Welterod im Rhein-Lahn-Kreis

Welterod

Aus dem Namen der Ortsgemeinde Welterod lässt sich schließen, dass der Ort vermutlich aus einer Waldrodung entstanden ist.

Welterod wurde erstmals 1132 schriftlich erwähnt. Durch eine Urkunde überträgt Graf Ruprecht I. von Laurenburg seinen Besitz, das Kloster Schönau in Strüth mit den zugehörigen Besitzungen in den Orten Welterod und Lipporn, an Adalbert I. von Nassau, dem Mainzer Erzbischof. Die drei Gemeinden Welterod, Strüth und Lipporn bilden noch heute eine Vogtei.

Die gemeinsame Pfarrkirche von Welterod und Lipporn wurde um 1144 dem Kloster Schönau intorroniert, d.h. einverleibt. Damit gingen ihre Einkünfte und Pfarrechte auf den Konvent und den Abt von Schönau über. Der Abt war von nun an Pfarrer in Welterod, Strüth und Lipporn und ließ den Pfarrdienst von Mönchen seines Klosters als Vikaren versehen.

Seit 1361 war Welterod Teil des Vierherrischen Territoriums auf dem Einrich. 1581 ging es an die Grafen von Nassau über.

Im Dreißigjährigen Krieg erfuhr Welterod wie fast alle umliegenden Dörfer großes Leid durch die umherziehenden Truppen, Seuchen und Hungersnöte. Auch wurde es durch seine Nähe zum Kloster häufiger geplündert.

1806 wurde Welterod dem Herzogtum Nassau einverleibt, welches wiederum im preußisch-österreichischen Krieg 1866 vom Königreich Preußen annektiert worden war. Von 1815 bis 1905 war die Einwohnerzahl von 356 auf 424 Personen gewachsen.[Anm. 1]

Nach dem Krieg befand sich der Ort in dem ironisch als „Freistaat Flaschenhals“ bezeichneten kleinen Gebiet zwischen den Besatzungszonen der Amerikaner und Franzosen. Dieses politisch bizarre Konstrukt existierte vom 10. Januar 1919 bis zum 25. Februar 1923. An diesem Tag marschierten marokkanische Hilfstruppen der französischen Besatzungsmacht im "Freistaat Flaschenhals" entgegen des Versailler Vertrages vom 28. Juni 1919 ein.

Wie genau sich der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg auf Welterod auswirkten, ist noch nicht erforscht. Am 10. Juni 1942 wurden Emma und Hedwig Schönberg mit neun anderen jüdischen Einwohnern Welterods nach Theresienstadt deportiert. Insgesamt wurden sechs Juden aus der Gemeinde in Konzentrationslagern ermordet.[Anm. 2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Welterod Teil der französischen Besatzungszone und befand sich genau an der Zonengrenze zu dem US-amerikanisch besetzten Hessen.

1946 kam der Ort in das neu entstandene Bundesland Rheinland-Pfalz. Seit 1972 gehört er der Verbandsgemeinde Nastätten im Kreis Rhein-Lahn an.

Verfasserin: Katrin Kober

Erstellt am: 27.08.2020

Anmerkungen:

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Welterod, Bevölkerung – Zeitreihen, http://www.infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/tscontent.aspx?id=103&l=3&g=0714107137&tp=1027&ts=tsPop01 (Aufruf am 14.08.2020). Zurück
  2. Seibert, Hubertus: Zwischen Integration und Deportation. Zur Geschichte der Juden im Rhein-Lahn-Gebiet (1918-1945). In: Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft – Geschichte – Kultur unserer Heimat. Hrsg. v. der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises. Oberwesel/Rhein 1987, S. 252ff. Zurück