronik Ortsgemeinde Dörnberg. Dörnberg 2013, S. 38–65.
  • Menche, Norbert: Dörnberg und sein Trinkwasser, in: Ortsgemeinde Dörnberg (Hrsg.): Chronik Ortsgemeinde Dörnberg. Dörnberg 2013, S. 106–112.
  • Scheid, Rudolf: Die Grube Holzappel und ihre zweihundertjährige Bergbaugeschichte 1751 bis 1952. In: Förderverein „Heimatmuseum Esterau“ e.V. Holzappel (Hrsg.): Die Esterau. Aus der Geschichte einer ehemaligen Grafschaft. Holzappel 2004, S. 108–145.
  • Schmiedel, Willi: Notizen aus der Schulchronik – 226 Jahre Schule in Dörnberg, in: Ortsgemeinde Dörnberg (Hrsg.): Chronik Ortsgemeinde Dörnberg. Dörnberg 2013, S. 135–165.
  • Seibert, Hubertus: Der Aufstieg des Nationalsozialismus im Rhein-Lahn-Kreis (1925-1933), in: Agnes Allroggen-Bedel (Hrsg.): Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft, Geschichte, Kultur unserer Heimat. Oberwesel/Rhein 1987, S. 219–251.
  • Wilhelmi, Daniel/Menche, Norbert: Lage- und Situationsbericht über die Ortschaften Dörnberg und Kalkofen aus dem Jahre 1814, in: Ortsgemeinde Dörnberg (Hrsg.): Chronik Ortsgemeinde Dörnberg. Dörnberg 2013, S. 76–83.

Zuletzt geändert: 30.09.2020.

Anmerkungen:

  1. Menche/Maxeiner/Rumpf, S. 18f. Zurück
  2. Menche, Geschichte, S. 25. Zurück
  3. Menche, Geschichte, S. 26; Beschreibung der landwirtschaftlichen Güte des Bodens bei Wilhelmi, S. 77. Zurück
  4. Menche, Geschichte, S. 26. Zurück
  5. Geschichte, S. 27. 1680 hatte Dörnberg 95 Einwohnerinnen und Einwohner. 1685 kam es in Dörnberg, das wie die gesamte Esterau vor 1630 sowie seit 1649 dem reformierten Bekenntnis angehörte, zu einem „Bildersturm“. Dabei wurden einige Kultgegenstände entfernt und teilweise vergraben.Menche, Zeittafel, S. 45. Zurück
  6. Kiefner, S. 26. Zurück
  7. Menche, Geschichte, S. 27. Zurück
  8. Menche, Zeittafel, S. 45; Menche, Geschichte, S. 27f.; Maxeiner/Menche, S. 19f. Zurück
  9. Menche, Geschichte, S. 28. Zurück
  10. Menche, Geschichte, S. 28. Zurück
  11. Geschichte, S. 29f.; Menche, Dörnberg und sein Trinkwasser, S. 107f. Zurück
  12. Menche, Zeittafel, S. 55; Scheid, Grube, S. 131; Seibert, Aufstieg, S. 232; Schmiedel, Notizen, S. 174. Zurück
  13. Schmiedel, Notizen, S. 158. Die Schulchronik enthält allerdings einige Angaben. Zurück
  14. Menche, Zeittafel, S. 57; Schmiedel, Notizen, S. 159; Menche, Geschichte, S. 31. Zurück
  15. Schmiedel, Notizen, S. 162f.; https://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/content.aspx?id=103&l=3&g=0714103030&tp=1027 (29.07.2019) Zurück