Dorf- und Geschichtsverein Essenheim

"Festung Essenheim"

Bilder und Geschichten rund um die Selzstellung

Infanterieraum der Selzstellung vor der Sprengung

Vortrag am 16. April 2010 in Essenheim, Haus St. Martin

Die Festung Mainz ist in der Stadt allgegenwärtig und Gegenstand einer breiten Berichterstattung. Von der Festung Essenheim und den übrigen Festungsanlagen in Rheinhessen spricht heute allerdings kaum jemand mehr. Dieser Teil der rheinhessischen Geschichte ist in der Region vergessen. Und das obwohl diese Festungsanlagen zwischen 1908 und 1922 Jahre die Menschen in Rheinhessen berührt und die Landschaft entscheidend geprägt haben. Bis Mitte des Ersten Weltkriegs wurden auf einer Länge von 26 km mehr als 300 Festungsanlagen, Lagerplätze, Wasserwerke, Telegrafenstationen und Betonbunker errichtet, die sich halbkreisförmig durch die rheinhessischen Ortschaften Heidesheim, Wackernheim, Essenheim, Ober-Olm, Nieder-Olm, Zornheim, Ebersheim und Gau- Bischofsheim erstreckten. Das größte dieser Forts hatte mehrere Stockwerke, war für die damalige Zeit mit der modernsten Technik ausgestattet und kostete alleine so viel wie Christuskirche in Mainz. Die Versorgung des Forts und der übrigen Festungsanlagen verlief über eigens erbaute Militärstraßen und den parallel dazu verlaufenden, rund 40 Kilometer langen Festungsbahnen. Auch Elektrizität haben viele Dörfer in Rheinhessen sehr früh im Zusammenhang mit der Selzstellung erhalten.

Insgesamt zehn Festungsanlagen einschließlich Militärstraße und Festungsbahn gehörten zum Festungsabschnitt Essenheim. Es waren große und wehrhafte Anlagen. Die einzelnen Infanteriestützpunkte waren beispielsweise je 37 Meter lang und für 250 Mann ausgelegt.

Fort Wohlgemuth nach der Sprengung 1921
[Bild: Stadtarchiv Mainz]

Georg Bertz und Dr. Rudolf Büllesbach aus Ebersheim beschäftigen sich seit Jahren mit der Erforschung der Selzstellung. Seit 2007 stellen sie in Vorträgen und auf der Internet-Seite "Bollwerk Mainz/Selzstellungen" die Ergebnisse ihrer Forschungen vor. Auf Einladung des Dorf- und Geschichtsvereins und der Gemeinde Essenheim referierten die beiden am 16. April im Haus St. Martin über die Selzstellung im Allgemeinen und den Festungsabschnitt Essenheim im Besonderen. Unterstützt wurden sie dabei von unserem Vereinsmitglied Adam Braunewell, der bestens mit den örtlichen Verhältnissen vertraut ist und aus eigener Erfahrung über die Beseitigung der Festungsanlagen während der Flurbereinigungsverfahren in den 1970er Jahren berichten konnte.

Überraschend war das enorme Interesse an dem Thema. Mehr als hundert Besucherinnen und Besucher aus Essenheim und den umliegenden Gemeinden verfolgten aufmerksam die Ausführungen der Referenten und beteiligten sich aktiv an der anschließenden Diskussion.

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